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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Alle waren erschöpft, ihre Gesichter bis zur Unkenntlichkeit durch Rauch und Asche geschwärzt, ihre Lungen brannten, die Augen tränten. Doch der Wind kam in Böen, und das Inferno zeichnete sich noch immer vor dem hellen Morgenhimmel ab, verschlang Farmhäuser, Scheunen und Nebengebäude, wälzte sich über die weiten Ebenen wie ein großes, glühend heißes Meer.
    Ben fällte weiterhin Bäume, um eine Feuerschneise zu schaffen, während er die Wassertanks und die Freiwilligen im Auge hatte, die noch eintrafen. Viele von ihnen waren jung und unerfahren in der Brandbekämpfung, und obwohl es einen harten Kern aus erfahrenen Männern gab, wusste er nur zu gut, wie schnell Unfälle passieren konnten, wenn Übereifer und Müdigkeit zusammenkamen.
    Eine schwere Hand krallte sich in Bens Schulter, und er fuhr zusammen. »Gib mir die Axt, mein Sohn. Ich löse dich hier ab, und du ruhst dich aus.«
    Ben packte die Axt fester, denn er hatte nicht vor, sie abzugeben. Sein Vater war innerhalb der letzten Stunden gealtert; sein sonst so robustes rötliches Gesicht war grau und von Schwäche und Qual gezeichnet. »Ich brauche jemanden, der einen Wassertank übernimmt«, sagte er. »Der junge Peter Baker war zu lange auf sich allein gestellt.«
    Bob Freeman zog die buschigen Augenbrauen hoch und zwinkerte. »Schick einen alten Mann zur Arbeit für kleine Jungs, wie? Gönn dem Alten eine kleine Ruhepause?«
    »So ungefähr, Dad«, sagte Ben. »Mum wird mir nie verzeihen, wenn du einen Herzanfall kriegst und tot umfällst – und ich muss sagen, du siehst so elend aus, als würdest du jederzeit umkippen.«
    Bob schaute ihn wütend an und schob den verschwitzten Hut in den Nacken. »Ich bin so stark und gesund wie alle anderen – und das hier ist mein Anwesen. Ich habe ein Recht, es zu verteidigen.« Er seufzte tief und betrachtete die schwelenden Scheunen und Pferche, die verkohlten Überreste des Küchenhauses und den Werkzeugschuppen. »Was noch davon übrig ist«, murmelte er.
    »Wenigstens hast du das Vieh rechtzeitig gerettet«, meinte Ben. »Und das Farmhaus steht noch. Wo ist Mum?«
    »Ich habe sie und deine Schwestern mit den anderen Frauen und Kindern nach Morgan’s Reach geschickt. Wollte mir nicht neben allem anderen auch noch um sie Sorgen machen. Was meinst du, schlagen wir diesen Schweinehund?«
    Ben schaute in den perlgrauen Himmel hinter den Rauchwolken und lodernden Flammen und sah die unheimlichen schwarzen Gewitterwolken, die sich im Osten auftürmten. »Wenn der Wind sich dreht und die Wolken da Regen mitbringen, dann haben wir eine Chance, den Brand schneller unter Kontrolle zu kriegen.«
    »Und wenn nicht?«
    Ben lockerte die angespannten Muskeln in Nacken und Schultern und seufzte. »Dann machen wir weiter, solange es nötig ist.«
    Bob berührte noch einmal Bens Schulter und nickte. »Schätze mal, der Junge könnte eine Pause gebrauchen. Ich übernehme den Wassertank.«
    Ben sah seinem Vater nach, bis die stämmige Gestalt von Rauchschwaden verschluckt wurde. Die Freemans bewirtschafteten Wilga seit vier Generationen – sie hatten gegen Brände, Überschwemmungen und Trockenheit angekämpft, um die Farm so erfolgreich zu machen, wie sie war, und er wollte verflucht sein, wenn er zuließ, dass sein Erbe von diesem verdammten Feuer vernichtet wurde.
    Er packte die Axt und wollte schon weitermachen, als er einen Warnruf aus der vorderen Reihe vernahm.
    Eine alte Kasuarine ragte über Charley und dem jungen schwarzen Jackaroo auf; von ihrem Diadem aus brennenden Blättern und Ästen regneten Funken auf die Köpfe der Männer, während sie langsam und majestätisch auf sie herabfiel. Die beiden erstarrten.
    Alle Männer in der Nähe riefen ihnen Warnungen zu, schrien, sie sollten weglaufen, und eilten sogar hinzu, um sie in Sicherheit zu bringen.
    Die Jungen fuhren plötzlich aus ihrer Trance auf und ergriffen die Flucht – winzige Gestalten vor dem gigantischen Baum mit den ausladenden Ästen, die immer näher kamen.
    Doch die schwere Baumkrone beschleunigte den Fall, und die brennenden Äste erwischten Charley und den Jungen im Lauf und nagelten sie auf dem Boden fest. Sie begannen zu schreien und zu strampeln, doch die Flammen fielen gierig über sie her.
    Ben und die anderen rannten zu ihnen, schlugen Äste ab, riefen nach Wasser, erstickten die Flammen mit Erde, Schaufeln und Säcken und versuchten verzweifelt, die beiden lebend zu bergen. Schwitzend bemühten sie sich, die schweren Äste

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