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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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suchte er nach einem Fluchtweg.
    »Das weiß ich, Freundchen«, sagte Ben. »Aber jetzt wird es Zeit, nach Hause zu gehen.«
    Danny hatte die Hände zu Fäusten geballt und beäugte Ben streitlustig durch eine braune Haarsträhne, die ihm ins Gesicht gefallen war. »Sie haben uns nichts zu sagen.«
    »Das habe ich gerade«, erwiderte er milde. »Ein starkes Gewitter zieht auf, und eure Mütter wollen, dass ihr nach Hause kommt.«
    »Ich will nicht nach Hause«, widersetzte sich Danny. »Sie sind nicht mein Vater. Ich muss Ihnen nicht gehorchen.«
    Ben betrachtete nachdenklich den trotzigen Zug um das Kinn des Jungen. Dessen braune Augen drückten jedoch nur den Schmerz aus, den er unterdrücken wollte, und Ben erkannte, dass Danny trotz seines großmäuligen Getöses nur ein kleiner Junge war, der Mühe hatte, mit der Bürde des Lebens zurechtzukommen. »Tut mir leid, Kumpel«, sagte er mild, »aber ich trage hier oben die Verantwortung, und ob es euch gefällt oder nicht, ihr könnt nicht bleiben.«
    »Dann gehen wir lieber«, murmelte Billy Blue und senkte den Kopf, um Bens Blick auszuweichen. »Mum wird ziemlich sauer, wenn ich zu spät zum Essen komme.«
    Danny trat von einem Bein auf das andere. Er wollte nicht nachgeben, wusste aber, dass ihm in dieser Situation nichts anderes übrig blieb. »Wir können nicht gehen, solange Sie im Weg stehen«, knurrte er.
    Ben trat zur Seite und ließ ihnen keine andere Wahl, als durch die Felsblöcke hinaufzuklettern. »Du steigst voran, Billy. Danny und ich folgen.« Er hatte keine Skrupel, die Jungen über die Felsen klettern zu lassen – sie waren geschmeidig wie Eidechsen –, vermutete jedoch, dass Danny versuchen würde auszubüxen, sobald sie oben angelangt wären.
    Billy begann den Anstieg, und Ben folgte dicht hinter Danny, bereit, ihn zu packen, sobald dessen Füße den Gipfel erreichten. Als sie sich dem Gipfel näherten, setzte Danny tatsächlich plötzlich zu einem Spurt an, aber Ben war schneller. Auf der Anhöhe packte er den Jungen am Hinterteil seiner kurzen Hose.
    »Lassen Sie mich los!«, rief der Junge wütend und trat um sich.
    »Erst, wenn du im Wagen sitzt. Und wenn du nicht aufhörst, mich zu treten, lege ich dich über die Schulter, werfe dich auf die Ladefläche und binde dich wie einen kleinen Viehhund an.«
    »Das sag ich meiner Mum!«, schrie Danny, das Gesicht vor Zorn rot angelaufen.
    »Nur zu, Kumpel! Aber deine Mum hat mich gebeten, dich nach Hause zu bringen, und genau das habe ich vor.«
    Er hielt den Jungen weiterhin fest und schaute ihn ruhig und entschlossen an, bis dessen Kampflust erlahmte. Noch immer ließ Ben Danny nicht los, denn er traute ihm nicht. »Schon besser«, sagte er leise. »Und jetzt kannst du mir mal zeigen, wie gut du einen Kleinlaster fahren kannst.«
    Danny riss die Augen weit auf und schaute zu Ben hoch, der in dem schmutzigen Gesicht des Jungen unwillkürliche Aufregung ablesen konnte. »Wirklich? Sie wollen mich fahren lassen?«
    Ben nickte und löste den Griff an der Hose des Jungen, bevor er hinter Billy auf den Beifahrersitz kletterte. »Das nächste Mal bist du an der Reihe, Kumpel«, versicherte er dem Aborigine, der ein wenig enttäuscht wirkte.
    Danny kletterte auf den Fahrersitz und rückte ihn nach vorn, um mit den nackten Füßen an die Pedale zu reichen. Wie die meisten Kinder im Outback hatte er schon in sehr jungen Jahren fahren gelernt, denn niemand konnte den Notfall vorhersehen, der diese Fähigkeit eines Tages erfordern würde. Es war am besten, wenn man stets auf alles vorbereitet war.
    Die Rückfahrt nach Morgan’s Reach war, gelinde gesagt, riskant, aber sie schafften sie in einem Stück. Vor dem Krankenhaus warteten Rebecca und Sarah bereits. Ihre Mienen verhießen nichts Gutes für die beiden Ausreißer.
    Billy flitzte los und konnte gerade noch Sarahs Griff nach seinem Ohr ausweichen, aber Danny hatte nicht so viel Glück. Rebecca hievte ihn aus dem Wagen, versetzte ihm einen Klaps auf den Hintern und befahl ihm, ins Haus zu gehen.
    »Danke, Ben.« Sie lächelte abwesend. »Tut mir leid, dass sie dir solche Umstände gemacht haben. Möchtest du auf eine Tasse Tee reinkommen?«
    »Lieber nicht«, sagte er bedauernd. »Ich muss wieder zurück und das Gewitter im Auge behalten.«
    »Dann sehen wir uns morgen Nachmittag.« Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und bedankte sich noch einmal, bevor sie ins Haus eilte, um sich Danny vorzuknöpfen.
    Ben fuhr zurück auf die Hochebene, gewärmt

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