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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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in Gedanken wieder zu seinem Dilemma zurückkehrte.
    Er hatte den Krieg überlebt und war nach Hause zurückgekehrt, wo er feststellen musste, dass sein Kumpel John Blake nicht so viel Glück gehabt hatte – ebenso wie viele andere. Maggie hatte längst geheiratet und war nach Darwin gezogen. Die Entfernung zu ihr und die Zeit hatten die Wunde geheilt, und als er Rebecca wiedertraf, fühlte er sich sogleich zu ihr hingezogen. Es erstaunte ihn, wie schnell sie sein Herz erobert hatte.
    Dennoch war er auf der Hut. Er wollte nicht wieder verletzt werden, und auch Rebecca war noch immer verwundbar, nachdem sie Adam verloren hatte. Er versuchte, nichts zu überstürzen und zu verstehen, dass sie und Danny Zeit brauchten, um eine neue Bindung einzugehen, aber es fiel ihm zunehmend schwer, sich in Geduld zu fassen. Und trotz Rebeccas gegenteiliger Versicherung hatte er allmählich den Verdacht, dass ihr Zweifel gekommen waren.
    Eine Bewegung im Schatten weckte Bens Aufmerksamkeit. Er schaute gerade noch rechtzeitig hin, um einen Blick auf hellrotes Haar und zwei rennende Gestalten zwischen den Bäumen zu erhaschen.
    »Treffer!«, murmelte er, während er weiterfuhr, als habe er die Jungen nicht bemerkt. Billy Blue und Danny waren unterwegs zu den Höhlen am Berghang – einem beliebten Versteck für Generationen von Jungen. Er würde ihnen Zeit lassen, sich darin einzurichten in dem Glauben, sie seien in Sicherheit, bevor er sie nach Hause schleifen würde.
    Er passierte den nahezu unsichtbaren Pfad, der zu den Höhlen und zu einem Wasserfall führte, und fuhr den steilen Abhang hinauf bis an die Stelle, an der er ein großes Stück Land gerodet hatte, um sein Haus auf den Vorsprung eines abgeflachten Berges zu setzen.
    Das Gebäude war nicht groß, aber er war stolz darauf. Die Wände bestanden aus dicht zusammengefügten Baumstämmen, die er aus dem Busch geholt hatte; der Kamin aus schwarzen Felsbrocken, die auf dem Berg verstreut lagen. Das Wellblechdach ragte tief über die Fenster, von denen man einen unverstellten Blick über das Laubdach des Busches und auf die Ebenen der direkten Umgebung und die Berge in der Ferne hatte.
    Die Küche und die beiden Schlafzimmer gingen von einem großen Wohnzimmer in der Mitte ab. Den Luxus eines innen liegenden Bades hatte er zwar nicht, aber er konnte sich draußen, im Freien, in einen alten Zinnkübel setzen und bis zum Hals in warmem Wasser aus dem Kupferboiler baden und den phantastischen Ausblick genießen in der sicheren Gewissheit, dass man ihn nicht sehen und stören konnte. Nach dem Lärm und den Schrecken des Krieges war dies sein Refugium, und er konnte sich nichts Schöneres vorstellen, als es mit Rebecca und ihrem Sohn zu teilen.
    Er stellte den Wagen ab, stieg aus und begab sich nicht zur Haustür, sondern zu dem hohen steinernen Wachturm, den er neben dem Haus errichtet hatte. Er hatte Django die Beobachtung überlassen, während er rasch in die Stadt gefahren war. Ben vertraute dem älteren Aborigine vollauf, wusste aber auch, dass es mit der Aufmerksamkeit des Mannes nicht weit her war, wenn man ihn zu lange sich selbst überließ.
    Djangos breites braunes Gesicht strahlte, als Ben die hohe Holzplattform betrat. »Alles klar, Boss«, sagte er fröhlich. »Obwohl schweres Gewitter kommt. Schätze, heute Abend hier.«
    »Danke, Kumpel. Geh und iss was, solange ich hier bin! Aber halte dich nicht allzu lange auf – ich muss zwei Rowdys aufsammeln und nach Hause bringen.«
    »Die Jungs wieder Unsinn machen, was?« Djangos bernsteinfarbenen Augen glitzerten belustigt, während er den verschwitzten Hut über den buschigen Haarschopf zog. »Sarah sich Billy Blue mal zur Brust nehmen müssen, aber das wohl nichts nützen. Der Junge sein wild. So wild wie sein rotes Haar.« Er schüttelte noch immer den Kopf und lachte in sich hinein, als er die Leiter herunterstieg und auf der Suche nach etwas Essbarem ins Haus ging.
    Ben nahm das Fernglas und betrachtete das Panorama, das sich hinter den Baumwipfeln ausbreitete. Die schwere Luft stand. In der Ferne grollte Donner, und über den Bergen gingen gezackte Blitze nieder. Dunkle Wolken zogen sich zusammen und warfen tiefe Schatten über die Ebenen und felsigen Ausbisse. Von Feuer jedoch keine Spur – zumindest noch nicht.
    Ben stellte das Fernrohr auf die Baumwipfel ein und fand oberhalb des tröpfelnden Wasserfalls die Höhlen, die Djangos Stamm einst als Zufluchtsort gedient hatten und wo sich noch immer uralte

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