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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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ab und machte sich auf den Heimweg.
    Er blieb noch lange dort stehen, nachdem der Junge fort war, und ging schließlich auf demselben Weg durch den Wald zurück. Er hatte seinen Seesack in der Höhle gelassen und musste sich eine Weile ausruhen, bevor er seine letzte Aufgabe erledigte. Dann würde er Morgan’s Reach endgültig hinter sich lassen und seine Reise entlang des Großen Weißen Wegs antreten.
    Er schmunzelte in sich hinein, als ein dunkler Schatten durch eine dichte Gruppe von Eukalyptusbäumen huschte. »Er ist unterwegs nach Hause, Django. Du kannst jetzt aufhören, mir zu folgen.«
    Der Schwarze tauchte hinter einem Stamm auf und betrachtete ihn nachdenklich. »Du haben noch immer Ohren und Augen wie ein Schwarzer, wie ich dir beigebrungen«, sagte er barsch. »Haben dich lange mit den Geistern hören. Warum du nicht kommen nach Hause wie die anderen Weißen?«
    Er schenkte dem Mann ein Lächeln, der ihn so viele Überlebenstechniken gelehrt hatte. »Die Geister rufen mich, Django. Sie singen jetzt jeden Tag, und bald muss ich mit ihnen gehen.«
    »Geister singen für dich?« Djangos hellbraune Augen drangen bis in sein Innerstes vor, und er betrachtete ihn lange, um ihm dann unbeirrt eine dunkle Hand auf den Bauch zu legen. Dann nickte der Aborigine bekümmert. »Geister singen. Du sein ganz bald bei ihnen.«
    Er erwiderte seinen ruhigen, verständnisvollen Blick und verneigte sich respektvoll. »Jetzt weißt du, warum ich nicht heimgekehrt bin. Pass für mich auf sie auf, Django! Auf Wiedersehen, alter Freund.« Er reichte ihm zum Abschied die Hand.
    Django blickte ihm nach. Der Regen tropfte durch das Blätterwerk der Bäume und bildete schließlich einen feinen Vorhang zwischen ihm und dem Mann, den er mit Stolz einen Freund nennen konnte, und tiefe Trauer überkam ihn. Sein Freund ging bereits mit den Geistern der Ahnen – er konnte sehen, wie sie ihn dorthin führten, wo sie ihr letztes Lied singen und ihn mit auf die Sternenreise durch den Himmel nehmen mussten.
    Django stimmte leise den rituellen Trauergesang seines Volkes an, als der Regen auf das Laubdach prasselte. Nach dem letzten Ton wandte er sich ab und ging zur Straße. Er würde das Geheimnis seines Freundes hüten.

19  
      
    D er Ansturm der Verletzten hatte nachgelassen. Die Patienten, die laufen konnten, waren nach Hause zurückgekehrt, und bis auf drei oder vier eher schwerwiegende Fälle, die noch bleiben mussten, war das Krankenhaus nun ruhig und leer.
    Amy hatte George mit zu Gwyneth hinübergenommen; sie wollten ihr helfen, die Tiere zu füttern. Terence und Sandra gönnten sich ein paar freie Minuten auf der hinteren Veranda, und die jungfräulichen Schwestern waren zu einer wohlverdienten Pause nach Hause gegangen. Der Geistliche aus Blackall war eingetroffen und würde bei Frances Baker wohnen, denn die Beisetzungen waren für den späten Nachmittag angesetzt.
    Die Nachricht, dass das Feuer gelöscht war, bedeutete für alle eine große Erleichterung, und obwohl einige jemanden verloren hatten, der ihnen nahestand, und andere ihr Zuhause eingebüßt hatten, war man sich im Allgemeinen einig, dass es viel schlimmer hätte kommen können, wenn die weit versprengten Bewohner der Gemeinde nicht zusammengehalten hätten.
    Inzwischen war es später Vormittag, und Rebecca schritt auf der Veranda auf und ab, hin und wieder nach einer Spur von Danny Ausschau haltend. Ihre Nerven waren zerrüttet. Seit der Nachricht, dass Django ihn gefunden hatte, waren Stunden vergangen, und das Warten fiel ihr zunehmend schwerer.
    Sie spähte noch einmal durchs Fliegengitter und entdeckte seine kleine Gestalt im Regen. Er schlenderte die Straße entlang, als wäre er nur fünf Minuten fort gewesen. Ihr Herz tat vor Freude einen Sprung. »Danny!«, rief sie und stürmte hinaus. Sie flog förmlich über die Stufen und rannte zu ihm.
    Dannys schmutziges kleines Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. Er beschleunigte die Schritte. »Mum! Mum, es ist alles in Ordnung.«
    Rebecca fiel auf die Knie, nahm ihn in die Arme und hielt ihn fest, bedeckte sein Gesicht mit Küssen und Tränen. Sanft fiel der Regen auf sie hernieder. »Ich hatte solche Angst. Ich dachte schon, ich hätte dich verloren.«
    »Schon gut, Mum, ich war mit John Miller zusammen und –«
    »Ich weiß. Django hat es mir gesagt. Aber das war schon vor Stunden.« Sie schaute ihn durch ihre Tränen an und berührte seine Wunden und Prellungen im Gesicht und an den Armen. »Du

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