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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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hast dich verletzt. Was ist passiert?«
    »Ich bin von einer Felswand gefallen«, erzählte er mit einem Anflug von Prahlerei. »John hat mich ein bisschen sauber gemacht. Es tut nicht weh.«
    Sie fragte sich, was um alles in der Welt er auf einer Felswand zu suchen hatte. Aber das spielte vorerst keine Rolle. Sie hatte ihn wieder – Fragen hatten Zeit bis später. Zärtlich strich sie ihm die feuchten Haare aus der Stirn. »Ich hab dich so lieb, Danny. Bitte, lauf nie wieder weg!«
    Er schlang die Arme um ihren Hals und drückte das Gesicht an ihre Wange. »Ich hab dich auch lieb, Mum, und es tut mir leid, dass ich dich zum Weinen gebracht habe. Ich verspreche, ich geh nie wieder weg, ohne es dir vorher zu sagen.«
    Sein Versprechen klang aufrichtig, und sie war sicher, dass er es in diesem Augenblick auch so meinte. Aber würde er es bald vergessen und wieder verschwinden? Sie musste darauf bauen, dass dem nicht so war; dennoch würde sie ihn fortan besser im Auge behalten.
    Ohne auf den Regen zu achten, der jetzt in Strömen fiel und sie beide durchnässte, hielt sie ihr teures Kind fest an sich gedrückt und dankte Gott, dass er Danny vor Schaden bewahrt hatte. »Du warst so lange weg, Junge. Wo warst du denn – und warum hat Django dich nicht wie versprochen zurückgebracht?«
    Danny wand sich aus ihrer engen Umarmung und schaute sie stirnrunzelnd an. Sie erhob sich langsam. »Ich habe Django seit Tagen nicht gesehen. John hat mich zurückgebracht.«
    Das verwirrte Rebecca, aber sie sagte nichts und spähte durch den Regen ans Ende der Straße. Von Miller oder Django war keine Spur zu sehen. »Ich sehe ihn nicht.«
    Danny schaute mit ernster Miene zu ihr auf. »Er muss woandershin. Aber er hat gesagt, wenn er wieder hier vorbeikommt, besucht er uns.« Er legte seine kleine Hand in ihre. »Er ist ein toller Kerl, Mum. Er war auch in der achten, so wie Dad und John Blake, und er war sogar kurz in Malaya, bevor man ihn nach Burma geschickt hat. Du würdest ihn mögen.«
    Rebecca betrachtete ihn nachdenklich. »Bestimmt. Vielleicht kommt er ja eines Tages wieder, und ich kann mich bei ihm dafür bedanken, dass er auf dich aufgepasst hat.«
    Der Regen war nach der erdrückenden Hitze kühl und erfrischend, doch da sie beide bis auf die Haut durchnässt waren, führte Rebecca ihren Sohn zum Krankenhaus. »Du hast nach ihm gesucht, nicht wahr? Um ihm Fragen über den Krieg zu stellen.«
    Er nickte zögerlich, und sie zog ihn an ihre Seite, um ihn zu beruhigen, doch ihr Puls raste bei dem Gedanken, was ihrem Sohn wohl durch den Kopf gegangen sein musste, um so etwas zu tun. »Geht es dir denn jetzt mit allem besser?«
    Sie hatten die Stufen zur Krankenhausveranda erreicht, und Danny blieb stehen. Er schaute zu ihr auf. »Ich weiß jetzt, dass Daddy nie wiederkommt«, sagte er mit einem Kloß im Hals. »Aber das ist in Ordnung, Mum. John hat mir etwas erklärt, weißt du, und von jetzt an werde ich der beste Junge sein – so gut es geht – und Dad stolz machen.«
    Rebecca hatte keine Ahnung, was der mysteriöse John Miller ihrem Sohn gesagt haben könnte, aber anscheinend hatte es funktioniert. »Dein Dad war immer stolz auf dich, Danny. Und ich bin sicher, dass er über dich wacht und weiß, dass du eines Tages ein netter junger Mann sein wirst.«
    Danny nickte gedankenverloren und durchbrach den feierlichen Moment mit einem breiten Grinsen. »Ich bin am Verhungern. Kann ich ein Specksandwich haben?«
    Rebecca spürte, wie die Anspannung nachließ, und lachte. »Da es so ein besonderer Morgen ist, kannst du alles haben, was du willst.« Granny Gwyn, Terence und Sandra warteten auf sie, ihre lächelnden Gesichter und ihre Tränen zeugten von großer Erleichterung und der Freude, Danny wieder zu Hause zu haben. »Aber kann sein, dass du ein bisschen drauf warten musst. Sieht ganz so aus, als wäre da ein Begrüßungskomitee für dich.«
    Nachdem Danny von allen geherzt und geküsst worden war, gab man ihm trockene Kleidung. Terence untersuchte ihn, dann wurde er zu seinem Großvater gebracht, während Jane ihm ein dickes Sandwich zubereitete.
    Hugh hatte es geschafft, ihn anzulächeln und sein Haar zu zerzausen, bevor er wieder einschlief, und Danny musste sich damit abfinden, dass es noch eine Weile dauern würde, bis er und sein Großvater ihre Abenteuergeschichten und Erlebnisse austauschen könnten.
    Rebecca sah Danny zu, als er eine Tasse Kakao trank und das riesige Specksandwich aß, von dem Fett und

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