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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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bemüht, das stetige Trommeln zu übertönen. »Komm, Kumpel. Lass uns hier verschwinden, bevor wir noch ertrinken.«
    Der Mann, der sich John Miller nannte, schaute aus der Höhle auf die dicken Wolken, die sich über dem Laubdach ballten. Der Wind hatte gedreht, und er glaubte Regen in der Luft zu riechen. Bald wäre das Feuer gelöscht, und die Männer würden nach Morgan’s Reach zurückkehren. Zeit für ihn, wieder zu verschwinden.
    Danny hatte seinen Tee getrunken und alle Törtchen gegessen, während er ihn mit Fragen bombardiert hatte. Er hatte so wahrheitsgetreu geantwortet, wie es ihm möglich war, doch als die Vögel ihren herrlichen Gesang anstimmten und der Wind die Baumwipfel schwenkte, verspürte er einen eigenartigen inneren Frieden. Der Entschluss, sein Überleben geheim zu halten, war richtig gewesen. Der Tod war schwer genug zu begreifen und hinzunehmen, wenn man so jung war wie George und Danny, und einem Kind falsche Hoffnungen zu machen, nur um sie dann wieder zu zerschlagen, wäre zu grausam – und letzten Endes sehr egoistisch.
    Er hatte versucht, den nagenden Schmerz in seinem Bauch zu vergessen, aber der war zu stechend geworden, und so griff er nach der kleinen Flasche Morphiumtabletten in seiner Tasche. Der Arzt hatte ihn gewarnt, nicht zu viele auf einmal einzunehmen, doch er steckte sich gleich zwei in den Mund und spülte sie mit dem letzten Schluck Tee hinunter.
    »Bist du krank?«, fragte Danny stirnrunzelnd. »Du siehst nicht gut aus.«
    »Ich hab nur eine kleine Magenverstimmung.« Er rieb über seinen Bauch. »Nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest.«
    »Mein Grandpa kriegt die. Er nimmt jeden Morgen Tabletten ein, aber ich soll es nicht wissen, denn er meint, es würde Grandma Jane beunruhigen.« Er stocherte mit einem Stock in der Asche unter dem Teekessel herum. »Erwachsene sind ziemlich kompliziert, nicht wahr?«
    »Kann man so sagen, ja. Aber auch Jungs können kompliziert sein. Ich zumindest weiß, dass ich es in deinem Alter war.«
    Danny betrachtete ihn nachdenklich. »Hast du es auch nicht gemocht, wenn deine Gran dich geküsst hat und man dir den Kopf getätschelt hat? Oder wenn deine Mum in dein Zimmer gekommen ist, wenn du es nicht wolltest, obwohl es dir gefällt, wenn sie dir einen Gutenachtkuss gibt?«
    Er lächelte, als der Schmerz nachließ. »Das alles und noch mehr. Auch Mädchen habe ich nicht gemocht; und Hausaufgaben nach der Schule waren mir ein Graus – und dass ich mich waschen musste.«
    Danny grinste anerkennend. »Mädchen sind doof, oder?«
    »Wenn du älter bist, wirst du sie zu schätzen wissen«, sagte er mit mildem Lächeln.
    Danny rümpfte die Nase. »Besser ist, wenn nur Billy und George und ich zusammen sind. Mädchen machen alles nur kompliziert und wollen immer das Sagen haben.«
    »Vermutlich kommst du mit deinen Freunden ganz oft hier herauf«, sagte er nachdenklich, bemüht, die Unterhaltung wieder auf Wichtigeres zu lenken. »Habt ihr deswegen dieses Lager eingerichtet?«
    »George fand die Idee blöd, deshalb haben Billy und ich es alleine gemacht. Wir hatten gehofft, dich zu finden, damit wir mit dir sprechen können. Deshalb haben wir einen Zettel und Essen und das alles hiergelassen.«
    »Ja, die Notiz habe ich gesehen. Erzähl mir von deinen Freunden, Danny.«
    »Billy ist der Enkel von Django – das ist der Stammesälteste –, und er hat rote Haare. George kann nicht oft hier sein, weil er draußen auf Killigarth wohnt. Aber unsere Mütter sind dicke Freundinnen, deshalb kommt er manchmal ein paar Tage in den Schulferien und übernachtet bei uns. George liest gern und ist manchmal ein bisschen ernst, aber er ist ein guter Kumpel. Wir beide gehen auf das St. Martin’s in Brisbane. Billy geht in die Schule von Miss Emily.« Er ließ den Stock in die Glut fallen und beobachtete, wie er Feuer fing. »Billy hatte nie einen Vater, und jetzt haben George und ich auch keinen mehr.«
    »Wie lange ist es her, dass deine Mum den Brief vom Kommandanten deines Vaters erhalten hat?«
    »Drei Jahre.«
    »Das ist eine lange Zeit. Glaubst du denn wirklich, dass er zurückkommt?«
    Danny schwieg eine Weile und seufzte dann. »Eigentlich nicht. Nicht mehr. Aber manchmal muss ich einfach hier rauskommen und an ihn denken. Hier kann ich mit ihm reden. Und ich streife gern durch den Busch.«
    »Was sagt denn deine Mum dazu, wenn du dich so verdrückst?«
    Danny wurde rot und wich seinem Blick aus. »Sie weint viel, und manchmal wird

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