Das Land am Feuerfluss - Roman
ermöglichten ihr einen flüchtigen Blick auf den schwarzen Basaltberg, der vor ihr aufragte. Hier, weit entfernt von jeglicher Zivilisation, war es einsam, und der Biss einer Schlange oder giftigen Spinne konnte innerhalb weniger Minuten den Tod bedeuten. Bei einer Panne oder einem Unfall würde sie stranden. Sie war sich der Gefahren jedoch sehr wohl bewusst und hatte gehörigen Respekt vor dieser Umgebung. Auf die meisten Eventualitäten war sie vorbereitet, und sie fürchtete sich nicht davor, hier draußen allein zu sein.
Eine ihrer zahlreichen Fluchten vor Bert hatte sie zum ersten Mal auf diesen Pfad geführt. Sie war ihm aus Neugier gefolgt und hatte ihre Zufluchtstätte gefunden. Inzwischen genoss sie die Einsamkeit. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich vor freudiger Erwartung, während sie über eine steile, schmale Strecke fuhr, die zum Bergpass führte.
Hohe schwarze Felswände kamen zu beiden Seiten immer näher. Das Licht der Scheinwerfer hüpfte auf und ab, der Pick-up holperte über Geröll und um vereinzelte Felsbrocken herum, die eine Kurbelwelle zerschmettern oder eine Ölwanne aufreißen könnten. Über Sal donnerte es ununterbrochen. Der Nachthimmel wurde von Blitzen erhellt, die das Panorama vor ihr aufflackern ließen, als sie den Pass hinter sich ließ und zur langen, steilen Abfahrt ins dicht bewaldete Tal ansetzte.
Aufgescheuchte Wallabys und Kängurus sprangen aus dem Scheinwerferlicht, bunte Vögel erhoben sich mit schrillem Geschrei und Tausenden von Flügelschlägen von den Schlafplätzen, während ein Kuckuckskauz auf einem Ast in der Nähe Sal unerschrocken aus leuchtenden Augen beobachtete und unaufhörlich einen doppelten Ruf ausstieß.
Obwohl Sal es eilig hatte, ihr Versteck zu erreichen, verlangsamte sie die Fahrt, als sie die Talsohle erreicht hatte. Die Piste war hier überwuchert und schmaler, und unter dem Laubdach war es viel dunkler. Ein Augenblick der Unachtsamkeit würde sie teuer zu stehen kommen.
Ersatzreifen, Spaten, Ketten, Seile, Benzin- und Wasserkanister klapperten unter der Plane auf der Ladefläche, während der Wagen Baumwurzeln und Ameisenhügel umrundete. Tief herabhängende Äste schabten über das Dach, Blattwerk strich an den Fenstern entlang, und der Pfad, der sich durch den Busch wand, war kaum zu erkennen.
Nun war es nicht mehr weit, denn plötzlich ragten keine Bäume mehr in den Weg. Nach der letzten Kurve gelangte Sal an den Rand einer Lichtung und atmete erleichtert auf. Sie ließ den Motor im Leergang laufen und vernahm das wütende Gebell eines Hundes. Brandy hatte sie wahrscheinlich schon meilenweit kommen hören.
Sie achtete nicht auf den Lärm des Hundes und nahm lächelnd den Anblick in sich auf, der ihr stets Heilung verschaffte. Die Bäume rings um die große Lichtung waren hoch und schlank, ihre silbrigen Stämme strebten nach dem Licht über dem Laubdach des Busches und über den Felsen, die in den Himmel ragten. Die zerklüfteten Felswände waren fast vollständig hinter Riesenfarnen und Wandelröschen verborgen. Die Pflanzen wurden von einem Rinnsal genährt, das sich früher einmal als Sturzbach über die Felsen in einen Wasserlauf ergossen hatte, der wiederum in den Fluss im Busch mündete. Die lange Dürreperiode hatte den Sturzbach und Wasserlauf ausgetrocknet, und Sal vermutete, dass vom Fluss nur noch ein leeres Schieferbett übrig war.
Langsam fuhr Sal über die Lichtung auf eine Holzhütte mit Holzstapel zu, neben dem ein rostiger Kleinlaster abgestellt war. Zwei zottelige Ponys beäugten sie misstrauisch. Sal schaltete den Motor aus, nahm die Reisetasche und stieg aus, wobei sie schon nach den Zuckerstücken griff, die sie in die Hosentasche gesteckt hatte.
Die Ponys wieherten vor Freude, als sie Sal erkannten. Sie gab den Tieren Zucker und streichelte die weichen Nüstern. In dem Moment öffnete sich die Hüttentür, und ein großer roter Setter preschte auf Sal zu. Sein wütendes Gebell verwandelte sich in Jaulen, und Brandy leckte Sals Hände und rollte sich auf den Rücken, damit sie ihm den Bauch kraulen konnte.
Sal erfüllte ihm den Wunsch, doch ein Mann, der aus der Hütte trat und sie still von der Veranda aus beobachtete, fesselte sofort ihre Aufmerksamkeit und lenkte Sal von Brandy ab.
Sein Alter war schwer einzuschätzen. Er hatte langes braunes Haar mit silbrigen Strähnen, tiefliegende haselnussbraune Augen und die verwitterte Haut eines Menschen, der die meiste Zeit im Freien lebt. Er trug eine dunkelbraune
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