Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
Vom Netzwerk:
sich erneut eine Zigarette anzündete und wütend Rauch aus dem Wagenfenster paffte. »Wenn es nun eine Sturzflut gibt und wir darin festsitzen?«
    Terence schaute mit grimmiger Miene auf die Straße. »Mach mal halblang, Sandra! Und pass auf, was du mit der Zigarette machst. Da draußen ist es trocken wie Zunder.«
    Sandra sank in den weichen Ledersitz der importierten Limousine und schnippte auch weiterhin Asche aus dem Fenster. »Ich weiß nicht, warum du uns da draußen begraben willst«, knurrte sie. »Wir hatten in Sydney ein schönes Leben.«
    »Ja, so schön, dass du morgens vor dem Anziehen einen doppelten Gin getrunken hast und schon am frühen Nachmittag so betrunken warst, dass es dir egal war, wenn du dich zum Narren gemacht hast – oder mich, wenn wir schon dabei sind«, erwiderte er trocken.
    »Oh, gut, das geht ja gar nicht, oder?«, höhnte sie. »Dein kostbarer Ruf muss gewahrt werden, ungeachtet dessen, wie es mir geht.« Sie inhalierte tief, blies einen Schwall Rauch ins Auto und trommelte mit langen Fingernägeln auf die Armlehne. »Kein Wunder, dass ich einen Drink brauche, um den Tag zu überstehen, wenn ich mich damit abfinden muss, dass du ständig meckerst und die verdammten Regeln festsetzt.«
    Terence kannte das alles schon zur Genüge. Sandra war auf dem besten Wege, Alkoholikerin zu werden. Wenn sie trank, schlief sie nicht in einer Ecke ein oder wurde kokett und albern; sie wurde vielmehr laut und aggressiv, sagte unverblümt ihre Meinung und schlug manchmal um sich, wenn jemand versuchte, sie zu beruhigen. Aus diesem Grund hatte er die Kündigung eingereicht, um der Aufforderung zuvorzukommen, die angesehene Praxis im Herzen der Stadt zu verlassen. Ihr schönes Haus mit Blick auf den Hafen hatten sie vermietet und diese lange, ermüdende Reise nach Morgan’s Reach auf sich genommen.
    Terence setzte die Fahrt in eisigem Schweigen fort. Die Atmosphäre war vergiftet, und das Wetter bedrohlich. Und er war nach den endlosen, wütenden Auseinandersetzungen, die sie in den letzten Wochen geführt hatten, erschöpft und auf einmal gar nicht mehr sicher, dass die Entscheidung eine gute Idee gewesen war.
    »Ich langweile mich, Terry«, sagte Sandra kurz darauf und rutschte auf dem Sitz hin und her. »Und ich muss pinkeln. Kommt gleich eine Raststätte?«
    Terence war von den Blitzen halb geblendet und konzentrierte sich auf die Straße. Das Gewitter wurde auf jeden Fall stärker und näherte sich. Obwohl sie bereits seit einer Woche unterwegs waren, lagen noch immer mehr als hundert Kilometer vor ihnen. »An der letzten sind wir vor drei Stunden vorbeigekommen. Wenn du es so eilig hast, fahre ich an den Rand, dann kannst du in die Büsche gehen.«
    »Unter gar keinen Umständen«, sagte sie mit finsterem Blick auf die Bäume, die dicht nebeneinander zu beiden Seiten der einspurigen Landstraße wuchsen. »Einmal abgesehen davon, dass ich keine Lust habe, meinen Hintern vor den Schlangen zu entblößen, würde ich dir durchaus zutrauen, dass du wegfährst und mich stehen lässt.«
    Terence wünschte sich flüchtig, er hätte den Mut, genau das zu tun. Dann würde sein Leben bestimmt einfacher. Aber trotz allem konnte er sich noch daran erinnern, warum er sich in Sandra verliebt hatte. Außerdem verstand er den Grund für ihre Trinkerei nur allzu gut. Er hoffte nur, dass sein spontaner Entschluss, in die alte Heimat zurückzukehren, nicht nur Sandra vor ihrer Trunksucht abbringen, sondern auch seine Ehe retten würde.
    »Wir müssen ohnehin bald anhalten«, sagte er. »Nach Einbruch der Dunkelheit zu fahren ist nicht klug. Aber du musst nicht in die Büsche, Sandra. Du kannst den Graben am Straßenrand benutzen. Ich werde nach Schlangen Ausschau halten.«
    »Ich verkneif es mir«, sagte sie mürrisch.
    »Dann stell doch einfach die Lehne nach hinten und schlaf ein bisschen.«
    »Ich will nicht schlafen.« Sie drückte die Zigarette wütend in dem Aschenbecher am Armaturenbrett aus, zündete sich jedoch sofort eine neue an. »Ich will was trinken.«
    »Im Handschuhfach ist eine Kanne Kaffee, und Wasser ist im –«
    »Keinen Kaffee!«, fauchte sie. »Ich will einen anständigen Drink.«
    »Das weiß ich«, sagte er mit unendlicher Fürsorge. »Aber wir waren uns einig, dass du es eine Zeit lang ohne Alkohol versuchst.«
    »Wir waren uns gar nicht einig. Du hast gesagt, ich muss aufhören zu trinken, und hast mich gezwungen, mein schönes Zuhause in Sydney für ein Kaff am Arsch der Welt zu

Weitere Kostenlose Bücher