Das Land am Feuerfluss - Roman
die Hitze.«
Jane lächelte und nahm die Notizen an sich. »Daran können wir nichts ändern. Wir können nur beten, dass das Gewitter Regen bringt. Und jetzt gehst du wieder zu deinem Jungen, Becky. Stör nur deinen Vater nicht! Er schnarcht so laut hinten auf der Veranda, als wolle er einen ganzen Wald abholzen.«
Rebecca nickte und griff nach ihrem Buch und Strickzeug. Ihr Tag war noch lange nicht vorbei. Sie musste noch ein ernsthaftes Gespräch mit ihrem Sohn führen, bevor sie sich schlafen legen könnte. »Wie geht es Danny?«
»Er schmollt noch immer und will sich weder waschen noch Schlafsachen anziehen. Ich habe ihn schmoren lassen.«
Rebecca seufzte. »Dann bis morgen, es sei denn, es gibt einen Notfall –«
»Ich weiß ja, wo du bist, und bin sicher, dass wir eine Nacht ganz gut ohne deinen Dad auskommen können. Und jetzt ab mit dir! Ich habe Mrs Philips versprochen, ihr die letzte Fortsetzung des Krimis von Agatha Christie vorzulesen.«
Rebecca gab ihrer Mutter einen Gutenachtkuss und trat hinaus in die stickige Hitze eines erdrückenden Abends. Der Donner war noch weit weg, grollte aber unaufhörlich. Blitze flackerten am Himmel auf, und unheimliche Wolken schoben sich vor den Mond und die Sterne. Die Luft roch nach sonnenverbranntem Staub und dem dürrem Weideland im großen Herzen des Outback.
Rebecca warf einen Blick hinüber auf Granny Gwyns Haus und winkte der Gestalt zu, die im Schatten der Veranda saß. Granny mochte Gewitter, behielt jedoch gern alle im Auge, und diese dunkle Ecke war ein perfekter Platz dafür.
Leise schloss Rebecca die Fliegengittertür hinter sich, streifte die Schuhe ab und betrat den großen quadratischen Raum, den Mittelpunkt des Hauses. Sie ging an den drei durchgesessenen Sofas am Kamin vorbei, ließ Buch und Strickzeug auf den überfüllten Couchtisch fallen und begab sich in die Küche.
Dort stand eine Ansammlung nicht zueinander passender Schränke für das Porzellan; Kochtöpfe und Pfannen hingen an Haken über dem Spülstein sowie dem Abtropfbrett, und ein Petroleum-Kühlschrank brummte in der Ecke neben einem verkratzten Tisch mit Stühlen. Der Herd verströmte ungeachtet der Jahreszeit eine höllische Hitze, denn er bot die einzige Kochmöglichkeit.
Rebecca legte Schürze und Haube ab, ließ beides vorsichtig auf einen Stuhl gleiten, bevor sie den Kühlschrank öffnete, die Reste einer Lammhaxe herausholte und einen Stapel Sandwiches zubereitete. Sie stellte den Teller Brote mit einer Tasse Tee und einem Glas Milch auf ein Tablett, wappnete sich innerlich gegen das, was kommen würde, und trug es durch den Wohnraum und den Flur zu Dannys Zimmer.
»Ich dachte, du hast wahrscheinlich inzwischen Hunger«, sagte sie beim Eintreten.
Danny schaute mürrisch von seinem ungemachten Bett auf. Eine geöffnete Pappschachtel stand darauf. Er trug noch immer seine schmutzigen Shorts und das Hemd, und seine dreckigen Füße hatten auf dem sauberen Laken, das Rebecca am Morgen aufgezogen hatte, Spuren hinterlassen. Er zuckte mit den Schultern, doch Becky bemerkte, dass sein Blick immer wieder zu den Sandwiches huschte.
Sie stellte das Tablett unter die Lampe auf dem Sideboard neben seinem Bett und streckte die Hand aus, um ihrem Sohn eine Haarsträhne aus der Stirn zu streichen. »Wir haben einen ziemlich harten Tag hinter uns, nicht wahr?«, fragte sie leise.
Erneut zuckte er mit den Schultern, ohne sie dabei anzuschauen.
Rebecca reichte ihm den Teller und hockte sich ans Fußende, um ihren Tee zu trinken, während er drei Sandwiches verschlang und das Milchglas halb leerte. Sie knabberte an einem Sandwich, stellte fest, dass sie nur wenig Appetit hatte, und wartete, bis Danny sein Abendessen beendet hatte. Sie hatte aufgehört zu zählen, wie oft sie ihn – wie zuletzt am Nachmittag – ermahnt hatte, nicht in den Busch zu gehen, ihm deutlich gemacht hatte, dass sein Benehmen inakzeptabel sei und alle beunruhige. Aber hatte er jemals richtig zugehört?
Schweren Herzens betrachtete sie die Fotos und Briefe, die aus der Schachtel hervorgequollen waren, Erinnerungen an ihre Ehe und Adams kurzen, tragischen Einsatz im Krieg. Sie kramte durch die Schwarz-Weiß-Fotos auf dem Bett und bemühte sich, ruhig und gelassen zu sprechen.
»Du wirst einmal genauso gut aussehen wie dein Dad«, murmelte sie, während sie ein Foto von Adam in die Hand nahm, auf dem er mit dem Rücken zum Hafen von Sydney stand.
Sie kämpfte gegen einen Kloß im Hals, als sie den
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