Das Land am Feuerfluss - Roman
Stadtmensch, Terry – an Lärm und Betrieb und richtige Läden und Badezimmer gewöhnt. Aber ohne deinen Wagen sitze ich wohl hier fest, ob es mir gefällt oder nicht.«
Terence wollte gar nicht an seinen wunderschönen Wagen denken, den die beiden Lümmel zweifellos zu Schrott gefahren hatten. »Dann kommst du mit, um Franks Seemannsgarn zu lauschen?«
»Ich habe eine bessere Idee. Gehen wir in die Kneipe und trinken etwas! Wir haben es beide verdient.«
»Dem lauten Streit vorhin nach zu urteilen, hat Jake das Pub bis auf Weiteres geschlossen«, sagte er und bemühte sich nach Kräften, seine Erleichterung darüber nicht zu zeigen. »Aber ich spendiere dir ein Glas von Annie O’Hallorans selbstgemachter Limonade.«
Sandra verengte die Augen zu Schlitzen und kniff die Lippen zusammen. »Ich bin erwachsen, Terence. Ich trinke kein klebriges Zuckerwasser.«
»Komm schon«, drängte er. »Es lohnt sich, versprochen.«
»Aber ich brauche ein Bad und muss mir die Haare waschen, bevor ich irgendwohin gehe. Ich seh ja aus wie eine Vogelscheuche.«
»Das wird niemandem auffallen, nicht hier draußen – und bei dem Wetter verschwendest du nur Wasser.« Er lächelte sie hoffnungsvoll an. »Komm, Sandra. Es wird dir gefallen, bestimmt.«
Zögerlich legte sie die Schürze ab, folgte ihm aus dem Behandlungsraum und wartete auf der dicht abgeschirmten Veranda, bis er sein Jackett geholt und die Tür abgeschlossen hatte. Es war erst Nachmittag, aber die Wolken tauchten alles in ein Halbdunkel.
»Da draußen schaut es recht bedrohlich aus«, sagte er, stellte sich neben sie, und sie blickten hinaus auf die Straße. »Aber das ist noch nichts im Vergleich zu einigen Trockengewittern, die ich erlebt habe.«
Mit finsterer Miene nahm sie den Staub wahr, der in kleinen Wirbelwinden über den breiten Weg getrieben wurde und überall Sandhaufen hinterließ. »Und du erwartest von mir, dass ich da rausgehe?«
»Es pikst vielleicht ein bisschen, aber es wird schon gehen, wenn du mein Jackett anziehst.« Er half ihr hinein und küsste sie auf die Nasenspitze, bevor er ihr den Hut tief über die Augen zog und ihre Hand nahm. »Halte dich gut fest, den Kopf nach unten, und betrachte es als Abenteuer.«
Kaum war die äußere Fliegengittertür hinter ihnen zugeschlagen, wurden sie von heißem Wind und stechenden Sandkörnern erfasst. Sandra klammerte sich an ihren Mann und hatte Mühe, den Hut aufzubehalten, während sie förmlich die Straße entlanggeschoben wurden. Terence hielt sich dicht an ihrer Seite. Der Ausflug war wohl eher nicht romantisch, aber als Sandra, die neben ihm herstolperte, schließlich in Gelächter ausbrach, genoss er diesen allzu seltenen Moment der Vertrautheit.
Der Lastwagen war vor dem Kramladen abgestellt. Der alte Armeelaster stand auf großen Rädern hoch über dem Boden. Seine drei riesigen Metallanhänger waren mit staubigen, rissigen Planen bedeckt. Fahrer und Beifahrer saßen müßig auf der Bank vor dem Kramladen im Windschatten großer Segeltuchbahnen, die den Plankenweg vor Sonne und Wind schützten.
»Das sind Jim und Frank«, erklärte Terence. »Sie fahren diese Strecke schon seit meiner Kindheit.«
»Auf jeden Fall sehen sie alt genug aus«, antwortete sie leise.
Er wollte schon protestieren, als er das Leuchten in ihren Augen bemerkte, bei dem sein Herz einen Aussetzer bekam. Sie neckte ihn – das hatte sie zum letzten Mal vor dem Krieg gemacht. Er grinste sie an und führte sie durch die Leute auf dem Plankenweg. Er kannte alle, aber es war nicht der rechte Zeitpunkt, um stehen zu bleiben und sich zu unterhalten, denn Frank hielt Hof, während Jim in missmutigem Schweigen danebensaß und die Staubwirbel auf der Straße beobachtete.
Sie betraten den düsteren Kramladen, der sie mit berauschenden Düften nach Leder und Sackleinen begrüßte und auch nach Mehl, Zucker, Öl, Benzin und getrockneten Waren roch. Säcke und Kisten stapelten sich bereits auf dem Boden, und die lange Theke im hinteren Bereich war übersät mit Stoffballen, Hüten, Handschuhen und Stiefeln, wie sie von den Männern auf den Farmen getragen wurden.
»Na«, sagte Annie, als sie sich die Hände an ihrer großen weißen Schürze abwischte, »wenn das nicht der junge Doktor mit seiner Frau ist. Wie geht es denn meinem alten Trottel von Mann?« Annies irischer Akzent war auch nach fast dreißig Jahren in Australien noch deutlich herauszuhören.
»Morgen geht es ihm besser, Annie«, antwortete Terence.
»Schade
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