Das Land am Feuerfluss - Roman
vernehmen.
Frank schürzte die Lippen. »Er trug Tarnkleidung und hatte einen Seesack bei sich. Hat gesagt, er will nach Süden, zurück zu seiner Frau.« Er beendete die Vorstellung, erhob sich von der Bank und setzte den Hut wieder auf. »Schätze, wir laden lieber den Rest noch ab, bevor es zu dunkel wird. Da das Pub geschlossen ist, Annie, besteht irgendeine Chance, bei dir ein Bett für die Nacht und was zu essen zu kriegen?«
Während Annie den Preis für eine Übernachtung nebst Verpflegung festsetzte, zerstreute sich die Menge und Sandra wandte sich aufgeregt an Terence. »Das ist wohl der Beweis«, flüsterte sie. »Das muss derselbe Mann sein.«
»Und wenn schon?« Er war dieser Besessenheit überdrüssig, die Sandra nur ungern aufgab, andererseits auch wieder neugierig. »Er richtet keinen Schaden an.«
»Das hab ich auch nie behauptet«, sagte sie ungehalten. »Aber findest du es nicht auch ein wenig seltsam? Was um alles in der Welt macht er da draußen?«
Terence hatte dasselbe gedacht, entschied aber, es nicht laut zu äußern. Sandra war diesem Hirngespinst bereits zu sehr verfallen, und es wäre nicht gut, es noch zu fördern. Er schaute auf Danny hinunter, der in den letzten Minuten neben ihm gestanden hatte. »Ich glaube, Frank erzählt einfach eine gute Geschichte. Was meinst du, Kumpel?«
Danny zuckte mit den Schultern. »Ich meine, es ist Zeit für den Tee«, sagte er beiläufig. »Ich bin am Verhungern.«
Terence lachte und wollte ihm schon das Haar zerzausen, als ihm einfiel, wie er diese Geste in Dannys Alter verabscheut hatte. Daher legte er ihm stattdessen eine Hand auf die Schulter. »Komm, Kumpel, wir schauen mal nach, was noch im Kühlschrank ist. Dann kümmern wir uns um Grans Menagerie.«
Zu dritt gingen sie auf der Straße zurück, die Köpfe gegen den heißen Wind gesenkt, der in der letzten halben Stunde offenbar noch zugenommen hatte. Für einen Beobachter sah es so aus, als könnten sie nicht schnell genug Zuflucht finden vor dem aufziehenden Unwetter.
Im Herzen und im Verstand des kleinen Jungen wütete jedoch ein ganz anderes Unwetter – eine überwältigende Hoffnung kämpfte gegen nagende Zweifel an. Danny war klar, dass er diesen Widerstreit für sich behalten musste, wenn er jemals die Wahrheit herausfinden wollte.
Da Hugh wusste, wie weit er zu fahren hatte, und sich des drohenden Gewitters nur allzu bewusst war, strapazierte er den Pick-up bis ans Limit auf dem Weg Richtung Südwesten. Nun war es dunkel, über ihm krachte der Donner, und Blitze flackerten über den Akazien und Eukalyptushainen.
Er hatte noch mindestens eine Stunde Fahrt vor sich, bevor er die Carey-Downs-Farm erreichen würde, die auf einem niedrigen Hügel im Herzen eines Anwesens stand, das sich über mehrere Tausend Quadratmeilen dichten Buschwerks und offenen Weidelands erstreckte. Die Scheinwerfer beleuchteten die nahezu unsichtbare Piste, die ihm vertraut war, doch da Staub darüberwehte, fand er es zunehmend schwer, die üblichen Orientierungspunkte zu erkennen.
Allmählich hatte er erhebliche Zweifel, ob es wirklich so klug gewesen war, in der Dunkelheit weiterzufahren, als vor ihm ein Reiter auftauchte.
»Hallo, Doc«, sagte der farbige Fährtenleser, beugte sich vom Pferd herunter und sprach durch das Seitenfenster. »Boss sagen, Sie kommen. Gewitter hat Pfad wegwischen.«
»Danke, Jimmy. Das weiß ich sehr zu schätzen, Kumpel. Was macht das Bein?«
Grinsend hielt Jimmy den Hut fest. »Sie haben es heilen, viel gut.«
»Und wie geht es der prächtigen Delilah – hält sie dich immer noch auf Trab?«
Jimmy lächelte, als seine Frau erwähnt wurde. »Sie sein auch gut, Doc. Viele Kinder, aber sie mögen guten Fährtenleser wie mich.«
Hugh lächelte noch immer, kurbelte das Fenster gegen den Staub hoch, und folgte der schlanken Gestalt, die krumm im Sattel saß. Jimmy und Delilah galten als die besten Fährtenleser im Bezirk. Zwei Jahre zuvor hatte Jimmy sich das Bein an zwei Stellen gebrochen, weil sein Pferd ihn abgeworfen hatte, und Hugh war froh, dass der Mann so gut davongekommen war, denn in solchen Situationen wurde der Fährtenleser gebraucht.
Eine gute Stunde später erblickten sie die Lichter der Farm und die besorgten Gestalten auf der Veranda, die sie bereits erwarteten. Hugh bedankte sich noch einmal bei Jimmy, griff nach seinem Arztkoffer und eilte die Stufen hinauf. Er fürchtete sich vor dem, was ihn vermutlich erwartete.
Der Wind hatte Algernon vor geraumer
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