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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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stürmten.
    »Der Laster ist da«, rief Danny.
    »Ja, und es sieht so aus, als würde er bleiben«, fügte Billy hinzu. »Das Wetter da draußen wird richtig schlimm.« Er lief zu Django und lehnte sich an dessen Bett, um wie ein kleiner Sittich auf ihn einzuschwatzen.
    Ein Raunen lief durch die Reihen, und der kurze Streit zwischen Bert und Charley war vergessen, denn alle, denen es gut genug ging, verließen ihre Betten.
    »Sie bleiben alle, wo Sie sind!«, sagte Jane entschieden. »Besonders Sie, Sean O’Halloran.« Sie packte den Ladenbesitzer irischer Abstammung am Arm. »Sie sind noch viel zu schwach. Annie kommt ganz gut ohne Sie zurecht.«
    »Aber sie kann nichts heben –«
    »Das muss sie auch nicht«, unterbrach sie ihn. »Das werden die Fahrer machen.« Sie steckte den graugesichtigen Sean mit Erfolg wieder ins Bett, bevor er wusste, wie ihm geschah. »Gut«, sagte sie und wandte sich an Rebecca. »Ich glaube, es wird Zeit, dass du eine Pause einlegst. Die anderen Damen und ich schaffen das hier schon.«
    »Danke, Mum. Ich bleibe nicht lange.« Sie bekam Danny zu fassen, der schon wieder mit Billy weglaufen wollte. »Wo warst du den ganzen Tag?«, fragte sie.
    »Nirgendwo«, behauptete er und wich ihrem Blick aus.
    Das war die übliche Antwort eines Jungen, der wahrscheinlich wirklich nicht an einer bestimmten Stelle gewesen war und nichts Besonderes gemacht hatte, der aber trotzdem sehr beschäftigt gewesen war. »Tja, ich möchte, dass du jetzt in der Nähe des Hauses bleibst. Mit dem aufziehenden Gewitter wird es da draußen gefährlich.«
    »Aber ich will hingehen und Franks Geschichten hören«, protestierte er. »Dann wollen Billy und ich –«
    Sie brachte ihn zum Schweigen, als sie sein Kinn hob, damit er sie anschaute. »Granny Gwyn hatte einen Unfall und würde sich über einen Besuch freuen. Wie wär’s, wenn wir beide zusammen zu ihr gingen?«
    Seine Launenhaftigkeit verschwand auf der Stelle. »Was für einen Unfall? Sie ist doch nicht wirklich krank, oder?«
    »Sie hat sich den Kiefer ausgerenkt und das Bein verletzt und tut sich sehr leid. Aber sie wird wieder gesund. Komm mit. Wir können sie eine Weile besuchen und aufmuntern, bevor du ihre Tiere versorgst und Jim und Frank beim Ausladen zuschaust.« Sie nahm Block und Bleistift und schob Danny von der Veranda zum Isolierraum.
    Gwyneth lag da in einsamer Pracht, ihr verbundenes Bein ruhte auf einem Kissen. Sie wirkte nicht allzu glücklich über den weißen Krepp, der fest um Kiefer und Kopf gebunden war, und sie funkelte ihre beiden Besucher böse an. »Wurde auch Zeit«, brachte sie hervor.
    »Versuch gar nicht erst zu sprechen, Gran«, sagte Rebecca. »Schau, ich habe dir das hier mitgebracht. Damit kannst du aufschreiben, was du uns mitteilen willst.«
    Gwyneth betrachtete den Schreibblock und den Bleistift und legte sie beiseite. Wütend schaute sie Danny an, den der Verband um den Kopf anscheinend faszinierte. »Ich weiß, ich sehe aus wie eine uralte Nonne«, kam es aus ihrem zugebundenen Mund. »Wag ja nicht zu lachen!«
    »Aber du siehst lustig aus, Gran«, erwiderte er und krabbelte aufs Bett, um sich die Sache aus der Nähe anzusehen, wobei er schmutzige Spuren auf dem Laken hinterließ.
    »Wenigstens bin ich sauber«, entgegnete sie. »Du dagegen siehst aus, als wärst du hinterrücks durch eine Hecke gezogen worden. Und pass auf mein Bein auf«, fügte sie scharf hinzu, als Danny auf dem Bett hin und her rutschte. »Ich bin genäht worden.«
    »Mann!«, staunte Danny. »Zeig mal!«
    »Nichts da«, sagte Rebecca streng. »Und komm vom Bett runter, Danny! Deine Füße sind dreckig.«
    Er ließ sich zu Boden gleiten und stützte sich mit den Ellbogen auf die Decke, den Blick fest auf den Verband seiner Großmutter gerichtet, als könne er kraft seines Willens die Narben darunter sehen. »Tut es weh, Gran?«, fragte er. »Hat es arg geblutet?«
    »Literweise«, antwortete sie.
    Rebecca seufzte verzweifelt. »Wenn du weiter sprichst, renkst du den Kiefer wieder aus. Bitte, tu ausnahmsweise mal, was man dir gesagt hat, und benutze den Block.«
    Gwyneth verscheuchte Rebecca mit einer Handbewegung, als Danny sie mit mehr Fragen bombardierte.
    Stockend lieferte Gwyneth alle glorreichen Details, und Rebecca gab den Versuch auf, gute Ratschläge zu erteilen. Kurz darauf beschloss sie, die beiden sich selbst zu überlassen und sich auf die Suche nach einer dringend benötigten Tasse Tee zu machen.
    In der Praxis hatte ebenfalls

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