Das Land am Feuerfluss - Roman
anzunehmen, dass er es für diesen Fall bei sich trug. Sie legte eine Tablette unter seine Zunge und hoffte, das Richtige zu tun.
Er stöhnte, und seine Augenlider flatterten erneut. Sie zog seinen Oberkörper zu sich herüber, bis er fast auf ihrem Schoß lag. »Schon gut«, beruhigte sie ihn. »Ich bringe uns nach Hause.«
Der Rauch war dicht und erstickend, als sie die Beifahrertür öffnete und ausstieg. Hugh war eine schwere Bürde, doch Millicent war daran gewöhnt, halsstarrige Schafe zur Schurzeit herumzuschleifen, und sie griff beherzt zu, zerrte ihn über die Sitzbank, die Knie bis an seine Brust gezogen, damit sie Platz hatte, sich ans Steuer zu setzen.
Sobald das geschafft war, knöpfte sie ihr Kleid oben auf, nahm ihr Baby und legte es vor ihre Brüste, bevor sie die Knöpfe wieder schloss und sich zurechtsetzte. Das weite Baumwolloberteil diente als perfektes Tragetuch; der Kleine hatte es an ihrer Brust warm und war dort viel geschützter als auf dem Boden.
Inzwischen konnte sie das Dröhnen des Feuers hören, und es versetzte sie in Angst und Schrecken. Doch wenn sie in Panik geriete, wäre alles verloren. Ihr Baby und Hugh brauchten sie jetzt, sie musste die beiden in Sicherheit bringen. Millicent weigerte sich, auch nur an die Gefahren zu denken, vor denen ihr Mann William stand, wenn er den Brand bekämpfte. Und sie war dankbar, dass ihre anderen Kinder in dem Konvoi waren, der inzwischen in Sicherheit sein dürfte.
Millicent drehte den Zündschlüssel um. Sie konnte nur beten, dass der Wind nicht auffrischen würde – denn in der zunehmenden Dunkelheit und bei dem wabernden Rauch hatte sie keine Ahnung, wo sie war, und sollte der Pfad nicht erkennbar sein, würden sie sterben.
Hinter Blackman’s Creek wütete der Gigant aus Flammen und Rauch vor den Männern, sein feuriger Atem versengte ihre Gesichter und erhitzte ihren Schweiß. Funken stoben auf, als die öligen Eukalyptuskapseln platzten und Feuerzungen an Stämmen und Ästen leckten, um sie zu verschlingen und zu vernichten. Der Rauch stach in den Augen, legte sich ätzend auf die Zungen und drang erstickend in die Nasen, obwohl die Männer sich mit Tüchern geschützt hatten. Während sie sich abmühten, den langsamen, aber stetigen Vorstoß der Flammen aufzuhalten, hatten sie das Gefühl, gegen das Höllenfeuer anzukämpfen.
Ben hatte die Männer angewiesen, die Wassertanks in gleichmäßigem Abstand entlang der Feuerlinie aufzustellen, nicht nur um die Flammen zu löschen, sondern um den Boden davor anzufeuchten und die Männer zu schützen, die mit der Axt Bäume vor der Feuerwand fällten. Die jüngsten Freiwilligen räumten diese anschließend fort und spürten jeden noch so kleinen Funken auf, der auf das Mulgagestrüpp und das Spinifexgras überspringen könnte.
Die kühnsten unter den Freiwilligen waren angewiesen worden, einen tiefen Graben auszuheben, der breit genug war, um die Feuersbrunst aufzuhalten. Diese zermürbende Arbeit ging nur langsam voran, denn die Hitze war schier unerträglich, der Rauch hinderlich und der Boden hart wie Eisen.
Ben tupfte sich den Schweiß vom Gesicht und gönnte sich eine kurze Rast. Das Löschwasser machte den Rauch so dicht, dass man kaum atmen konnte, doch sein erfahrener Blick sagte ihm, dass sie endlich Fortschritte erzielten. Er spähte durch den wirbelnden Rauch zu den jüngsten Freiwilligen, die noch immer gefällte Bäume fortschafften. Dank ihrer Jugend und Begeisterung bestanden gute Aussichten, das Ungeheuer in Schach zu halten.
Blinzelnd vertrieb Ben den stechenden Schweiß und den Staub aus den Augen; er musste tatsächlich grinsen, als er Pete und Mark Baker entdeckte, die Zwillinge des Pfarrers. Sie schlugen begeistert zwei Feuerflüsse aus, die auf eine ziemlich große Fläche welker Grasbüschel zustrebten. Die beiden bewährten sich auf jeden Fall – so wie alle Männer hier.
Ben zog das Tuch wieder über die Nase und grub weiter. Er arbeitete an der Seite von Charley Sawyer, der die Spitzhacke mühelos schwang; die kräftigen Arme des Schmieds bewegten sich zuverlässig wie ein Metronom, und die harte Erde gab dem Ansturm nach. Die anderen Männer mochten zwar nicht so gebaut sein wie Charley, aber auch sie schienen ihren Rhythmus gefunden zu haben, und der Graben wuchs.
Das Brüllen und Fauchen des Feuers, das Hämmern der Äxte auf Holz und die Rufe der Männer übertönten beinahe die Stimme, die aus dem Handfunkgerät an Bens Gürtel drang. Er trat von der
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