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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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zündenden Öle in den Eukalyptusbäumen noch mehr Brände in Gang setzen können. Vielleicht sollte er das Risiko lieber nicht eingehen.
    Danny war sehr enttäuscht, denn er legte großen Wert darauf, den mysteriösen Soldaten zu finden. Nun würde er nie erfahren, wer der Mann wirklich war, und seine Neugier und Sehnsucht nie gestillt werden.
    Den Tränen nahe, wischte Danny sich die Augen, wütend, weil er so kindisch war. Dennoch war er klug genug, um zu wissen, dass es an der Zeit war, sich den Soldaten aus dem Kopf zu schlagen. Er musste es wie sein Freund George Blake hinnehmen, dass er nie Antworten kriegen würde, auch wenn er noch so viele Fragen hatte, und dass mit Wunschdenken nichts zu ändern war.
    Doch bevor Danny sich abwandte, konnte er nicht widerstehen, einen letzten Blick durch das Fernglas zu werfen. Anscheinend war das Feuer ein Stück näher gekommen. Die Laster und Personenwagen wirkten wie kleine Tupfer vor der großen Flutwelle aus Flammen und Rauch. Der Himmel über dem Horizont war schwarz, obwohl die Sonne hier auf dem Hügel noch immer auf ihn niederbrannte. Braute sich da ein weiteres Gewitter zusammen – oder waren es nur Rauchwolken? Wie auch immer, Danny hütete sich herumzulungern, um es herauszufinden.
    Lange und ausgiebig betrachtete er die Weiden zwischen den Felsen von Morgan’s Reach und dem Brand. Emus, Kängurus und Wallabys rannten über den Talboden. Die schwarzen Felsnadeln schienen nicht sehr weit entfernt zu sein, wenn man sie durch das starke Fernglas betrachtete. Aber er wusste, dass er nicht vor Einbruch der Dunkelheit zu Hause sein würde – und dass er schnell wie der Wind sein müsste, um dem wabernden Rauch zu entkommen.
    Danny merkte, dass er Zeit verschwendete, und wollte schon losradeln, als er in weiter Ferne etwas funkeln sah. Es blinkte im Schatten einer kleinen Baumgruppe am nördlichen Ende des Tals. Zuerst hielt er das nur für Einbildung, doch aus Neugier stellte er das Fernglas auf den Fleck ein – und er sah es wieder.
    Er versuchte, das Fernglas noch schärfer einzustellen, doch was immer sich da unten bewegte, es war zu weit weg. Danny konnte es nicht deutlich erkennen. Sein Puls begann zu rasen, als seine Phantasie einsetzte und seine Gedanken sich überschlugen. Das war auf keinen Fall ein Feuerfunke gewesen – aber es hätte eine alte Dose oder ein Glassplitter sein können, der die Sonne einfing. Aber die Vorstellung stellte ihn nicht zufrieden, denn Dosen oder Glassplitter bewegten sich nicht, und was immer da unten glitzerte, blitzte regelmäßig auf.
    Vor Aufregung konnte Danny kaum atmen, als eine Möglichkeit in seiner Vorstellung Gestalt annahm. Der Schatten war getüpfelt, und wenn jemand darin in Tarnkleidung lag, dann konnte man ihn natürlich nicht genau erkennen. Aber wenn es der Soldat war, warum hatte er den Rauch nicht gerochen? Warum lief er nicht vor diesem schrecklichen Feuer davon, das mit jeder Minute näher kroch? Er schlief doch wohl nicht?
    Danny kaute unentschlossen auf der Unterlippe. Vielleicht war der Mann verwundet und konnte nicht laufen – vielleicht war ihm etwas Furchtbares zugestoßen, und er war tot. Trotzdem, überlegte Danny, wenn er tot ist, was bewegt sich dann da unten und blitzt?
    Danny steckte das Fernglas wieder in das Lederetui, trank einen Schluck Wasser und hob sein Fahrrad auf. Er würde hinfahren und es herausfinden.
    Er beschloss, dass es schneller wäre, wenn er im Freilauf zurückführe, um sich dann einen Weg durch den Busch am Straßenrand zu dem breiten Tal hinab zu suchen, in dem er die Baumgruppe gesehen hatte. Als er jedoch am Fuß des Hügels ankam, wurde ihm klar, dass es nicht so einfach werden würde, denn obwohl er jetzt im tiefsten Abschnitt der Straße war, klammerte sich der Busch, der zum Tal hinunterführte, an einen felsigen Steilhang.
    Danny hielt unschlüssig inne und schaute den Hügel hinauf. Dort waren die Felsen noch höher; die überwucherten Zacken türmten sich über dem Tal auf. Die Höhe störte ihn nicht, er konnte gut klettern – aber das sah viel zu gefährlich aus. Hinter dem Hügel führte die Straße in scharfen Kurven vom Tal fort, und er würde fast bis Morgan’s Reach fahren müssen, bevor er einen anderen Weg hinab finden würde. Doch das würde Stunden dauern, und die Zeit hatte er nicht – schon gar nicht, wenn jemand dort unten war und dem schnell heranrollenden Feuersturm nicht entkommen konnte.
    Ein erneuter Blick durch das Fernglas zeigte

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