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Das Land am Feuerfluss - Roman

Das Land am Feuerfluss - Roman

Titel: Das Land am Feuerfluss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Danny, dass der winzige Funke noch immer aufblitzte, aber er erkannte nach wie vor nicht, was sich dort unten befand. Das war sehr entmutigend. Während Danny sich fragte, was um alles in der Welt er tun solle, mischte sich in seine Angst ein Zweifel, den er nicht ignorieren konnte. Das Feuer war am südlichen Ende des Tals, der Tag ging zur Neige, der Rauch verhüllte die Sonne, und es würde eine ganze Zeit dauern, über die Felsen hinabzuklettern und bis zu der Baumgruppe in der Ferne zu laufen. Doch wenn der Soldat da unten war – wenn er verletzt war –, konnte er ihn doch nicht einfach im Stich lassen.
    Danny fasste einen Entschluss. Er versteckte sein Rad unter den Wedeln eines großen Farns und verstreute trockenes Laub und Zweige darüber, um sicherzustellen, dass es von der Straße aus nicht gesehen wurde. Dann schlang er sich die Wasserbeutel und das Fernglas über die Schulter, zwängte sich zwischen den Bäumen und Büschen hindurch, die sich an die schroffen Felsen klammerten, und plante seinen Abstieg.
    Sein Herz pochte laut, und Schweiß rann ihm über den Rücken, als Danny sich vorsichtig über den Rand schob und den ersten Halt unter den Füßen fand. Zentimeter um Zentimeter schob er sich nach unten, wobei er sich zwang, langsam, aber stetig vorzugehen. Wichtig war, nicht hektisch zu werden, denn obwohl diese Felswand nicht höher war als die andere, so war sie doch steil, und das Gestein erwies sich als bröckelig.
    Womit Danny nicht gerechnet hatte, war eine große, giftige Mulgaschlange. Plötzlich tauchte sie aus einem Loch unter einer dicken Wurzel auf, an der er sich festhielt. Der flache Kopf und die gespaltene Zunge waren nur wenige Zentimeter von Dannys Kopf entfernt; die Augen der Schlange funkelten böse, als sie zum Angriff überging.
    Danny schrie entsetzt auf und ließ die Wurzel los. Seine Füße rutschten ab, und bevor ihm klar wurde, was geschah, stürzte er die Felswand hinab. Er versuchte, nach allem zu greifen, was den Fall bremsen könnte, aber es ging zu schnell.
    Als Danny auf dem Boden aufprallte, bekam er keine Luft mehr – und verlor das Bewusstsein.
    Hugh sah alles nur noch verschwommen. Der Schmerz in seiner Brust war wie ein Schraubstock, und das Atmen fiel ihm schwer. Er konnte den Wagen nicht mehr geradeaus lenken, und als ein Baum vor ihm aufragte, bot er die letzte Kraft auf, um das Lenkrad herumzureißen und auf die Bremse zu treten.
    Als ihn quälende Pein durchfuhr und sein Herzschlag in den Ohren donnerte, wurde ihm vage bewusst, dass er den Motor abgewürgt hatte und jemand seinen Namen rief. Doch er konnte nicht sprechen und sah nichts – denn er war in einer Welt aus Dunkelheit und Schmerz gefangen.
    Millicent hatte ein wachsames Auge auf ihn gehabt, seitdem sie wieder aufgebrochen waren. Obwohl Hugh ihr das Gegenteil versichert hatte, wusste sie, dass etwas nicht stimmte mit ihm, und sie hatte sich auf alles gefasst gemacht, was kommen mochte. Als Hugh den Baum nur knapp verfehlt und schleudernd angehalten hatte, war sie vorbereitet. Sie drückte das Kind mit einer Hand an die Brust und hielt sich mit der anderen an der Tür fest, die Füße entschlossen auf den Boden gestemmt.
    Ihr Herz raste vor Angst, als Hugh über dem Lenkrad zusammenbrach und die Hupe ertönen ließ. Sie hielt ihr Baby fest und schloss die Augen, um ein wenig zur Ruhe zu kommen. Sie musste stark sein – musste klar denken –, und das konnte sie nicht, wenn sie sich von Angst überwältigen ließ.
    Das unablässige Hupen brachte sie schließlich wieder zu sich. Sie wickelte ihren Sohn sanft in ihre Strickjacke und legte ihn sich zu Füßen. Dann zog sie kräftig die Handbremse und löste Hugh vom Lenkrad. Die plötzliche Stille war ohrenbetäubend.
    Bis auf eine blaue Färbung um die Lippen war sein Gesicht grau. Das einzige Lebenszeichen war der schnelle Pulsschlag an seinem Hals. »Kannst du mich hören, Hugh?«, fragte sie zaghaft.
    Er stöhnte ein wenig auf, seine Augenlider flatterten und ließen das Weiß seiner Augen erkennen.
    Millicent erkannte einen Herzanfall sofort – ihr Vater war auf dieselbe Art gestorben. Sie musste Hugh so schnell wie möglich ins Krankenhaus bringen, damit er eine Chance hatte durchzukommen.
    Sie überlegte, dass das Herzproblem Hugh bekannt gewesen sein musste, durchsuchte hastig seine Taschen und entdeckte ein Fläschchen mit Tabletten. Sie hatte absolut keine Ahnung, um welches Medikament es sich handelte, aber es war logisch

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