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Das Land der MacKenzies

Das Land der MacKenzies

Titel: Das Land der MacKenzies Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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beigebracht.“
    „Und Mrs. Langdale hat nicht ...“ Mary hielt inne, unsicher, wie sie ihre Frage formulieren sollte.
    „Ich war unsichtbar.“ Die junge Stimme klang hart. „Von dem Tag an, da ich mit der Schule angefangen habe. Niemand fühlte sich berufen, mir irgendetwas zu erklären oder mich in die Gruppe einzugliedern. Es überrascht mich, dass man mir überhaupt Zeugnisse ausgestellt hat.“
    „Aber du warst der Beste deiner Klasse.“
    Er zuckte die Schultern. „Ich lese gerne.“
    „Fehlt dir die Schule nicht, das Lernen?“
    „Lesen kann ich auch, ohne zur Schule zu gehen. Und hier kann ich Dad helfen. Ich kenne mich mit Pferden aus, besser als jeder andere in der Gegend. Außer Dad natürlich. Über die habe ich nichts in der Schule gelernt. Eines Tages wird die Ranch mir gehören. Das hier ist mein Leben. Warum sollte ich Zeit in der Schule verschwenden?“
    Mary wartete einen Moment und spielte dann die Trumpfkarte aus. „Um fliegen zu lernen.“
    Das kurze Aufflackern in seinen Augen konnte er nicht verhindern, aber sofort hatte Joe sich wieder unter Kontrolle. „An der Highschool in Ruth kann ich nicht fliegen lernen. Vielleicht werde ich eines Tages Flugstunden nehmen.“
    „Ich rede nicht von Flugstunden. Ich rede von der Akademie der Air Force.“
    Er wurde blass. Dieses Mal erkannte Mary nicht nur ein kurzes Aufflackern, sondern ein tiefes drängendes Bedürfnis in dem Jungen, als hätte er einen Blick auf das Paradies erhascht. Dann wandte er das Gesicht ab, und plötzlich schien er um Jahre gealtert. „Versuchen Sie nicht, mich zum Narren zu halten. Es ist unmöglich.“ „Wieso? Dein Notendurchschnitt ist besser als nötig.“ „Ich bin abgegangen.“
    „Du kannst wieder zurückkommen.“
    „Bei dem, was ich alles verpasst habe? Ich müsste die Klasse wiederholen. Und ich werde nicht still sitzen, wenn diese Idioten mich einen dummen Indianer nennen.“
    „So viel hast du gar nicht verpasst. Ich könnte dir Nachhilfeunterricht geben, dich so weit vorbereiten, dass du dein Abschlussjahr im Herbst beginnen kannst. Ich bin staatlich geprüfte Lehrerin, Joe, und nur nebenbei, ich habe die besten Referenzen. Ich kann dich in allen Fächern unterrichten, die du brauchst.“
    Er stocherte mit dem Schürhaken im Feuer, Funken stoben auf. „Selbst wenn ich es mache ...“, murmelte er. „Die Akademie ist keine Uni, wo man eine Aufnahmeprüfung macht, seine Studiengebühr zahlt und dann dabei ist.“
    „Nein. Normalerweise muss dein Kongressabgeordneter dich empfehlen.“
    „Ich bezweifle, dass mein Kongressabgeordneter die Empfehlung für einen Indianer ausspricht. Indianer stehen nun mal ganz unten auf der Liste.“
    „Ich denke, du machst zu viel aus deiner Abstammung“, erwiderte Mary ruhig. „Natürlich kannst du alle Schuld darauf schieben, dass du Indianer bist, oder du kannst dein Leben leben. Die Reaktionen anderer Menschen kannst du nicht beeinflussen, deine eigenen schon. Du weißt doch gar nicht, was dein Kongressabgeordneter tun wird. Warum also gibst du schon auf, bevor du es überhaupt versucht hast? Bist du einer von denen, die schnell aufgeben?“
    Joe richtete sich mit blitzenden Augen auf. „Das denke ich nicht.“
    „Na, dann ist es doch wohl an der Zeit, es herauszufinden, oder? Ist der Wunsch zu fliegen in dir stark genug, dass du dafür kämpfen willst? Oder willst du dich bis an dein Lebensende fragen, wie es wohl sein mag, im Cockpit eines Jets zu sitzen und über den Himmel zu jagen?“ „Sie kämpfen mit harten Bandagen, Ma’am“, flüsterte er.
    „Manchmal muss man jemandem eine Kopfnuss verpassen, damit er aufmerkt. Hast du genug Mumm, es zu versuchen?“
    „Was ist mit Ihnen? Die Leute in Ruth werden Sie nicht mögen, wenn Sie zu viel Zeit mit mir verbringen. Wäre schon schlimm genug, wenn es nur um mich ginge, aber mit Dad und mir ..."
    „Sollte jemand eine Bemerkung darüber machen, dass ich dir Nachhilfe erteile, werde ich ihm schon den Kopf zurechtrücken“, sagte sie entschlossen. „Es ist eine Ehre, auf der Akademie angenommen zu werden. Wenn du einverstanden bist, Nachhilfe von mir zu nehmen, werde ich sofort dem Kongressabgeordneten schreiben. Deine Abstammung wird dir endlich mal zum Vorteil gereichen.“ Stolz leuchtete auf seinem Gesicht auf. „Ich will keinen Platz an der Akademie, nur weil ich Indianer bin.“ „Unsinn!“, tat sie es ab. „Natürlich wird man dich nicht deshalb aufnehmen. Aber wenn du deshalb das Interesse

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