Das Land der MacKenzies
ein kariertes Hemd, in dem sie sich wie eine Pioniersfrau vorkam. Sie wählte zusätzlich einen braunen Rock mit sportlicher pinkfarbener Bluse und ein hellblaues Ensemble aus Rock und Bluse mit abgesetztem Spitzenkragen. Sie war so begeistert über ihr neues Aussehen, dass sie gleich auch noch elegante weiße Sandalen und ein Paar Turnschuhe mit einpackte. Als die Verkäuferin alles addierte und die Gesamtsumme nannte, zuckte Mary nicht einmal mit der Wimper. Es war höchste Zeit, dass sie sich etwas leistete.
Und sie war noch nicht fertig. Sie verstaute die Tüten in ihrem Wagen und rannte durch den Regen zum Kaufhaus Hearst. Hier kauften alle ihre Stiefel. Und da Mary vorhatte, sehr viel Zeit auf Wolfs Berg zu verbringen, würde sie jetzt schon ein Paar erstehen.
Mr. Hearst war geradezu unhöflich zu ihr, doch sie schaute ihn so tadelnd an, dass er nachgab. Sie spielte mit dem Gedanken, ihren Lehrerinnenzeigefinger zwecks stärkerer Wirkung einzusetzen, doch so ein Zeigefinger verlor an Macht, wenn man ihn zu oft benutzte. Also ließ sie es. Ohne auf Mr. Hearst zu achten, probierte sie Stiefel an, bis sie ein Paar fand, das ihr gefiel und bequem war.
Mary konnte es kaum erwarten, nach Hause zu kommen und eine der neuen Jeans und das karierte Hemd anzuziehen. Wahrscheinlich würde sie sogar die neuen Stiefel im Haus tragen, nur damit sie sie einlaufen konnte. Woodrow wird mich nicht wiedererkennen! Und als sie sich Wolfs Blick ausmalte, ergriff sie ein angenehmer Schauer.
Mittlerweile regnete es so stark, dass Mary sich in Gedanken schalt, nicht mit dem Wagen zum Kaufhaus gefahren zu sein. In Ruth gab es keine Bürgersteige, und überall hatten sich bereits große Pfützen am Straßenrand gebildet. Nun, ich habe ja meine vernünftigen Schuhe an. Sollen die sich endlich mal bewähren!
Mit gesenktem Kopf, den Karton mit den Stiefeln vor die Brust gepresst, sprintete Mary unter dem Vordach des Kaufhauses los ... und trat prompt in die erste Pfütze! Sie haderte immer noch mit sich, als sie an einer kleinen Seitenstraße vorbeikam, in der vormals der Friseurladen gewesen war, der jetzt jedoch leer stand.
Weder hörte noch sah sie etwas. Es gab keinerlei Vorwarnung. Eine große nasse Hand legte sich auf ihren Mund. Jemand packte sie so, dass sie ihre Arme nicht heben konnte, und zog sie in die Seitenstraße, weg von der Hauptstraße. Mary wehrte sich instinktiv, sie wand sich, trat und versuchte zu schreien, doch die unnachgiebige Hand hielt ihr so fest den Mund zu, dass die Finger sich schmerzhaft in ihre Wangen gruben.
Das hohe, nasse Unkraut schlug ihr gegen die Beine, und der Regen tropfte in ihre Augen. Voller Panik versuchte sie um sich zu schlagen. Das konnte doch einfach nicht passieren! Er kann mich doch nicht am helllichten Tag auf offener Straße überfallen! Doch er konnte. Bei Cathy Teele hatte er es auch getan.
Das Entsetzen verlieh ihr Kraft. Mary trat fest nach hinten, es gelang ihr, einen Arm freizubekommen, und sie packte nach dem Gesicht des Angreifers, doch sie bekam nur dicke Wolle zu fassen. Der Mann fluchte und schlug ihr mit der Faust auf die Schläfe.
Vor Marys Augen verschwamm alles, ihre Bewegungen wurden kraftlos. Benommen nahm sie wahr, dass sie am Ende der verlassenen Gasse angelangt waren. Der Mann drückte sie brutal bäuchlings in den Schlamm, ohne ihren Mund loszulassen. Sie hörte seinen Atem schnell und rasselnd an ihrem Ohr, als er sie mit seinem Gewicht niederhielt. Mit einer Hand machte er sich an ihrem Rock zu schaffen und schob ihn nach oben. Mary wehrte sich mit aller Kraft, wollte seine Hand wegschieben und sich freiwinden. Aber erneut versetzte der Angreifer ihr einen Faustschlag. Voller Panik versuchte sie um sich zu schlagen. Fluchend zwang er ihre Beine auseinander und drängte sich dazwischen. Sie konnte ihn durch seine Hose und ihre Unterwäsche spüren und begann zu würgen, als er sich an sie presste.
Nein, sie würde das nicht zulassen! Sie hörte, wie ihre Kleider rissen, und ihr überwältigender Ekel verwandelte sich in Kraft. Verzweifelt biss sie in die Hand vor ihrem Mund und griff nach hinten, um dem Mann ihre Nägel ins Gesicht zu schlagen.
In ihren Ohren rauschte es, doch sie hörte einen Schrei. Der Mann auf ihr versteifte sich abrupt, stützte die Hand neben ihrem Kopf auf, um sich aufzurichten, und sprang auf die Füße. Mary konnte gerade noch einen blauen Hemdsärmel und eine sommersprossige Hand erkennen, dann war ihr Angreifer auch schon
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