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Das Land der Pelze

Das Land der Pelze

Titel: Das Land der Pelze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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eigenthümlichem Rhythmus, Lieder, aus denen man die Kälte und das Eis, die ganze Melancholie des Nordens herausfühlte. Mrs. Paulina Barnett hatte sich die Mühe genommen, eine dieser grönländischen »Sagas« zu übersetzen, eine treffende Probe hochnordischer Poesie, welcher eine traurige Melodie, die von Pausen unterbrochen und in wunderlichen Intervallen fortgesetzt wurde, einen unbeschreibbaren Reiz verlieh. Wir geben hier eine möglichst getreue deutsche Uebertragung aus dem Album der Reisenden.
Grönländisches Lied.
    Am Himmel ist Nacht!
    Kaum streift ein schwacher Sonnenstrahl
    Das Erdenthal!
    Nur ich halte Wacht,
    In meinem Herzen allzumal
    Des Zweifels Qual.
    Das schöne Kind verlacht mein zärtliches Liebeslied—
    Ob denn ein Eisberg wohl ihr Herzchen überzieht?
     
    Du Engelsgestalt,
    Von Deiner Lieb leb’ ich hier,
    Berauscht von ihr.
    Des Sturmes Gewalt
    Trotzt’ ich um einen Blick von Dir,
    O, send’ ihn mir!
    Mein heißer Kuß schmilzt nicht mit seiner Liebesgluth
    Den Schnee, der kalt und dicht auf Deinem Herzen ruht!
     
    O gieb, daß geschwind
    Auch Deine Seele endlich sich
    Anschließ’ an mich.
    Und morgen, mein Kind,
    Wenn meine Hand nach Deiner schlich,
    Dann schenk’ mir Dich.
    Die Sonne glänzt gewiß viel schöner Dir als Braut,
    Hat nur die Lieb’ einmal Dein Herzchen aufgethaut!
     
    Am 20. December kam die Eskimo-Familie nach Fort-Esperance, um von dessen Bewohnern Abschied zu nehmen. Kalumah hatte sich an die Reisende sehr innig angeschlossen, und diese hätte sie gerne bei sich behalten; die junge Eingeborene brachte es aber nicht über sich, die Ihrigen zu verlassen; doch versprach sie, im Laufe des kommenden Sommers nach Fort-Esperance zurück zu kehren.
    Der Abschied war rührend. Sie ließ Mrs. Paulina Barnett einen kupfernen Ring zum Andenken, und erhielt dafür ein Halsband von schwarzem Gagath, mit dem sie sich auf der Stelle schmückte.
     

    Beim Abschied der fremden Gäste. (S. 188.)
     
    Jasper Hobson ließ die armen Leute nicht ohne einen tüchtigen Vorrath von Lebensmitteln, den man auf ihre Schlitten lud, davongehen, und nach einigen Dankesworten Kalumah’s verschwand die interessante Familie auf ihrem Zuge nach Westen in dem dicken Nebel der Küste.
     

    »Das ist noch schöner, als ein Nordlicht!« (S. 195.)
Fußnoten
    1 Uebersetzung des Wortes Eskimo.
Zwanzigstes Capitel.
Das Quecksilber gefriert.
    Noch einige Tage begünstigte das trockene und ruhige Wetter die Jäger; vom Fort entfernten sie sich aber niemals weit. Der Ueberfluß an Wild gestattete ihnen übrigens auch, sich mit einem beschränkten Raume zu begnügen.
    Lieutenant Hobson konnte sich also nur Glück wünschen, sein Etablissement an einer so günstigen Stelle des Landes begründet zu haben. Die Trapper erbeuteten eine große Anzahl Pelzthiere aller Art. Sabine und Marbre tödteten eine beträchtliche Menge Polarhasen. Einige zwanzig hungerige Wölfe wurden geschossen. Diese Raubthiere waren sehr angriffslustig und zu Heerden vereinigt erfüllte ihr Bellen die Luft in der Umgebung des Forts. Auf der Seite des Eisfeldes passirten zwischen den Spitzhügeln häufig große Bären, deren Annäherung sorgsam überwacht wurde.
    Am 25. December mußte wiederum jeder Ausflug aufgegeben werden. Der Wind sprang nach Norden um, und die Kälte wurde äußerst heftig; man konnte nicht in der freien Luft verweilen, ohne Gefahr zu laufen, sofort zu erfrieren. Das Thermometer fiel bis auf -28° Celsius. Wie ein Kartätschenhagel blies der Wind. Bevor sich aber Alle verkrochen, trug Jasper Hobson Sorge, daß den Zugthieren genügend Futter zu Theil wurde, um einige Wochen damit auszudauern.
    Der 25. December war ja Weihnachten, dieses den Engländern so theure häusliche Fest. Es wurde mit aller religiösen Andacht gefeiert. Die Ueberwinternden dankten der Vorsehung, daß dieselbe sie bis hierher bewahrt hatte; dann fanden sich die Werkleute, nachdem sie den ganzen Christtag gefeiert hatten, zu einem splendiden Mahle zusammen, bei dem auch zwei gewaltige Puddings nicht fehlten.
    Am Abend dampfte ein Punsch mitten zwischen den Gläsern. Die Lampen wurden verlöscht, und der nur durch die bleichen Flammen des Branntweins erhellte Saal gewann ein phantastisches Ansehen. Schon bei den zitternden Reflexen wurden alle diese braven Soldaten munter, was durch die Vertilgung des heißen Gebräues nur noch zunehmen sollte.
    Darauf wurden die Flammen kleiner, sprangen noch wie bläuliche Irrlichter um das nationale

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