Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Land des letzten Orakels

Titel: Das Land des letzten Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
Vom Netzwerk:
was ich tun kann«, sagte Lily, während sie sich ihre Schürze anzog. »Ihr sagt, sie brauchen einen Anführer; vielleicht hören sie ja auf mich und ziehen sich irgendwohin zurück, wo wir uns verteidigen können …«
    »Nein«, unterbrach Theo sie energisch. »Laud und Ben sind gerade aufgebrochen, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Cherubina und Verity sind losgezogen, um Nick zu suchen und ihn zu überreden, Verstärkung herbeizuholen. Die Situation ist unter Kontrolle.« Sein Gesicht wurde weicher, doch die Sorgenfalten darin blieben. »Jedenfalls für den Moment. Ruh dich aus, Lily. Ich glaube kaum, dass du jetzt auf die Straße gehen könntest, ohne noch mehr Unruhe auszulösen.« Theo wandte sich Mark zu. »Das gilt auch für dich, Mark. Nach deiner Rede vor dem Gefängnis bist du fast so berühmt wie sie.«
    »Aber wir müssen etwas unternehmen«, wandte Mark ein. »Was, wenn das jetzt die letzte Schlacht ist? Wir dürfen nicht zulassen, dass Snutworth gewinnt …«
    Theo wirkte beunruhigt, lächelte jedoch zaghaft. »Ich denke, es dürfte den Eintreibern schwerfallen, in nur ein paar Stunden diese Hälfte der Stadt in ihre Gewalt zu bekommen. Außerdem könnt ihr beide die Menschen mitreißen – wir dürfen euch nicht bei etwas in Gefahr bringen, das vielleicht bloß ein kleines Scharmützel ist.« Er seufzte. »Und nun gehe ich lieber los und alarmiere unsere Freiwilligen. Vermutlich müssen wir uns zumindest auf weitere Verwundete gefasst machen …«
    Theo eilte aus der Tür, und Mark wandte sich wieder Lily zu.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er. »Du wirkst ein wenig … überrascht.«
    Lily nickte, und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. »Also … brauchen wir gar nichts zu tun? Cherubina hilft den Arbeitern, Theo übernimmt das Kommando …« Sie seufzte. »Es hat sich hier wirklich vieles geändert.«
    Mark nickte. In der Ferne hörten sie ein Poltern, so als breche erneut ein Gebäude in sich zusammen.
    »Ja, das hat es«, erwiderte Mark unbehaglich. »Wir sind sehr froh, dass du wieder bei uns bist, Lily. Dort draußen ist es immer noch äußerst chaotisch. Allerdings glaube ich, dass dein Auftritt gestern ziemlich Eindruck hinterlassen hat. Die halbe Stadt steht noch unter Schock!« Staunend schüttelte er den Kopf. »Wahrscheinlich sollten wir weitere Wachen zu dem Schiff beordern. Ich glaube, wir brauchen alle von Nicks Leuten, um die Eintreiber zurückzuschlagen …«
    »Das Schiff!«, stieß Lily hervor, sich plötzlich an etwas erinnernd. »Ich kann nicht glauben, dass ich es vergessen habe … Es war so überwältigend, euch alle wiederzusehen …«
    »Was denn?«, wollte Mark wissen.
    »Weißt du noch, wie ich dir sagte, dass sich Owain und Elespeth in die Stadt geschlichen haben, um die Stadtmauern zu öffnen?«, erklärte Lily hastig.
    »Das könnte ich wohl kaum vergessen. Ich kann immer noch nicht glauben, dass du Elespeth vertraut hast, nachdem sie uns schon einmal hintergangen hat …«
    »Es hat funktioniert, oder nicht?«, unterbrach ihn Lily. »Jedenfalls habe ich eine Reihe von Orten vorgeschlagen, wo sie nach meiner Ankunft Unterschlupf finden könnten. Ich dachte, sie würden hierherkommen, aber ich hatte auch gesagt, dass, wenn sie es nicht bis zum Tempel schaffen würden, wir uns heute Morgen am Schiff treffen könnten. Ich muss unbedingt dorthin und nachsehen, ob sie dort sind. Bestimmt ist Agora für die beiden ziemlich verwirrend, und ich glaube kaum, dass Nicks Wachen die Freundlichkeit in Person sein werden …«
    »Alleine gehst du nicht«, sagte Mark entschieden.
    »Bis zu den Docks werde ich es wohl schaffen«, erwiderte Lily leichthin. »Ich glaube kaum, dass sie sich seit gestern bewegt haben.«
    »Die Dinge sind hier äußerst gefährlich geworden«, erklärte Mark sorgenvoll, während er seine Jacke nahm. »Es gibt da ein paar Straßen, die man lieber nicht entlanggehen sollte, ob berühmt oder nicht. Ich werde dich hinbringen.« Grinsend fügte er hinzu: »Dieses Mal werde ich dich nicht aus den Augen lassen; du hast die unangenehme Angewohnheit, dich in nichts aufzulösen.«
    Lily lächelte. Es war schön, wieder zu Hause zu sein.
    Sie rannten bis zu den Wassermann-Docks, wobei sie gelegentlich in Seitengassen auswichen, um plündernden Banden aus dem Weg zu gehen. Die Jubelstimmung vom Vortag war rasch verflogen, und als das Schiff in Sicht kam, hatte es den Anschein, als wären alle zu sehr in die Scharmützel im Zwillinge-Bezirk

Weitere Kostenlose Bücher