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Das Land des letzten Orakels

Titel: Das Land des letzten Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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paar Wochen damit gewartet, meinen Angriff zu beginnen, um sicherzugehen, dass der Hunger eure Verteidiger hilflos gemacht hätte. Aber die Zeit schreitet voran, und wir müssen auf morgen vorbereitet sein.«
    Mark kämpfte gegen das Verlangen an zu fragen. Doch Lily und er waren hilflos, und was immer als Nächstes geschehen würde, diese Sache war offensichtlich bedeutend.
    »Was geschieht morgen?«, fragte er vorsichtig. Doch es war nicht Snutworth, der antwortete.
    »Der erste Tag der Waage«, erwiderte Lily mit wachsender Besorgnis. »Mein Geburtstag. Agora-Tag, das Ende des zwölften Zyklus von zwölf Jahren seit der Gründung von Agora.« Sie hielt inne. Mark konnte sich ihren Gesichtsausdruck förmlich vorstellen – die Falten auf der Stirn, als die Mosaikstücke ein Bild ergaben. »Der Tag des Urteils.«
    Snutworth klatschte dreimal langsam in die Hände. »Schau einer an. Ich wusste doch, dass es einen Grund dafür gibt, dass ihr beide zu Richtern ernannt wurdet.« Er trat an den Apparat und stand nun genau am Rand von Marks Sichtfeld. »Zum Geschäftlichen. Morgen wird es natürlich eine Reihe von bedeutenden zeremoniellen Pflichten zu erledigen geben. Zuvor aber benötige ich eine wichtige Information.« Er berührte eine Reihe von Einstellräder. Über Marks Kopf fing etwas an zu brummen. Snutworth drehte sich um und blickte Mark direkt in die Augen. »Wo befindet sich der Abstieg nach Naru?«
    Mark bemühte sich, zuversichtlicher zu wirken, als ihm zumute war. »Das wissen Sie nicht?«, höhnte er, zufrieden damit, dass sie immer noch einen Wissensvorsprung hatten.
    Snutworth nickte geradezu liebenswürdig. »Leider haben sich mein Vorgänger und ich nicht einvernehmlich getrennt«, erklärte er ruhig. »Bis Miss Verity aus meinen Diensten ausschied, habe ich tatsächlich geglaubt, der alte Mann wäre tot. Und das war recht frustrierend, denn seitdem habe ich erfahren, dass er den Standort des agoranischen Abstiegs für sich behalten hatte.« Nachdenklich hob er seinen Gehstock wieder auf und polierte den Knauf mit dem Saum seines Ärmels. »Obwohl die Aufzeichnungen des Direktoriums ausgiebig auf das Thema Naru eingehen, wird darin lediglich ein Eingang in der Kathedrale der Verlorenen erwähnt. Das wäre doch recht umständlich und würde wahrscheinlich Gewaltanwendung gegenüber den noch verbliebenen Mitgliedern des Ordens nach sich ziehen. Sie können sich daher wahrscheinlich meine Genugtuung vorstellen, als Verity, meinen Unmut riskierend, alles daransetzte, um ein bedeutungsloses Rezept aus den Gewölbekellern des Direktoriums zu stehlen. Es war für mich offensichtlich, dass es sich um eine Art Code handeln musste, den nur jemand mit profunder Kenntnis unserer Bibliothek, etwa der ehemalige Direktor, dort hinterlegt haben konnte. Danach, nun …« Er fing Marks Blick auf. »Es ging nur noch darum, den richtigen Moment abzupassen, um mir Ihre Pläne zunutze zu machen. Und es scheint, als hätte ich mit meinen Annahmen richtig gelegen. Mr Owain erwähnte mir gegenüber, dass es Ihnen, Mr Mark, gelungen sei, von irgendwo hier in Agora zu dem Land unten zu gelangen, zweifellos mit Hilfe des ehemaligen Direktors.« Vollkommen entspannt lehnte er sich zurück gegen die Wand. »Ich würde es begrüßen, wenn Sie dieses Wissen mit mir teilen würden.«
    »Owain hätte Ihnen das niemals verraten«, zischte Lily. »Sie wollen uns bloß hereinlegen!«
    »Miss Lilith, Sie dürfen glauben, was Sie wollen. Nichtsdestotrotz weiß ich, dass es irgendwo in Agora einen Weg hinunter nach Naru gibt, und einer von Ihnen wird mir sagen, wo.«
    Es folgte ein langes Schweigen, und Snutworth musterte sie beide. Was Lily dachte, wusste Mark nicht, aber seine Gedanken rasten bei dem Versuch, diese eine Chance zu ihrem Vorteil zu nutzen.
    Lily erhob erneut das Wort. »Sagen Sie uns zuerst, warum Sie das wissen wollen«, forderte sie.
    Snutworth schüttelte den Kopf. »Das ist meine Sache«, erwiderte er ruhig.
    Allmählich verzweifelnd kam Mark eine Idee. »Wir sagen es Ihnen«, schlug er vor, »aber nur, wenn Sie die Eintreiber zurückpfeifen und in Friedensverhandlungen mit den Revolutionären eintreten.«
    Dieses Mal überlegte Snutworth einen Moment. »Nein, ich denke nicht«, erwiderte er dann, nach wie vor gelassen. »Ich muss schon sagen, dass ich Ihre Zuversicht bewundere, aber ich fürchte, Forderungen zu stellen ist Zeitverschwendung. Bedenken Sie: Sie sind beide meine Gefangenen. Außer mir, Vater Wolfram und

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