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Das Land des letzten Orakels

Titel: Das Land des letzten Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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seinen Griff, und Mark keuchte vor Schmerz auf.
    Wolfram führte den Degen an Marks Kehle und stieß ein geradezu bestialisches Knurren aus. Marks Herzschlag setzte aus.
    Plötzlich war Lily zur Stelle und vergrub ihre Zähne in Wolframs Handgelenk. Dieser ließ Mark los und taumelte rückwärts auf den tiefen Graben hinter ihm zu. Mark befreite sich, doch nun packte Wolfram Lily an den Haaren. Er warf sie zu Boden, wobei sie mit dem Kinn auf dem Felsen aufschlug. Ohnmächtig sah Mark zu, wie der Mönch über ihr stand, den Degen in der Hand, die Augen erfüllt mit dem irren Licht des Alptraums.
    Er hob die Klinge und ließ sie in Richtung ihres Gesichts niederfahren.
    Bevor er wusste, was er tat, rammte Mark den Mönch mit voller Wucht, sodass dieser mit dem Gesicht auf die Kante des Abgrunds hinter ihm zutaumelte. Zugleich trat Lily Wolfram auf dessen verletzten Fuß. Vor Schmerz aufschreiend ruderte er mit den Armen, vergeblich bemüht, sein Gleichgewicht wiederherzustellen.
    Dann stürzte er vom Steg in die Tiefe.
    Das Hohelied nahm seinen Schrei auf und verstärkte ihn tausendfach. Ein paar Sekunden lang, während denen Mark und Lily entsetzt dreinblickten, schwoll der Alptraum triumphierend in ihren Köpfen an und ließ sie Wolframs Wut und Furcht spüren, während er in Richtung der riesigen, messerscharfen Kristall-Stalagmiten fiel.
    Sein Schrei endete abrupt.
    Eine schreckliche Stille breitete sich aus. Am ganzen Körper zitternd starrte Mark Lily an. Lily wirkte benommen und kroch nach vorn, um über den Rand zu spähen, doch Mark sprang auf und zog sie zurück. Es war nicht nötig, dass einer von ihnen sich diesen Anblick zumutete. Er war tot, und sie hatten es getan.
    Hoch oben auf seinem Kristallthron sitzend stieß Snutworth einen schnaubenden Laut aus. »Bedauerlich«, sagte er. »Aber es spielt kaum eine Rolle. Ich habe noch viele Bedienstete. Fürs Erste werden die Naruvaner für mich die Nachrichten übermitteln. Und das Hohelied wird mir offenbaren, wer in zukünftigen Tagen einen geeigneten Stellvertreter abgeben wird. Meine Botschaft wird verbreitet werden, meine Herrschaft gefestigt.«
    Mark wurde schlecht. Er hatte Wolfram gehasst, konnte weder betrauern noch bereuen, was er getan hatte. Aber zumindest empfand er etwas. Anders als Snutworth.
    »Er ist tot!«, rief Mark grimmig und wandte sich dem Resonanzthron zu. »Empfinden Sie denn gar nichts? Er war Ihr Freund!«
    »Er war mein Bediensteter«, korrigierte ihn Snutworth bedächtig. »Bald werde ich viel mehr von ihnen haben.«
    »Und dann was? Spielen Sie dann mit der Welt, bis Sie sich langweilen?«, fragte Lily wütend.
    Snutworth lächelte. »Vielleicht. Oder ich verbessere oder verschlechtere sie. Es gibt so viele faszinierende Möglichkeiten. Diese Länder wurden zu Experimentalzwecken geschaffen, doch nun, da die alten Waage-Leute tot sind, werden ihre Pläne weiterleben.«
    Mark spürte, wie Lily seine Hand drückte, und sie schauten einander an. Er sah, dass seine Anspannung sich auf sie übertrug. Er wollte davonlaufen, wollte sich zurückziehen, um eine Chance zu bekommen, sich über seine Gefühle in Bezug auf das, was gerade geschehen war, klar zu werden. Aber sie durften jetzt nicht aufgeben. Nicht, wo sie Snutworth gerade dazu gebracht hatten zu reden.
    Heftig schluckend verdrängte Mark seine trübsinnigen Gedanken, damit Snutworth sie nicht wahrnehmen konnte. Lily ließ seine Hand los, und sie wandten sich beide Snutworth zu, fest entschlossen, ihm gegenüber keine Furcht erkennen zu lassen.
    »Wie wäre es mit neuen Ideen?«, rief sie. »Was ist mit Freiheit?«
    »Freiheit«, erwiderte Snutworth geringschätzig. »Wer verdient diese Freiheit? Sie? Ihre Freunde vielleicht? Wie meine kleine Gattin, die zu jedem rennt, der auch nur ein Fünkchen Macht innehat, weil sie der Welt nicht ins Auge sehen kann? Ich kann ihre Gedanken hören, Mark. Sie denkt gerade an Sie. Hören Sie zu …«
    Das Hohelied um Snutworth schien um sich zu greifen, und die Stimmen wurden lauter, deutlicher. Alarmiert wich Mark zurück. Dann aber erklang eine Stimme, die für ihn ganz klar verständlich und vertraut war, und erhob sich über alle anderen.
    Mark darf jetzt nicht zurückkommen. Nicht gerade jetzt, das könnte ich nicht ertragen …
    Sie hörte sich ganz verloren, ganz unsicher an, und Mark durchfuhr ein stechender Schmerz. »Vielleicht befindet sie sich in Gefahr und will nicht, dass ich darin verwickelt werde«, sagte Mark

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