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Das Land des letzten Orakels

Titel: Das Land des letzten Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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war nicht geschlagen.
    Zum ersten Mal sah Mark Snutworth zögern, und Lily setzte nach.
    »Hören Sie auf mit Ihren widerlichen Kommentaren zu allem!«, rief sie. »Was wollen Sie damit beweisen? Dass unsere Freunde einen Moment der Schwäche hatten? Haben wir das denn nicht alle? Das heißt doch nicht, dass sie immer so denken.«
    »Nur in ihren schlechtesten Momenten werden Sie die Wahrheit finden«, sagte Snutworth und vollführte dabei eine schwungvolle Geste.
    Plötzlich wurde die Luft von einer allzu vertrauten Stimme erfüllt. Mark hörte sprachlos zu, während Lilys Echos im Thronsaal widerhallten.
    Sie hat unrecht! Können sie denn nicht erkennen, dass die Sprecherin unrecht hat und ich recht habe? Nein, was tust du denn da … Ich habe jetzt keine Zeit, Gloria. Wir sehen uns dann morgen … Mark wird seinen Vater vielleicht nie wiedersehen, aber meine Eltern sind irgendwo dort draußen, und er muss mit mir kommen … Das ist mir egal … Ich muss alles wissen! … Muss alles unternehmen, um es zu erfahren …
    Jedes Mal hatte sie Leid verursacht, jedes Mal war sie zu schwach oder zu dumm gewesen, um das Leid eines anderen zu verhindern – das Hohelied zitierte nun alles. Lily stand vollkommen reglos da; auf ihrem Gesicht lag ein starrer Ausdruck des Entsetzens, als die dunkelsten Momente ihres Lebens als spöttische, hastige Echos zurückkehrten. Erneut zerschnitt Wolframs Todesschrei die Luft.
    »Seht selbst, Kinder«, sagte Snutworth, dessen Stimme in der Höhle widerhallte. »Seht selbst, wer ihr seid. Lügner, Mörder, Zerstörer …«
    Mark wusste, was nun kommen würde. Trotzdem biss er unwillkürlich die Zähne zusammen, als Lilys Stimme von seiner eigenen abgelöst wurde.
    Du weißt, wo du hinausfindest, Gloria … Es ist nicht meine Schuld … Ich werde nicht meinen Ruf zerstören, nur damit du dich besser fühlst … Dummer alter Mann, was weiß er denn schon …?
    »Das ist nicht die Wahrheit!«, rief Mark, bemüht, seine eigene Stimme zu übertönen. »Das bin ich in meinen schlimmsten Momenten. Ich hatte bessere Zeiten, die hatten wir alle. Sie sagen, Sie begreifen die Menschen, aber Sie sehen immer nur ihre Schwächen.«
    Lily riss die Augen auf, und auf ihrem Gesicht breitete sich neue Zuversicht aus. »Das ist es! Verstehst du, Mark, so sieht er die Welt.« Sie schaute Snutworth direkt an. »Deswegen hört sich das Hohelied so wütend an. Sie hören es gar nicht richtig, nicht wahr? Sie hören nur das, was Sie hören wollen. Sie glauben, Sie zeigen uns die Wahrheit über uns selbst, aber in Wirklichkeit enthüllen Sie nur die Wahrheit über sich . Sie sind innerlich leer, Snutworth. Sie sehen keine Menschen, sondern immer nur ihre Schwächen, mit denen Sie sie manipulieren können. Aber wir sind viel mehr als das.«
    Snutworth richtete sich auf seinem Thron auf. »Ich muss mir das nicht anhören«, sagte er, nun schon weniger gelassen. »Ihr wisst nichts von der Welt, nichts von meinem Plan …«
    »Wir wissen mehr als Sie«, erwiderte Mark trotzig und trat an die Kante des Stegs, damit Snutworth seinem Blick nicht entgehen konnte. »Wir sehen die Menschen so, wie sie sind, nicht als eine Ansammlung von Schwächen, die man sich zunutze machen kann.«
    »Versuchen Sie es, Snutworth«, fuhr Lily eindringlich fort. »Versuchen Sie, alles zu hören.«
    Snutworth zögerte. »Glauben Sie, mich mit Liebe, Güte oder Freundschaft überraschen zu können? Ich weiß davon – wie sonst hätte ich voraussehen können, wie Sie reagieren würden, als ich Mr Marks Gefühle an mich genommen hatte?« Er beugte sich angespannt vor. »Können Sie keine Niederlage eingestehen?«
    »Vielleicht gibt es da etwas, was Sie nicht wissen«, flüsterte Lily, deren Stimme sich nun fast mit dem Hohelied vermischte. »Vielleicht müssen Sie mehr zuhören.«
    Mark wagte kaum Luft zu holen. Solange Snutworth das Hohelied als ein Werkzeug betrachtete, als etwas, das er zum eigenen Nutzen verwenden konnte, konnte er es beherrschen. Aber wenn er sich ihm wirklich öffnete, wenn er wirklich versuchte, alles zu hören, dann würde ihrer beider Plan vielleicht funktionieren.
    Einen Moment glaubte Mark, Snutworth würde sich nicht ködern lassen, sondern sie auslachen und zum Teufel jagen, und diese letzte, winzige Chance wäre für immer vertan.
    Doch Snutworth war einst Marks Diener gewesen, und Mark hatte ihn besser gekannt als jeder andere. Und wenn er dabei eines gelernt hatte, dann die Tatsache, dass Snutworth nicht

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