Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Land des letzten Orakels

Titel: Das Land des letzten Orakels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
Vom Netzwerk:
Astloch, worauf das Paneel beiseiteglitt. »Dieses hier, zum Beispiel.«
    Der dahinter befindliche Raum lag im Dunkeln, und Verso leuchtete mit seiner Lampe hinein.
    »Lady und Gentlemen«, sagte er und verbeugte sich, »willkommen zum Abstieg des Letzten.«
    Mark hörte, wie Ben und Laud neben ihm der Atem stockte. Der Raum war vermutlich groß, doch ließ sich seine wahre Größe schwer abschätzen, da er zum größten Teil mit einer Vielzahl von Apparaten gefüllt war, die mit der Decke und den Wänden verzahnt waren. In der Mitte des Raums befand sich eine runde, von einem Geländer umschlossene Metallplattform, die an dicken, oben in der Masse von Zahnrädern verschwindenden Eisenketten hing. Unterhalb der Plattform war ein tiefer Felsschacht, der im Nichts verschwand. Verso betrat den Raum und begann eine Reihe von Hebeln an einer Vorrichtung in der Nähe der Tür einzustellen. Mark folgte ihm, doch Ben und Laud blieben im Türrahmen stehen.
    »Kommt ihr nicht?«, fragte Mark.
    »Ich traue dem hier nicht«, sagte Laud mit grimmiger Miene. »Es erinnert mich an das Uhrwerkhaus.«
    »Nun, so wie ich es verstehe, Mr Laudate, befindet sich Naru in beträchtlicher Entfernung in dieser Richtung«, sagte Verso und deutete nach unten. »Ich denke, wenn wir die Plattform bewegen, werden wir auf ein Seil stoßen …«
    Laud bedeutete ihm mit einem wütenden Blick zu schweigen. »Als ich das letzte Mal einen auf diese Weise eingerichteten Raum betreten habe, war ich auf der Spur des Mörders meiner Schwester Gloria und wurde fast bei lebendigem Leib verbrannt. Ich würde es begrüßen, wenn Sie mich ernst nähmen.« Besorgt berührte er seinen linken Arm. Mark wusste, dass er dort eine lang gezogene, bleifarbene Narbe hatte, die der besagte Mörder Laud zugefügt hatte.
    Lily hatte Mark die Geschichte jener schrecklichen Nacht während ihrer gemeinsamen Reise erzählt. Sie, Laud und Ben waren von dem Mörder, einem gestörten Eintreiber namens Sergeant Pauldron, in dem merkwürdigen Uhrwerkhaus in die Enge getrieben worden, tief in den Elendsvierteln von Agora. Laud hatte versucht, den Mörder zu packen, und im Gegenzug hatte Pauldron Lauds Arm mit seinem Messer fast bis zum Knochen aufgeschlitzt. Trotzdem hatte Laud ihn weiter festgehalten, ihn dadurch abgelenkt, Ben so die Flucht ermöglicht und für Lilys Sicherheit gesorgt, bis Hilfe kam. Das war nun fast zwei Jahre her, doch ein einziger Blick auf Laud und Ben bewies, dass die Erinnerungen noch immer frisch waren.
    Verso neigte leicht den Kopf. »Ich bitte um Entschuldigung, Sir. Ich hatte versucht, die Stimmung aufzuhellen.« Er blickte zu der Plattform hinüber. »Ich finde den Abstieg selbst auch nicht reizvoll.«
    »Sie kommen mit uns?«, fragte Mark überrascht.
    Verso rieb sich nachdenklich am Handgelenk. »In der Tat, Sir. So liebenswürdig es auch wäre zu behaupten, ich würde Ihnen den Abstieg einzig und allein aus reiner Menschenliebe zeigen, so habe ich doch meine eigenen Gründe für einen Besuch in Naru.« Er zog an einem weiteren Hebel, und mit einem heftigen Ruck begann das größte der Zahnräder sich zu drehen. »Und das, meine Herren, Miss, ist alles, was ich zu diesem Thema sagen möchte. Wenn Sie mir dann bitte folgen würden.«
    Verso bestieg zielstrebig und mit nur leicht zittrigem Gang die Plattform. Auf dem Metallboden ging er in die Hocke und lehnte sich schwerfällig an das Geländer.
    »Der Abstieg wird in wenigen Minuten beginnen«, sagte er, von der Anstrengung der Vorbereitungen schwer atmend. »Ich rate Ihnen, sich zu mir zu gesellen.«
    Mark warf einen Blick zurück auf Laud und Benedicta, die im Türeingang verweilten. »Kommt ihr?«, fragte er, während er auf die Plattform sprang, worauf diese ein wenig schwankte. »Für Lily.«
    Stumm gesellten sich Laud und Ben Hand in Hand zu ihm. Als sie sich niederließen, begannen sich auch die anderen Zahnräder über ihnen zu drehen. Mit einem Ruck rasselten die Ketten herunter, und die Plattform begann sich langsam zu senken.
    »Hoffentlich ist sie dort unten«, murmelte Laud, während sie in die Dunkelheit hinabsanken.
    Unmittelbar bevor sie den Boden des Schachts erreichten, wachte Mark auf.
    Überrascht darüber, dass er in der Lage gewesen war einzuschlafen, setzte er sich aufrecht hin. Eine ruhig verlaufende Fahrt war der Abstieg nicht gewesen. Die Plattform war an den Felswänden des Schachts entlanggeschrammt, und ständig hatten die Ketten oben gerasselt. Selbst wenn es ohne

Weitere Kostenlose Bücher