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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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Brüllen hören, sprang vor und nahm beide Kinder schwungvoll in die Arme. Jee und Stephanie konnten genauso wenig hoffen, diese über sie hinwegfegenden riesigen Arme aufzuhalten, wie sie eine Lawine aufhalten konnten. Was mir Angst einjagte, war, dass weder Tarek noch seine Hauptleute Tom aufhielten. Die drei Wilden standen im Eingang und ich neben ihnen.
    »Ihr Bastard-Pisspötte!«, brüllte Tom. »Krieg gegen Kinder führen! Ich würde euch am liebsten…«
    »Sei still, Tom! Jetzt!« Ich drehte mich um und schaute Tarek an, den Rücken den drei anderen zugewandt.
    In seinen leuchtend blauen Augen glänzte der Zorn, aber er hatte seinen Männern noch keine Befehle gegeben. In dieser Verzögerung sah ich unsere einzige Hoffnung. Ich fing an zu reden, sehr schnell und leise, mühte mich verzweifelt in dieser kehligen Sprache ab, die sich so wenig für Worte der Nachsicht und des Mitgefühls eignete.
    »Er… der Junge… er ist ein Kind, er hat sie nicht angerührt… ich kann ihn verschwinden lassen… es wird keinen Angriff geben.« Weshalb gab es auf Tarekisch kein Wort für »Schwierigkeiten«, das nicht »Angriff« bedeutete? »Es ist vorbei… ich werde den Jungen fortschicken… die Prinzessin… ich meine, die Königin, sie ist Eure Königin… ist nicht diszipliniert… es ist jetzt vorbei.«
    »Es ist vorbei«, wiederholte Tarek nachdenklich, während er mich anblickte.
    Hinter ihm meldete sich einer der Hauptleute zu Wort. Ich verstand nicht alles, aber ich bekam »Hexenkind«, »Gefahr« und »Angriff« mit. Alles Weitere sah ich in der Miene des Hauptmanns. Ein Gesichtsausdruck, der bei einer gewissen Art von Leuten mit Macht überall der gleiche war: Setzt dem Ärger ein Ende, indem ihr denen, die Ärger machen, ein Ende setzt.
    Tarek war von einem anderen Schlag. Er hörte zu, als ich weiterhaspelte, und seine Augen musterten die Kinder in Toms Armen. Ich konnte sie hinter mir nicht sehen, und alle drei blieben still, aber ich wusste, was Tarek sah. Einen würdelosen Riesen, der an den Knöcheln gefesselt war, ein bebendes sechsjähriges Mädchen, einen trotzigen Bengel, der ein Hexenkind sein mochte, aber auch ein irregeleiteter kleiner Barbar war, der sich ausmalte, eine Königin zu lieben. Die drei würden einem großen Krieger Schande bereiten, falls er sie für würdige Feinde hielt. Ich plapperte, und ich sah, wie die blauen Augen seine Entscheidung kundtaten, und der Hauptmann hinter Tarek sagte nichts, weil er wusste, dass er bereits verloren hatte.
    »Bringt die Frau der Königin zurück«, fuhr Tarek sie an, und einer der Hauptleute verschwand sofort, um Susannah zu holen. Und zu mir sagte er: »Befiehl deinem nel, dass er die– Jai axteb!«
    Bisher hatte ich Tarek noch nie fluchen hören. Stephanie kreischte. Hinter mir knurrte etwas, und dann stürzte eine graue Gestalt an mir vorbei auf den Junghäuptling zu, der zu Boden ging. Ein Schuss zerriss die Dämmerung.
    Es war alles so schnell gegangen, dass ich mit offenem Mund dastand, während mein Verstand versuchte aufzuholen. Tarek lag halb im Zelt und halb draußen, und auf ihm lag der Körper eines riesigen grauen Hundes, die Zähne noch in den Arm des Junghäuptlings geschlagen. Und sobald ich mir dessen bewusst wurde, dehnte sich die Zeit, und jedes Ereignis zog in quälender Langsamkeit an meinem inneren Auge vorbei.
    Soldaten stürmten in das Zelt.
    Stephanie kreischte weiter.
    Ein Soldat zog den Leichnam des Hundes von Tarek herunter. Der Hund hatte sich nach allem, was die Wilden gesehen hatten, aus dem Nichts materialisiert.
    Mein Vater, der mir sagte, dass es nicht gefährlich war, den Pfad der Seelen zu betreten, außer wenn man etwas mitnahm.
    Die Zähne des Hundes hatten Fleisch aus Tareks Arm gerissen, und Blut quoll hervor.
    Alysse, die zu mir sagte: »Wir sind jene, die darum kämpfen, das Leben zu erhalten.«
    Tarek mühte sich auf die Beine.
    Der Blasebalg, den ich aus dem Land der Toten mitgebracht hatte, ja, aber auch mein Rasiermesser, meine Kleider, Stiefel, sogar ein Stuhl – Dinge, die jedes Mal wieder mit mir den Pfad der Seelen betreten hatten.
    Gewehre wurden gehoben und auf mich und die anderen hinter mir gerichtet, die Augen der Wilden über den Waffen waren von Angst und Hass erfüllt. All der unterdrückte Rachedurst, den diese Männer mir entgegenbrachten, brach nun hervor, nachdem meine Hexenkunst einem weiteren ihrer Anführer etwas angetan hatte.
    Tarek erhob sich, sein Gesicht erstarrt in dem

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