Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
Vom Netzwerk:
den Junghäuptling während meiner Unterweisungen. Genauso hatte sich Tarek hingesetzt, als ich ihm den Blasebalg zurückgebracht hatte. Was würde Tarek nun meinem Körper im Land der Lebenden antun? Ihn töten natürlich. »Feuer.« Und doch, wenn ich dort schon tot war, weshalb war ich dann nicht in den geistlose Ruhezustand der Toten übergegangen? Nichts ergab einen Sinn.
    Aber es ergab noch viel weniger Sinn für Tom, der verzweifelt wiederholte, was ich zu ihm gesagt hatte. »Die Amme ist tot, aber wir nicht?«
    Ich setzte mich neben ihn. »Nein. Aber dies ist das Land der Toten. Ich habe euch hergebracht.«
    »Du… hast mich hergebracht?«
    Toms Gesicht legte sich in Falten, die wie Täler und Spalten waren, verwinkelter als die Berglandschaft um uns. Jee redete nach wie vor beruhigend auf Stephanie ein, die zumindest still blieb, während sie sich an ihre tote Amme klammerte.
    »Tom, hör zu. Ich bin ein Hisaf. Du hast mir einmal erzählt, dass die alten Leute von Almsburg über das Land der Toten reden und jene, die den Pfad dorthin betreten können. Diese Geschichten sind wahr, und ich bin so jemand. Das wollte Tarek von mir beigebracht bekommen. Ich habe einmal eine Armee zurückgeholt, die seinen Vater angegriffen und getötet hat, und…
    »Diese alten Geschichten sind wahr?«
    »Ja.«
    »Das warst du?«
    »Ja.«
    »Du? Wirklich?«
    »Ja.«
    »Das warst du? Peter Forest?«
    »Roger Kilbourne«, sagte ich.
    »Aber hast du wirklich…«
    »Ja. Tom, wir haben keine Zeit dafür.« Was eine dumme Bemerkung war, denn nun hatten wir alle Zeit. Eine Ewigkeit, wenn wir Glück hatten. Wenn nicht…
    Tom saß ruhig da, das Gesicht verkniffen, während sein Verstand sich abmühte, eine Lage zu erfassen, die er sich nie hätte vorstellen können, die er bis zu diesem Augenblick nicht für möglich gehalten hätte. Aber das Gehirn von Tom Jenkins war ein Allesfresser. Es konnte alles verdauen, obwohl dann nichts besonders lange dort verweilte. Schließlich hörte sein Gesicht auf, sich zu ganzen Landschaften zu falten, und er sprang auf. »Nun denn, dann sollten wir aufbrechen!«
    Ich blickte zu ihm auf. »Aufbrechen? Wohin?«
    »Nun, ins Königinnenreich natürlich! Wir sind geflohen!« Plötzlich lachte er, ein lautes, hallendes Geräusch, das von einer Klippe in der Nähe zurückgeworfen wurde. Nie zuvor hatte ich im Land der Toten jemanden lachen hören, außer meiner wahnsinnigen Schwester, und ihr Lachen… Was würde geschehen, wenn sie uns hier fand? Was, wenn sie Stephanie fand, deren wildes Talent meine Schwester schon benutzt hatte, um zwei Menschen zu töten?
    Tom sagte: »Wir sind Lord Tarek entkommen! Der Bastard muss sich fragen, was geschehen ist, wenn wir einfach so vor seinen Augen verschwinden! Ausgelöscht wie eine Kerze! Verdammt, bist du vielleicht klug, Pe…Roger Kilbourne. So werde ich dich jetzt nennen– das hast du dir verdient, nicht? Ein Hinaf!«
    »Hisaf«, korrigierte ich lahm.
    »Wie du willst, du schlauer Bursche. Nun gut, wir sollten loslegen. Wo ist… Ach du liebe Zeit. Jee hat Ihre Gnaden an der Hand. Wir können die Prinzessin jetzt zurück ins Königinnenreich bringen, und dann kannst du sie einfach in ihrem Palast wieder zurückblitzen, und ich behaupte, wir sind dann alle drei Helden. Zehn zu eins, wette ich. Die Palastmädchen werden uns lieben!«
    »Tom, warte.«
    »Was? Ich sehe hier keinerlei Schwierigkeiten, Roger. Nicht solange du diesen Pfad-der-Seelen-Trick weiterhin ausführen kannst. Das kannst du doch, oder?«
    Konnte ich? Ich wusste nicht einmal, ob ich drüben in Tareks Land lebte oder tot war. Wenn ich allerdings tot war, wäre ich dann nicht schon in geistloser Ruhe versunken? Langsam sagte ich zu Tom: »Das wird nicht möglich sein. Wenn ich den Pfad der Seelen zurück nehme, dann werde ich dorthin zurückkehren, wo mein Körper ist, und das ist im Lager der Wilden, oder wo immer Tarek mich hinbringt. Mein Körper befindet sich im Land der Lebenden in einer Art Versenkung, und ich kann ihn nicht mehr als ein paar Tage ohne Essen und Wasser zurücklassen. Daher…«
    Tom runzelte die Stirn. »Ist mein Körper auch dort? Und der von Jee? Und der Prinzessin?«
    »Nein. Euch habe ich körperlich hergebracht.« Wie ein Rasiermesser, einen Stuhl, ein Paar Stiefel. Es gab keine andere Möglichkeit, wie jemand, der kein Hisaf war, dieses Hindernis überwinden konnte.
    »Kannst du uns nach Hause zurückbringen?«
    »Ja.« Ich konnte doch sicher jemanden mitnehmen, der

Weitere Kostenlose Bücher