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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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ich meinen Gesichtsausdruck verändert hatte. Aber Fia unterbrach Tom, um zu sagen: »Gut. Dann ist es entschieden. Roger wird bei uns bleiben, und morgen werden wir besprechen, wie wir zurück ins Königinnenreich reisen. Tom, meinst du… meinst du, du könntest mir etwas mehr Wasser besorgen? Ich stelle fest, dass ich so viel Durst habe.«
    Sie lächelte ihn in der einsetzenden Dämmerung an.

17
    Vielleicht ist niemand das, was er zu sein scheint.
    Fia, die so zerbrechlich wirkte, die keine Erinnerung daran besaß, wer sie war, die gestern so traurig am Lagerfeuer zusammengesunken war, war schon wach, als ich mich am nächsten Morgen regte. Sie sortierte gerade Beeren, die sie in ihrer Schürze gesammelt hatte. Das Feuer war über der Glut von gestern Nacht wieder aufgeschichtet worden, und Toms Kochtopf stand auf einem Flechtwerk aus grünen Zweigen darüber.
    »Guten Morgen, Roger«, sagte Fia. »Möchtest du Tee?«
    Ich setzte mich hin. »Tee?«
    »Ja. Er ist gut.« Vorsichtig goss sie eine braune Flüssigkeit vom Kochtopf in einen unserer beiden Krüge – den blechernen von Tom und den Zinnkrug, den ich in dem Haus in Almsburg gestohlen hatte. Ich schnupperte an dem Tee. Irgendein Wildkraut, nicht süß, aber stark und aromatisch. Seine Wärme breitete sich in meinem über Nacht ausgekühlten Körper aus. Tom schnarchte laut auf der anderen Seite des Feuers.
    »Danke«, sagte ich. »Woher hast du gewusst, wie man das zubereitet?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht habe ich in der Küche irgendeines Gutshauses gearbeitet?«
    »Ich glaube nicht, dass es in den Unbeanspruchten Landen Gutshäuser gibt.« Und doch hatte sie in der Nacht zuvor einen Knicks gemacht.
    »Ich weiß nicht.«
    »Gestern hast du gesagt, dass du denkst, du wärst eine Schäferin.«
    »Ich weiß es einfach nicht. Oh, Wolle– guter Hund!«
    Er sprang mit einem Kaninchen im Maul herbei und legte es zu Fias Füßen ab. Zu ihren, nicht zu meinen, obwohl Wolle bisher seine Beute immer mir vorgelegt hatte. Fia schob die Beeren auf ein breites Blatt, nahm Toms Messer neben sich vom Boden und fing an, das Kaninchen mit meisterlicher Geschwindigkeit und keinerlei Zimperlichkeit zu häuten und zu säubern.
    »Willst du ein paar Beeren? Sie sind sehr süß.«
    »Fia, wie lange bist du schon wach?«
    »Ich weiß nicht genau.«
    »Hast du schlecht geschlafen?«
    »Nein, ich habe gut geschlafen. Nein, Wolle, das ist für Roger. Los, hol dir dein eigenes Frühstück.«
    Ich fühlte mich schwindlig. Der Tee? Nein, es war Fia. Sie verrichtete ihre blutige Arbeit und sah im morgendlichen Sonnenschein so schön aus, dass jede Sehne meines Körpers sich nach ihr verzehrte. Ich wollte sie mit einer Intensität, mit der ich einst Cecilia gewollt hatte, mehr als ich Maggie je gewollt hatte. Aber zur selben Zeit erinnerte mich Fias forscher Sachverstand an Maggie. Das verwirrte mich vollständig und erfüllte mich mit Scham. Ich erwartete nicht, Maggie je wiederzusehen. Ich war für sie und Jee zu gefährlich. Wir hatten miteinander gebrochen, dort auf dem sonnigen Hügel, wo ich sie schlafend zurückgelassen hatte. Weshalb erfüllte mich dann mein Verlangen danach, Fia zu berühren, mit einem solchen Gefühl der Untreue gegenüber Maggie?
    Also setzte ich mich verwirrt hin und versuchte vergebens, meine Teetasse auf eine Art zu halten, dass Fia meine Erektion nicht sah. Fia beugte sich vor, um das gehäutete Kaninchen auf das Feuer zu legen, und ihre Brüste drückten gegen das Mieder ihres Kleides. Ich schloss die Augen.
    »Jetzt aber! Gebratenes Kaninchen!«
    Zum ersten Mal überhaupt war ich dankbar um Toms Selbstvergessenheit.
    »Das ist großartig, Süße, verdamm mich! Wie schön für einen Mann, bei so etwas aufzuwachen!«
    »Lass mich dir etwas Tee einschenken«, sagte Fia. »Roger, hast du den Krug ausgetrunken?«
    Bis zur Mitte des Vormittags hatte sie uns gut versorgt und auf den Weg gebracht. Voran ging Tom, der wichtigtuerisch mit seinem Messer und allen drei Gewehren bewaffnet war und sich umdrehte, um Fia über Baumstämme zu helfen, über die sie auch sehr gut ohne Hilfe hätte klettern können. Ich kam als Nächstes, meinen Wanderstab in der heilen Hand. Wolle bildete die Nachhut. Alle paar Minuten sprang er fort, um eine Tierhöhle oder Wildspuren zu untersuchen. Der Morgen war schön und sehr warm, und Vögel sangen auf jedem Ast.
    Wir gingen nach Norden, zurück zum Königinnenreich, aber ich hatte nicht vor, weiter als bis zur verlassenen

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