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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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sein würde.
    In Augenblicken der Verzweiflung kann sich der Verstand in merkwürdigen Gedanken verfangen. In dem Wissen, dass ich bald unter der Folter sterben würde, spürte ich bei einem unwichtigen Gedanken einen Stich des Bedauerns.
    Ich wünschte, ich hätte nach dem Namen meiner Mutter gefragt.

26
    Ich wurde nicht gefoltert. Tom war nicht tot. Abermals war nichts so, wie ich es vermutet hatte.
    »Tel mit«, knurrte der ehemalige Sänger der Wilden die Soldaten des Königinnenreichs an, und ich erkannte an ihren ratlosen Mienen, dass auch sie Schwierigkeiten hatten, die Worte zu verstehen, die aus der verstümmelten Kehle kamen. Der Wilde hatte offenbar das Sagen bei dieser Abteilung, und er sprach in seiner eigenen Sprache zu ihnen, nicht in unserer. Ich verstand »Nehmt ihn mit«, nicht aber die Reihe von abgehackten Silben, die darauf folgte. Ich glaubte auch nicht, dass der Hauptmann ihnen folgen konnte, aber er musste seine Befehle bereits erhalten haben.
    Seine Männer behandelten mich grob, aber nicht in der Absicht, mir Schmerzen zuzufügen. Sie fesselten mir die Arme hinter dem Rücken und schoben mich in einen Vorratswagen am Rande der Lichtung. Sie warfen auch Tom in den Wagen. Er stöhnte kurz auf, ehe er wieder in der Bewusstlosigkeit versank. Der Sänger der Wilden kam zum Wagen und sagte scharf: »Ka! Ka mit!«
    Ein Soldat packte Tom und warf ihn wieder hinaus, zurück auf den Boden. Der Fahrer schirrte seinen Esel an, und wir setzten uns in Bewegung. Was immer mit mir geschehen würde, es würde nicht hier geschehen.
    Den ganzen Vormittag lang waren wir unterwegs. Ich lag auf der Ladefläche des Vorratswagens neben Mehlsäcken und getrocknetem Fleisch und einem halbleeren Fass mit Bier, das bei jedem Ruck hin und her schwappte. Der Fahrer saß auf dem Bock, und die anderen drei Soldaten gingen hinterher. Der verstümmelte Wilde ging voraus, allein. Unter den Bäumen waren die Schatten kühl, aber jedes Mal, wenn der Pfad uns unter offenen Himmel führte, hämmerte die Sonne auf meinen unbedeckten Kopf ein. Ich hatte nichts zu tun, außer nachzudenken.
    Wann würde die Folter beginnen?
    Starb Tom, auf der Lichtung liegengelassen, oder würde Mutter Chilton zu ihm zurückkehren?
    Sie hatte sich in eine schlurfende, hilflose Greisin verwandelt– wie? Und war das nur für den Augenblick geschehen oder für immer?
    Meine Mutter, mit frischem Blut auf ihrem lavendelblauen Kleid…
    Meine Schwester, lebend und wahnsinnig im Land der Toten– »Du gehörst nicht hierher, nicht auf diese Weise. Aber bald.«
    Mein Vater, der Bastard, der seine beiden Kinder verlassen hatte…
    Nein. Halt. Nein. Denk nach.
    Ich war siebzehn. Mein Vater hatte meine Mutter und mich verlassen, als ich noch sehr klein war. Meine Schwester war vor elf Jahren geboren. Also war mein Vater nicht auch der ihre. Sie war meine Halbschwester, und unterschiedliche Hisafs mussten uns gezeugt haben. Ich durchforstete mein Gedächtnis auf der Suche nach… was? Nach irgendeiner Erinnerung an einen Mann bei meiner Mutter? Aber es gab keine Erinnerung.
    Wer war er?
    Wie konnten die »abtrünnigen Hisafs« sich die Macht der Toten selbst aneignen? Konnte meine Schwester wirklich benutzt werden, um sie bei dieser unheiligen Aufgabe zu unterstützen?
    Und wann würde die Folter beginnen?
    Immer wieder gingen meine Gedanken im Kreis, und die Sonne hämmerte herab, und das Bier schwappte im Fass, und Staub stieg vom Weg auf und umgab mich mit einem trockenen, erstickenden Nebel.
    Als die Sonne hoch am Himmel stand, hielten wir an. Man gab mir Fleisch und Brot und einen großen Schluck Wasser– das Süßeste, was ich je getrunken hatte. Danach schenkte mir keiner mehr Beachtung. Der Wilde saß ein Stück abseits, und der Fahrer bediente ihn. Die ganze Körperhaltung des Fahrers verdeutlichte, wie ungern er diese Pflicht ausübte, aber es war klar, wer hier die Befehle gab. Als wir nach dem Mittagsmahl die Reise fortsetzten, gesellte sich einer der anderen Soldaten in Purpur zum Fahrer auf dem Bock des Wagens. Ich gab vor zu schlafen und belauschte ihre leise Unterhaltung.
    »Er glaubt wohl, er ist ein verdammter Prinz.«
    »Hör auf. Er wird es hören.«
    »Er hört uns hier nicht, du Trottel.«
    »Sie hören alles. Er wird es auf jeden Fall hören.«
    »Er schläft doch.«
    Ich schnarchte laut.
    »Was soll er außerdem schon tun?«
    »Weiß nicht. Der Junghäuptling will ihn, das ist alles, was ich weiß oder worum ich mich schere.«
    »Du

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