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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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wenn ich mich nicht hinstellte. Die Länge meiner Kette hätte es zugelassen, aber ich hatte es nicht vor. Es hatten mich bereits mehr Leute erkannt, als ich erwartet hatte, und viele in der Stadt hatten Grund, mich zu hassen. Also lag ich ausgestreckt im Wagen, und wieder war alles, was ich vom Palast sah, während wir hindurchrollten, der Himmel und der einzelne hohe graue Steinturm, auf dem das bedeutungslose purpurne Banner flatterte. Stephanie war vielleicht gekrönt worden, aber sie herrschte hier nicht.
    Wir hielten an, während die Palasttore geöffnet wurden, dann rollte der Wagen durch Gloria, eine Stadt, in der es merkwürdig still geworden war. Schließlich verwandelte sich das Geräusch der Pferdehufe in ein gleichmäßiges, klirrendes Getrappel. Wir überquerten eine der großen Steinbrücken, die über den Thymar führten. Auf dem anderen Ufer war die Stille Vergangenheit. Neugierig stand ich auf und spähte über die Seitenwand des Wagens.
    Drei große Gruppen waren auf der Ebene am Fluss verstreut. Am weitesten von mir entfernt hatte sich der Hauptteil der Armee der Wilden zu perfekten Zwölferreihen formiert, bewaffnet und marschbereit. Sie standen dicht an dicht auf den Feldern, als würde das Land von einer Plage felliger Heuschrecken heimgesucht. Als Nächstes kam ein Zug, wie ihn das Königinnenreich noch nie gesehen hatte. Sechs bunt bemalte Wohnwagen waren an Zugpferde geschirrt. Jeder Wagen besaß auf der langen Ladefläche einen Aufbau mit Wänden und Dächern und Fenstern mit Vorhängen. Es waren grelle Farben– Granatapfelrot, schreiendes Gelb, das giftige Grün der Heftschlange. Für die Handwerker des Palastes, die die farblich fein abgestimmten Höfe in weichen Blautönen und zartem Purpur bemalt und gefliest hatten, musste es widerwärtig gewesen sein, mit solch platten, grellen Farben zu arbeiten. Bei jedem Wagen passten die geschlossenen Vorhänge zur Wagenfarbe. Eisenräder glänzten hell, und die Pferde stampften in ihren Geschirren aus Leder und Holz.
    Die Wilden ritten nicht. Ich hatte noch nie einen Soldaten der Wilden auf einem Pferd gesehen. Neben jedem Wagen standen Soldaten, sechs auf jeder Seite. Aber vor und hinter dem Treck ritten Soldaten der Purpurnen auf und ab, manche so jung und schlank, dass es sich um Kuriere oder Späher handeln musste. Andere Leute aus dem Palast bewegten sich durch das laute Durcheinander, inmitten von Schafherden, die man schlachten würde, um die Armee auf ihrem Marsch nach Hause zu verpflegen, und zwischen den Vorratswagen, auf denen sich Verschläge mit gackernden Hühnern, Bierfässer, Mehlsäcke und ich befanden. Durch die Ebene dröhnte das Gackern, Blöken und Geschrei in der kehligen Sprache der Wilden. Trommelschlag setzte ein, und dann erklang aus der dritten Gruppe, der Nachhut der Soldaten, die Stimme eines Sängers der Wilden, mächtig und stark.
    Alles begann sich in Bewegung zu setzen. Die Armee des Junghäuptlings verließ das Königinnenreich.
    Weshalb ging er fort, nachdem er bei uns einmarschiert war und uns erobert hatte? Sobald ich einen Augenblick nachgedacht hatte, kannte ich die Antwort. Die Wilden verfügten hier über keine Armee, die groß genug war, um das Reich ständig unter Kontrolle zu halten. Dies war nur ein sehr großes Überfallkommando, das man geschickt hatte, um die Prinzessin und mich zu fangen. Aber nachdem ich dem Junghäuptling beigebracht hatte, eine »Hexe« zu werden, wie es laut meinem Vater der Anführer der Wilden beabsichtigte, würde sich alles ändern. Dann konnte der Junghäuptling in ein oder zwei Jahren an der Spitze einer Armee der Toten zurückkehren, die unbesiegbar war und immer wieder erneuert werden konnte. Es gab immer Nachschub an Toten. Tarek konnte das Königinnenreich wieder einnehmen, ohne eigene Männer zu verlieren, und durch seine kindliche Gemahlin regieren. So stellte er es sich zumindest vor.
    Und der ganze wahnsinnige Plan hing von mir ab.
    Einen Augenblick lang verschwammen Wagen, Soldaten, Schafe und Karren miteinander, als mich Schwindel erfasste. Nachdem sich meine Sicht wieder geklärt hatte, sah ich, dass allmählich Leute auf den Zinnen der Stadt erschienen. Sie waren zu weit entfernt, als dass ich ihre Gesichter hätte erkennen können, aber ich wusste, dass sie weinten. Um ihre Toten, die sie im Kampf gegen die Wilden verloren hatten, um ihre sechsjährige Prinzessin, die aus ihrem Reich entführt wurde, um die Verräter unter ihnen, die sich entschieden hatten,

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