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Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02

Titel: Das Land hinter den Nebeln - Buch der Seelen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Kendall
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Tisch.
    »Iss«, sagte ich, und er fiel über das Brot und den Käse her.
    Tom sagte: »Nehmen wir ihn mit? Vielleicht sollte er verschwinden, wenn das nächste Mal die Tür aufgesperrt wird.«
    »Nein«, sagte Jee mit einem Mund voller Brot. »Maggie sagt, ich muss bleiben.«
    »Die Frau kommandiert jeden herum«, sagte Tom, dann warf er mir einen Blick zu. »Entschuldige, Peter. Ich bin sicher, deine Frau ist… ist eine wirklich wundervolle Person.«
    Er war sich dessen überhaupt nicht sicher, und Maggie war nicht meine Frau, und ich hatte keine Ahnung, was ich mit einem schmutzigen Jungen tun sollte, der genug für drei Kinder aß. Wie sollte ich ihn den Wilden erklären? Ein weiterer »Diener«? Aber eines war klar.
    »Tom, du kannst nicht allen erzählen, dass Jee mein Bruder ist. Das könnte ihn in ernsthafte Gefahr bringen. Versprich es mir!«
    »Na gut«, sagte Tom. Seine Miene hellte sich auf. »Ich weiß. Ich werde sagen, dass er mein Diener ist! So wie ich deiner bin.«
    Jee schnitt eine wilde Grimasse. »Nicht dein Diener.«
    »Doch, das bist du, Jee«, sagte ich. »Es dient deinem eigenen Schutz. Was hat sich Maggie dabei gedacht, dich in eine solche Gefahr zu bringen?«
    »Ich soll euch das geben.« Jee knüpfte das Seil auf, das seine Hosen auf der Hüfte hielt. Unter dem ganzen Stoff waren zwei kleine Lederpäckchen an die dürren Oberschenkel gebunden. Als Jee sie auspackte, strahlte Tom.
    »Messer! In Ordnung, ich nehme meine Worte zurück, Peter. Deine Frau ist ein Schatz. Gib sie mir, Junge; ich kann viel besser damit umgehen als dein großer Bruder.«
    »Danke, Jee«, sagte ich. »Aber nun, da du die Messer abgeliefert hast, glaube ich, dass du gehen solltest, sobald es möglich ist, und zu Maggie zurückkehren.«
    »Sie hat gesagt, ich muss bleiben.«
    Tom sagte: »Hör auf deinen Bruder!«
    Aber natürlich tat er das nicht, nicht mehr, als Tom je auf mich hörte. Jee gehorchte Maggie, Tom gehorchte meinem nicht existierenden Vetter George, und ich war ein Strohhalm im Wind, der von einer Armee der Wilden, einem Hisaf -Vater und Mutter Chilton herumgeweht wurde.
    Wir verbrachten den Vormittag eingeschlossen im Wagen, wo wir einander langsam auf die Nerven gingen. Jee spielte Tonfolgen: tüt, tüt, tüdeltüt. Tom ging auf und ab, ruhelos wie ein Fuchs im Käfig, oder starrte aus dem vergitterten Fenster, wobei er unablässig kommentierte.
    »Das muss wirklich der Wagen der Prinzessin sein, niemand sonst würde Purpur haben. Oha, da kommt eine Frau aus dem Wagen. Alt und hässlich allerdings. Sie muss eine Dienerin sein. Trotzdem ist sie ziemlich locker von der Stufe gehüpft… Glaubst du, dass irgendwelche jungen Frauen aus dem Königinnenreich mitgenommen wurden? Muss doch eigentlich so sein, nicht? Glaubst du, der Junghäuptling fährt in einem der anderen Wohnwagen? Wahrscheinlich nicht. Er ist ein Soldat, verflucht seien seine verdammten Knochen… Ein Bursche betritt immer wieder die Vorratswagen. Ich wünschte, sie würden uns mehr Wein oder noch besser ein wenig Bier bringen. Pfeffer mir einer den Arsch! Da ist ein Mädchen von den Wilden! Zumindest glaube ich, dass es eins war. Sie ist so schnell vorbeigegangen, aber sie hat einen Fellumhang getragen, wie… Nein, es ist nur einer ihrer singenden Knaben. Mit roter Farbe auf dem Gesicht, und warum flechten sie sich diese dummen Zweige so ins Haar? Es sieht nicht… Da zieht der grüne Wagen am roten vorbei… Nein, der rote ist nun eine Länge weiter vorn…«
    Tüt, tüt, tüdeltüt.
    Stundenlang ging es so. Dann weitere Stunden, bis die Sonne genau über uns stand (so sagte zumindest Tom), und die Tür öffnete sich.
    Unser Wächter stand auf der Stufe des fahrenden Wagens, sein Messer gezückt. Als sich seine Augen an die Düsternis drinnen anpassten, fiel sein Blick auf Jee, der keine Zeit gehabt hatte, sich wieder im Teppich zu verstecken. Die Augen des Wächters weiteten sich, und sein Gesicht verzog sich zu einem Ausdruck, den ich noch nie auf dem Gesicht eines Wilden gesehen hatte: Angst.
    Vor einem kleinen, dürren Jungen?
    Das Gesicht das Mannes war so weiß wie Schwanenfedern geworden. Hastig schob er einen Korb mit Essen in den Wagen. Ehe er die Tür zuschlagen und versperren konnte, schob ich den Korb in die Öffnung. »Warte! Bitte!«
    Er starrte an mir vorbei auf Jee.
    Ich mühte mich ab, die richtigen Worte in der kehligen Sprache der Wilden zu finden; das Wort für »Bewegung« war mir nicht vertraut. »Hinaus…

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