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Das Land jenseits des Waldes, Band I

Das Land jenseits des Waldes, Band I

Titel: Das Land jenseits des Waldes, Band I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt Altmann
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hin zur Suspendierung, absolut untersagt war, gingen sie beide quer über den Flur hinüber in einen Innenhof, der von den einzelnen Gebäudeteilen des Lohenmulder Schlosses vollständig umschlossen wurde.
    Dort in der empfindlichen feuchten Kühle nahm Jan einen ersten tiefen Zug.
    »Weißt du, wir Mulder hier rauchen ja eigentlich nicht und trinken auch eigentlich keinen Alkohol. Für derartige Verweichlichungen haben wir hier bei uns im Schloss absolut nichts übrig. Absolut nichts«, sagte Jan, während ihm weißer Rauch aus seiner Nase quoll und er in einen lauten Hustenanfall ausbrach, der sein Lachen erstickte. »Nicht mal, wenn es sonst keiner sieht.«
    Knars war mit seinen Gedanken jedoch schon drüben im Speisesaal, und hörte Jans Ausführungen deshalb nur mit seinem rechten Ohr zu. Ohne jeden Zweifel war dieser Jan mit ziemlicher Sicherheit ein ziemlicher schlimmer Nikotin Junkie . Das war ja auch nicht weiter irgendwie schlimm oder gar pervers sondern es war ganz schlicht und einfach krank.
    »Weißt du was, Alter?« hörte er Jan dann noch sagen, als hätte er gerade seine Gedanken hören können. »Unsereins stirbt eh einmal nicht an irgendeiner Krankheit durch unseren zwanghaften Zigarettenkonsum, sondern wir sterben schon viel früher an den Folgen dieser dauernden Unterkühlungen hier draußen vor der Tür, vor die man uns jetzt inzwischen überall hin vertrieben hat. Es gibt also keinen Grund zur Besorgnis. Überhaupt gar nicht.«
    Noch fror Knars nicht wirklich und so lächelte er freundschaftlich zurück, während Jan einen weiteren tiefen Zug nahm.
    »Wie lange war denn nun eigentlich der Tischi dein Zimmerkamerad hier in Lohenmuld?« versuchte Knars ganz vorsichtig Jans augenblickliche Seelenlage hinter seiner coolen Fassade zu ergründen. Die Gelegenheit dafür schien ihm gerade hier im verrauchten frostigen Innenhof im Moment günstig zu sein.
    »Über vier Jahre«, antwortete Jan und Knars konnte glücklicherweise nicht sehen, wie er durch die Rauchschwaden nun doch irgendwie vorwurfsvoll angeblickt wurde. »Schon unten im Gutshof, seit wir beide damals hier nach Lohenmuld gekommen sind.«
    Knars schluckte. Diese Antwort machte die ganze Sache nun nicht wirklich einfacher. Aber das Nikotin schien Jans Mitteilungsbedürfnis zu beschleunigen und während er in helle Rauchschwaden gehüllt zu Ende rauchte, wurde für Knars der Nebel, der seinen unmittelbaren Vorgänger hier am Schloss nach wie vor umgab, Zug um Zug etwas lichter.

08 Tischi
     
T ischi war zusammen mit Jan zur selben Zeit nach Lohenmuld gekommen. Und sie waren von Anfang an Zimmerkameraden gewesen. Schon in der Mittelstufe unten im Gutshof. Erst in einem Dreierzimmer, dann später, wie üblich, nur noch zu zweit. Als sie dann in der Oberstufe gemeinsam aufs Schloss kamen, war es ganz selbstverständlich für sie, Herrn Trietz , ihren Hausvorstand , vorzuschlagen, auch hier wieder zusammen in einem Zimmer zu wohnen. Denn auch in der Oberstufe am Schloss gab es grundsätzlich nur Zweierzimmer. Eine Ausnahme bildeten dabei lediglich die jeweiligen Haussprecher , die gewissermaßen als kleine Entschädigung für ihre vielen zusätzlichen Aufgaben, die sie zu erledigen hatten und wohl auch um ihre gegenüber den anderen Schülern herausgehobene Stellung zu dokumentieren, in komfortablen Einzelappartements untergebracht waren.
    In Lohenmuld wurde es eigentlich zwar lieber gesehen, wenn die Zimmergemeinschaften häufiger wechselten und sich damit eben gerade nicht womöglich sogar über Jahre hinweg eingeschworene Seilschaften innerhalb der Schülerschaft entwickelten, im Fall von Jan und Tischi hatte man sich den persönlichen Wünschen dieser beiden Mulder wohlaber ganz augenscheinlich nicht verschlossen. Warum hätte man dies denn wohl auch tun sollen?
    Heftige Streitereien von neu zusammen gewürfelten Zimmerkameraden, die individuell so unterschiedlich waren, dass sie zumindest am Anfang absolut nicht miteinander klar kamen, und dem Hausvorstand dann deshalb viel Zeit und Mühe kosteten, um die Wogen wieder zu glätten, bis sich das angestrebte Zusammenleben halbwegs eingespielt hatte, waren auch hier oben am Schloss nicht selten. Einfach umziehen oder ein weiteres Klappbett in eine der kleinen Kammern neben dem Putzraum oder in den alten Duschraum hinein stellen? Nein. Diese einfachen Lösungen passten nun mal nicht ins Lohenmulder Konzept. Wirklich nicht.
    Die Schüler sollten auch hier oben im Schloss, und vielleicht auch

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