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Das Land jenseits des Waldes, Band I

Das Land jenseits des Waldes, Band I

Titel: Das Land jenseits des Waldes, Band I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benedikt Altmann
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dürfte also heute wahrlich keinen Grund zum Lästern finden. Wahrlich nicht.
    »Darin sind die Briten wahre Meister ihres Fachs«, flüsterte Jan trotz des derzeitigen Schweigegebots Knars raunend mit einem süffisanten Lächeln in seinem Mundwinkel zu. »Immer wenn sie etwas ganz und gar Grauenhaftes fabriziert haben, übersetzt man die Namen einfach ins Französische und es klingt wie die pure köstlichste Poesie. Sie berufen sich immer auf die Franzosen, wenn es um Fragen des Stils …«
    Weiter kam er nicht, denn Lars warf ihn von vorne einen strengen Blick zu und forderte ihn so wortlos auf, augenblicklich wieder still zu sein.
    Als Nicholas am Ende seiner Ausführungen angelangt war, spendeten alle Anwesenden kurz Beifall und Nicholas konnte sich aus gegebenen Anlass nicht verkneifen schon beim Hinausgehen noch kurz Gott schütze die Königin zu rufen, was insbesondere bei Frau Doktor Rottvogel nur wenig Anklang fand. Sie hielt es schlich und einfach für unangemessen.
    Unklar war dabei auch, welche Königin dabei gemeint war. Die aktuell herrschende oder eine der früheren.
    Dann erhob sich Lars und stellte noch kurz die Weine vor, die für heute Abend vorgesehen waren. Ihm als Schloßsprecher oblag traditionell deren Auswahl. Ein heikles Unterfangen, das bei manchem Schloßsprecher erst eine intensive Einarbeitung erforderlich machte. Nicht so bei Lars. Der brachte diese Fähigkeiten offenbar schon von Haus aus mit.
     
    Für das heutige Dinner waren demnach also vorgesehen:
     
    Chassagne - Montrachet, Les Masures, 1999.
     
    Chateau Léoville Poyferre, St.Julien, 1990.
     
    Zum Dessert:
    Iron Horse Russian River Cuvée 2003
     
    Und als Portwein am Ende:
    Tawny, Royal Oporto, 2002
     
    Die ersten drei Sorten entstammten dem schlosseigenen Weinkeller, der durch Spenden e hemaliger Schüler, der E -Mulder, um das unschöne Wort Alt-Mulder nicht zu gebrauchen, immer wieder großzügig und manchmal auch hochkarätig aufs Neue gefüllt wurde. Der Tawny stammte dagegen aus einem Supermarkt in Königshofen, da der im Keller lagernde Quinta do Noval, 1963 selbst Lars zu edel und zu kostbar erschien, um ihm bei einemDinner wie heute zu servieren. Eine Flasche davon würde dann wohl im Rahmen der nächsten Abiturfeier unter den dann erfolgreichen Muldern aufgeteilt werden. Obwohl der Tawny, 2002 wahrlich nicht schlecht war, hätte ihn eine Expertin auf diesem Gebiet wie Frau Professor Wechselberger wohl nicht einmal Herrn Rechenberg angeboten. So weit würde sie dann doch nicht gehen. Bei allen Differenzen gab es hier in Lohenmuld halt doch irgendwie auch noch moralische Grenzen. Ungeschriebene Gesetzte im Umgang miteinander.
    Dann läutete Lars erneut mit seiner kleinen silbernen Glocke und die Unterhaltung der Mulder setzte wieder ein. Aufwendige Abende dieser Art gab es zweimal in einem Monat, an den anderen beiden Wochenenden wurde in den jeweiligen Häusern an einem Abend von den Muldern selbst gekocht und zuvor eigenständig eingekauft, damit sie künftig zur Not auch einmal allein und selbstständig zurecht kämen und nicht würden Hunger leiden müssen. Auch das gehörte nun mal zum Konzept in Lohenmuld.
    Im Gegensatz zu den normalen Abendessen während der Schulwoche übernahmen heute einige der älteren Mulder aus der Mittelstufe vom tiefer gelegen Gutshof den Tischdienst. Die Jungs aus der zehnten Jahrgangsstufe konnten während dieser heiß begehrten Tätigkeit so schon einmal in das Leben hier am Schloss hinein schnuppern, von dem viele unter ihnen im nächsten Jahr wohl selbst ein Teil werden würden.
    Knars griff beherzt nach einer der Wasserflaschen, die bereits auf den Tischen aufgestellt waren, und füllte zielsicher zu Hälfte das Wasserglas vor ihm. Phillip links neben ihm hatte wohl zuerst gedacht, Knars würde das Wasser- mit dem Weißweinglas verwechseln und registrierte wohlwollend, dass dem nicht so war. Dieser Neue aus seinem Haus schien wenigstens diesbezüglich gewisse Standards zu erfüllen. Ob er jedoch wirklich zu ihnen hier ins Schloss passte, würde sich wohl aber erst im Verlauf der kommenden Wochen erweisen.
    Der Weißwein wurde dann von einem Jungen aus dem unteren Gutshof ins richtige Glas gegossen. Pro Haus war hierfür eine Flasche vorgesehen. Da die Mulder in der Sitzordnung hausweise saßen, ergab sich so für jeden einzelnen allerhöchstens ein sehr knappes halbes Glas. Besoffen wurde davon keiner. Darum ging es ja auch nicht. Das ganze war als Teil einer ganzheitlichen

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