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Das Land zwischen den Meeren

Das Land zwischen den Meeren

Titel: Das Land zwischen den Meeren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Paredes
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kann mich ja gar nicht verstehen, sie spricht wahrscheinlich nur Französisch.«
    »Das ist nicht das Problem, Frau Lyskirchen. Meine Tante ist schwerhörig.« Alexander beugte sich hinunter und schrie Dorothea ins Ohr. »Wie lange du in Deutschland bleiben willst, möchte meine Hauswirtin wissen.«
    Dorothea zuckte zusammen. Erst allmählich begriff sie, warum der Freund so vergnügt wirkte und sich das Lachen kaum verkneifen konnte. Die Vermieterin war nahezu blind und hielt sie tatsächlich für eine ältere Verwandte. Erleichtert holte Dorothea Luft und versuchte eine tiefere Tonlage. »Zwei Wochen oder auch drei.«
    »Es wird Ihnen in Köln gefallen, Madame … Da fällt mir ein – können Sie Ihrem hohen Besuch überhaupt etwas anbieten, Herr Weinsberg? Ich koche Ihnen einen Zichorienkaffee. Den können Sie sich nachher abholen.«
    »Sehr freundlich, aber ich habe eigens Tee und frischen Butterkuchen gekauft. Ich will meine Lieblingstante einmal so richtig verwöhnen.« Bei diesen Worten legte er Dorothea den Arm um die Taille und beobachtete amüsiert, wie sie ihm einen wütenden Blick zuwarf, aber nicht zu protestieren wagte.
    Frau Lyskirchen nickte bekräftigend und trat in ihre Wohnung zurück. »Butterkuchen … so etwas Gutes bekommt Ihre Tante in Frankreich bestimmt nicht. Und wenn Sie noch etwas brauchen, junger Mann, klopfen Sie ruhig.«
    Alexander zog Dorothea hinter sich bis zur Treppe, dann wurde er wieder laut. »Wir müssen hinauf bis in den dritten Stock. Schaffst du es, Tantchen? Soll ich dir behilflich sein?«
    Sobald sie die knarrende Zimmertür hinter sich geschlossen hatten, konnten beide ihr Lachen nicht mehr zurückhalten. »Ich hatte solche Angst, die Vermieterin würde mich erkennen«, prustete Dorothea los und boxte Alexander spielerisch gegen die Brust. »Du Schuft, du hättest mir aber auch eher sagen können, dass sie fast blind ist.«
    »Warum denn? Wenn du dich fürchtest und deine Augen ganz groß und dunkel werden, siehst du besonders hübsch aus«, gestand Alexander und fasste Dorothea blitzschnell um die Hüften, schwenkte sie herum und stellte sie auf einen Schemel. Sie blickten einander tief in die Augen. Ihre Lider flatterten. Alexander legte ihr die Arme um die Schultern und fuhr ihr mit den Lippen über Stirn, Wangen und Kinn, wanderte weiter zur Halsbeuge. Dorothea spürte ein wohliges Gefühl von Wärme und Geborgenheit, das ihr bisher unbekannt gewesen war und das sie erst durch den Freund kennengelernt hatte. Eng schmiegte sie sich an ihn. Sog den Duft seines Rasierwassers in sich ein. Fühlte sein Herz an ihrer Brust schlagen. Kraftvoll und schnell.
    »Darauf habe ich schon lange gewartet. Endlich sind wir allein.« Alexander flüsterte heiser und suchte ihren Mund, verharrte dort erst sanft und wurde dann leidenschaftlicher und fordernder. Glut stieg in Dorothea auf und erfasste ihren ganzen Körper. Seine Hände umfassten ihre Schultern, glitten über den Rücken abwärts zu den Hüften, wanderten wieder nach oben und näherten sich mit zärtlichem Druck ganz langsam ihrem Busen. Sie fühlte ihre Knie weich werden und glaubte, in eine unendliche Tiefe zu fallen. Irgendwo regte sich Widerstand in ihr, doch sie war wie betäubt. Auf süße Weise betäubt. In ihren Ohren war ein Rauschen. So hörte sich vermutlich das Meer an.
    Mit letzter Kraft hielt sie Alexander auf Abstand und rang nach Luft. »Wie war das denn mit … mit dem Butterkuchen?«
    Alexander hielt inne, seufzte leise und schwer. »Hm, wer spricht von solch profanen Genüssen? Ich habe da gerade etwas viel, viel Besseres entdeckt …« Er knabberte an ihrem Ohrläppchen und umkreiste ihre Ohrmuschel mit der Zunge.
    »Aber du hast ihn doch eigens für meinen Besuch bei dir gekauft.« Dorothea fuhr ihm mit den Händen durchs Haar und hauchte ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. »Hilfst du mir hinunter?«
    Ohne seine Antwort abzuwarten, stützte sie sich auf seinen Arm und stieg vom Schemel. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, doch sie zwang sich zu einem ruhigen, harmlosen Tonfall. »Hattest du nicht vorhin etwas von Tee erwähnt? Den wolltest du deiner französischen Tante doch anbieten. Außerdem habe ich mich noch gar nicht bei dir umgesehen.«
    Alexander strich sich die Kleidung glatt und machte eine weit ausholende Handbewegung. »Wenn du darauf bestehst … Dies also ist mein Reich. Viel gibt es nicht zu sehen, wie du merken wirst. Aber ich sollte mich endlich um den Ofen kümmern, damit wir es hier

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