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Das Landmädchen und der Lord

Das Landmädchen und der Lord

Titel: Das Landmädchen und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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abholen.“
    „Wie immer sehen Sie zauberhaft aus, Susannah“, meinte Harry, nachdem sie in einem dunkelgrünen Ensemble die Treppe herabgestiegen war. „Das haben Ihnen sicher schon viele Gentlemen gesagt.“
    „Ein paar“, gab sie schüchtern zu. „Aber das kommt mir albern vor. Schönheit ist nicht alles, oder?“
    „Natürlich nicht. Obwohl sie vielen Menschen sehr wichtig erscheint.“ Er führte sie zu seinem Phaeton hinaus und half ihr auf den Sitz. Dann setzte er sich an ihre Seite, während ein livrierter Diener auf das Trittbrett am Heck sprang, und nahm von seinem Reitknecht die Zügel entgegen. „Heute Nachmittag brauche ich Sie nicht, Jed, der Reitknecht genügt mir.“ Wieder zu Susannah gewandt, fügte er hinzu: „Ein gutes Herz und ein starker Charakter bedeuten mir viel mehr.“
    Wie beurteilte er ihren Charakter? Das wusste sie nicht. Sie besaß ein lebhaftes Temperament und zögerte nicht, auszusprechen, was sie dachte und fühlte. Gefiel ihm das? „Auch Humor und ein freundliches Wesen sind wünschenswert.“
    „Ganz meine Meinung. Freuen Sie sich immer noch auf Ihren Besuch in meinem Landhaus?“
    „O ja. Ihr Neffe hat mir erzählt, die Landschaft sei wundervoll. Wie Sie wissen, gehe ich gern spazieren und sammle Wiesenblumen …“ Beklommen erinnerte sie sich an die erste Begegnung mit Harry. „An jenem Tag bog Ihr Wagen unglücklicherweise in rasantem Tempo um die Kurve … Aber dafür haben wir uns beide entschuldigt.“
    „Und neulich habe ich Sie nach Ihrem Unfall noch einmal angeschrien. Sie müssen mich für einen schrecklichen Grobian halten, Susannah.“
    Beschämt schaute sie auf ihre behandschuhten Hände hinab. „Nun ja – es schickte sich nicht, vor dem Gasthaus auf einer Bank zu sitzen und Wein zu trinken. Aber die Sonne schien so hell. Und nach meinem Sturz war ich ein bisschen durcheinander.“
    „Toby, dieser Idiot, hätte Sie nicht allein lassen dürfen. Wäre ich über den Unfall informiert gewesen, hätte ich Sie nicht gemaßregelt.“
    „Ich dachte, ich hätte Ihren Respekt verloren.“
    „Unsinn! Ich war nur besorgt. Und wenn ich mich aufrege, sage ich manchmal Dinge, die ich später bereue.“
    „Jetzt sollten wir den Zwischenfall endgültig vergessen.“
    „Ja, das finde ich auch.“ Inzwischen hatten sie die Stadt verlassen. An einer Stelle, wo ein Feldweg von der Straße abzweigte, zügelte Harry das Gespann. „Gehen wir ein bisschen spazieren?“
    „Was für eine gute Idee!“, stimmte Susannah zu. „Das Wetter ist so schön.“
    Er sprang vom Sitz, half ihr herunter und warf dem Reitknecht die Zügel zu. Dann wartete er, bis Susannah ihren Sonnenschirm aufgespannt hatte, und bot ihr seinen Arm.
    Langsam folgten sie dem schmalen Weg. „Ich habe Ihnen etwas zu sagen, meine Liebe“, begann Harry. „Dieses Thema wollte ich schon gestern anschneiden. Aber da habe ich Sie auf dem falschen Fuß erwischt.“ Er blieb stehen und schaute ihr so tief in die Augen, dass ihr Puls schneller pochte. „Sicher wissen Sie, wie viel Sie mir bedeuten, Susannah?“
    „Nun …“ Unsicher senkte sie den Blick. „In London dachte ich, Sie würden mich mögen.“
    Einen Finger unter ihr Kinn legend, zwang er sie, ihn wieder anzusehen. „Ich empfinde noch viel mehr für Sie. Darf ich hoffen, dass Sie meine Gefühle erwidern?“
    „Oh … Ja, gewiss. Anfangs mochte ich Sie nicht besonders. Aber mittlerweile …“ Warum war sie plötzlich so scheu? Wieso gestand sie nicht, sie würde ihn lieben? Davor schreckte sie zurück, denn seine Worte hatten eher vorsichtig als leidenschaftlich geklungen.
    „Und die Freundschaft mit meinem Neffen?“
    „Nur eine Freundschaft “, beteuerte Susannah. „Keinem anderen könnte ich mein Herz öffnen – so wie …“ Wieder zögerte sie, weil sie nicht wusste, was sie tun sollte. Hätte er sie umarmt und geküsst, bis ihr der Atem wegblieb, wäre es ihr leichtgefallen, ihre Emotionen zu zeigen. Aber seine höflichen Worte schüchterten sie ein. Vielleicht wollte er nur eine Vernunftehe eingehen mit einem jungen Mädchen, das sich dazu eignen würde, ihm einen Erben zu schenken.
    „Also würden Sie mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?“, fragte er. Jetzt erschien in seinen Augen eine Glut, die den Eindruck erweckte, er würde sie nicht nur mögen . Liebte er sie?
    Mühsam schluckte sie. „Ja, Sir.“
    „Wie glücklich du mich machst …“ Harry neigte den Kopf hinab, sein Mund berührte ihren, nur ganz sanft.

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