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Das Landmädchen und der Lord

Das Landmädchen und der Lord

Titel: Das Landmädchen und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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fühle ich mich viel wohler als gestern“, gestand Susannah. „Bei meiner Ankunft fand ich Harrys Verwandtschaft ziemlich beängstigend.“
    „Lassen Sie sich bloß nicht von den alten Käuzen und Vetteln einschüchtern, Susannah! Natürlich platzen sie alle vor Neugier, weil Harry nie zuvor Interesse an einer jungen Dame gezeigt hat. Zumindest an keiner, die er heiraten wollte.“
    „Noch nie?“ Ungläubig hob sie die Brauen.
    „Meines Wissens nicht. Meine Mutter ist entzückt, weil er endlich heiraten wird. Höchste Zeit …“ Seufzend schnitt er eine Grimasse. Hoffentlich schmiedet sie noch keine Pläne für meine Hochzeit.“
    Susannah lachte. „Vorerst genießen Sie Ihre Freiheit viel zu sehr, nicht wahr?“
    „Wenigstens noch ein paar Jahre lang.“ Toby zeigte nach vorn. „Da ist der See.“
    „Oh, wie schön!“ Über das Wasser, das im Sonnenlicht glitzerte, glitten majestätisch zwei Schwäne dahin. „Kann man hier Boot fahren?“
    „Früher sind Harry und ich manchmal von einem Ufer zum anderen gerudert. Aber ich glaube, das Bootshaus wird seit Jahren nicht mehr benutzt.“
    „Oh …“ Susannah schaute zum Bootshaus zur anderen Seite hinüber, das eher einem römischen Tempel glich. „Als wir ankamen, dachte ich, jemand würde es gerade verlassen. Nun, vielleicht habe ich mich getäuscht.“
    „Wollen wir hinübergehen und nachsehen? Aber vielleicht ist das Bootshaus versperrt.“ Er reichte ihr seine Hand. „Lassen Sie sich helfen, der Weg ist schmal und rutschig.“
    Doch der Pfad war trocken, und er musste ihre Hand nicht mehr festhalten. Bald stellten sie fest, dass hier jemand vor Kurzem entlanggegangen sein musste, denn das Gras war flach gedrückt.
    „Also war jemand hier“, meinte Toby. „Vielleicht will Harry in diesem Sommer wieder Boot fahren.“
    „Das wäre wunderbar.“ Plötzlich entdeckte sie etwas im Gras am Wegrand und hob es auf – ein Damentaschentuch, mit Spitzenborten besetzt. Da Toby ein paar Schritte vor ihr ging, hatte er es nicht bemerkt, und sie steckte es hastig ein. „Nach einer Bootsfahrt könnten wir am Ufer picknicken.“
    Weil Susannah auf dem trockenen Pfad nicht auszurutschen drohte, rannte er voraus und versuchte die Tür des Bootshauses zu öffnen. „Versperrt!“, rief er ärgerlich. Dann fand er einen großen Stein, stellte sich darauf und spähte durch das Fenster. Susannah beobachtete, wie er Staub von der Glasscheibe wischte. „Offenbar war seit Jahren niemand hier drin. Beim Tee werden wir Harry fragen, ob er das Bootshaus wieder öffnet. Rudern und Picknicken – das würde Spaß machen. Während der Sommermonate in den vergangenen Jahren habe ich mich immer ganz schrecklich auf Pendleton gelangweilt. Aber jetzt, wo Sie hier sind, ist alles anders, Susannah.“
    Lächelnd berührte sie seine Schulter. „Was für ein guter Freund Sie sind, Toby!“
    „Leider sind nicht alle jungen Damen so leicht zu erfreuen wie Sie.“
    Arm in Arm kehrten sie zum Haus zurück und plauderten angeregt. Einem Beobachter wäre nicht entgangen, wie sehr sie einander mochten.
    Im Stallhof sprach Harry mit einem seiner Reitknechte. Als er seine Braut und seinen Neffen entdeckte, verspürte er leise Wehmut. So jung und fröhlich sahen sie aus. War er zu alt für Susannah, zu ernsthaft? Wenn sie ihm auch ihr Jawort gegeben hatte – er wusste nicht, ob ihr Herz ihm gehörte.
    Nun entdeckte sie ihn und winkte ihm zu. Dann ließ sie Tobys Arm los und eilte zu ihm. „Wir waren drüben beim Bootshaus“, berichtete sie. „Wie Toby mir erzählt hat, seid ihr früher auf dem See gerudert. Bitte, können wir das dieses Jahr auch machen? Das wäre so wundervoll.“
    „Sehr gern, wenn du das willst. Ich werde den Dienstboten entsprechende Anweisungen geben. Aber es wird ein oder zwei Tage dauern, bis sie die Boote inspiziert und festgestellt haben, dass man sie gefahrlos benutzen kann.“
    „Oh, vielen Dank!“ Freudestrahlend drehte sie sich zu Toby um. „Harry hat gesagt, wir dürfen Boot fahren. Ist das nicht aufregend?“
    „Außerdem werden wir am Ufer picknicken, so wie früher“, ergänzte Harry lächelnd. Susannahs Enthusiasmus wirkte ansteckend. „Schon übermorgen. Und jetzt gehen wir ins Haus, meine Liebe. Mama möchte vor dem Tee mit dir sprechen, sie erwartet dich in ihrem Privatsalon.“
    „Oh …“ Unsicher erwiderte sie sein Lächeln. „Seit meiner Ankunft habe ich mich kaum mit deiner Mutter unterhalten. Hier sind so viele Leute, und alle

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