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Das Landmädchen und der Lord

Das Landmädchen und der Lord

Titel: Das Landmädchen und der Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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kümmern.“
    „Also werden Sie mir nicht helfen?“ Flehend schaute sie ihn an. „Bitte, Toby …“
    „Sosehr ich es auch bedauere, dieses Duell kann ich nicht verhindern, Susannah. Außerdem wäre es gar nicht nötig, letzten Endes werden sie beide in die Luft feuern.“
    „Glauben Sie das wirklich? Wenn es nur eine dumme Farce wäre, würde ich es ertragen. Aber ich fürchte, sie hassen einander abgrundtief. Und der Marquess wird alles tun, um Harry zu erschießen.“
    „Wenn es hart auf hart geht, wird er versagen. Harry ist ein hervorragender Schütze. Für seinen Mut an Wellingtons Seite wurde er mehrfach ausgezeichnet. Wegen einer so albernen Sache wird er sich nicht umbringen lassen.“
    „Da sehen Sie es, Toby, auch Sie finden das Duell albern. Behalten Sie wenigstens für sich, was wir besprochen haben. Wenn Sie Harry erzählen, dass ich Bescheid weiß, verzeihe ich Ihnen niemals.“
    Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich ärgerlich ab und ging davon. Die Männer waren doch alle gleich, wenn es um ihre Ehre ging!
    Bei Tagesanbruch würde sie an ihrem Fenster Wache halten. Und sobald die Männer aus dem Haus gingen, würde sie ihnen folgen. Wenn sie auch nicht wusste, was sie gegen das Duell unternehmen sollte – irgendetwas musste sie tun.
    Vollständig angekleidet, lag Susannah auf ihrem Bett. Später wollte sie keine Zeit verschwenden, indem sie sich anzog. Da das Duell nicht vor dem Morgengrauen stattfinden würde, ruhte sie sich eine Zeit lang aus und schloss die Augen. Aber sie versank nur in einen unruhigen Schlaf. Lange bevor das erste Morgenlicht den Park erhellte, stand sie auf und sah drei Männer das Haus verlassen. Im Stallhof wartete ein Reitknecht mit den Pferden.
    Nachdem sie festgestellt hatte, welche Richtung die Reiter einschlugen, eilte sie nach unten. Vor dem Stall traf sie einen schläfrigen Jungen an, der das Kopfsteinpflaster fegte. „Guten Morgen.“ Strahlend lächelte sie ihm zu. „Würdest du bitte den Phaeton anspannen? Ich möchte eigentlich gern ausfahren, bevor alle anderen aus den Federn kriechen.“
    Verblüfft über ihren Wunsch, nahm er seine Mütze ab und kratzte sich am Kopf. Aber dann legte er den Besen beiseite und eilte in den Stall. Susannah wartete ungeduldig, bis er das Gespann mit dem Wagen in den Hof führte, nahm ihm die Zügel aus der Hand und kletterte auf den Sitz. Nach kurzem Zögern sagte sie: „Steig auch herauf. Vielleicht werde ich dich brauchen, damit du die Pferde festhältst. Das macht dir doch nichts aus, Junge?“
    „Ich heiße Tim, Miss“, erklärte er grinsend und setzte sich an ihre Seite. „Die Pferde halte ich sehr gern, weil ich sie mag. Aber der Oberreitknecht sagt, ich bin zu nichts nütze.“
    „Wenn du gut für meine Pferde sorgst, werde ich Seine Lordschaft bitten, er möge dich zum Reitknecht ausbilden lassen. Du könntest mein persönlicher Reitknecht werden. Würde dir das gefallen?“
    „O ja, Miss“, beteuerte er eifrig, „vielen Dank. Sie sind sehr nett. Und wie gut Sie mit dem Gespann umgehen …“
    „Das hat Seine Lordschaft mir beigebracht. Kennst du dich im Wald aus, Tim? Gibt es da eine Lichtung?“ Susannah deutete in die Richtung, die der Reitertrupp eingeschlagen hatte.
    „Ja, Miss, die zeige ich Ihnen.“ Neugierig schaute er sie an. „Haben Sie irgendwas vor?“
    „Allerdings. Das ist unser Geheimnis, Tim, und du darfst es niemandem verraten.“
    „Keiner Menschenseele, das schwöre ich Ihnen.“
    Susannah lächelte zufrieden. Bisher war alles gut gegangen. Was sie tun würde, wenn sie die Lichtung erreichte, wusste sie nicht. Aber wenn sie rechtzeitig dort eintraf, würde ihr sicher etwas einfallen.
    Zusammen mit Gerard, Max und einem Arzt, der auf die Lichtung bestellt worden war, wartete Harry auf die Ankunft des Marquess und seiner Sekundanten. Der Doktor nahm einen Schluck aus einer kleinen silbernen Brandyflasche.
    Kurz vor dem vereinbarten Zeitpunkt schaute Harry auf seine Taschenuhr. „Vielleicht hat Northaven sich anders besonnen …“ Als er Hufschläge hörte, unterbrach er sich. „Ah, da kommt er.“
    Drei Männer ritten auf die Lichtung und stiegen ab. Betont lässig schlenderte der Marquess zu der kleinen Versammlung und verbeugte sich knapp. Er war ganz in Schwarz gekleidet. Harry trug einen Gehrock aus feinem dunkelblauen Wollstoff und cremefarbene Breeches.
    „Hoffentlich haben wir uns nicht verspätet?“, fragte Northaven. „Wir wurden aufgehalten. Und diese Lichtung ist

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