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Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina George
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sich wie Mitte zwanzig, pfiff Schlager und trank so viel, wie es ihm passte.
    Monsieur Perdu neben ihm sah zu Boden.
    »Gut, Jeanno«, sagte sein Vater unvermittelt. »Wie heißt sie?«
    »Was? Wieso? Muss es denn immer eine Frau sein, Papa?«
    »Es ist immer eine Frau, Jeanno. Alles andere kann einen Mann kaum aus der Bahn werfen. Und du siehst verdammt aus der Bahn geworfen aus.«
    »Bei dir mag das an einer Frau liegen. Und meist nicht nur an einer.«
    Joaquin lächelte versonnen. »Ich mag Frauen«, sagte er und zog eine Zigarettenschachtel aus der Oberhemdtasche. »Du nicht?«
    »Doch, schon, irgendwie …«
    »Irgendwie? Wie Elefanten? Oder bist du ein Männermann?«
    »Ach, komm. Ich bin nicht schwul. Reden wir über Pferde.«
    »Gut, mein Sohn, wie du willst. Frauen und Pferde haben viel gemeinsam. Möchtest du wissen, was?«
    »Nein.«
    »Schön. Also, wenn ein Pferd nein sagt, hast du nur deine Frage falsch gestellt. Genauso ist es bei den Frauen. Frag sie nicht: Gehen wir essen? Sondern: Was darf ich für dich kochen? Kann sie darauf mit nein antworten? Nein, kann sie nicht.«
    Perdu fühlte sich wie ein Knabe. Jetzt belehrte ihn sein Vater tatsächlich noch über Frauen.
    Und was soll ich heute Abend für Catherine kochen?
    »Anstatt ihnen etwas zuzuflüstern wie einem Pferd, leg dich hin, Frau, leg dein Geschirr an, sollte man ihnen zuhören. Hören, was sie wollen. Eigentlich wollen sie frei sein und unter dem Himmel entlangfliegen.«
    Catherine dürfte von Reitern genug haben, die sie dressieren und in der zweiten Garde abstellen wollen.
    »Sie zu verletzen, dazu braucht es nur ein Wort, eine Handvoll kleiner Sekunden, einen dummen, ungeduldigen Schlag mit der Gerte. Aber ihr Vertrauen zurückzugewinnen, das kostet Jahre. Manchmal schafft man es nicht mehr rechtzeitig.«
    Erstaunlich, wie wenig es Menschen beeindruckt, dass sie geliebt werden, wenn es nicht in ihre Pläne passt. Die Liebe ist ihnen dann so lästig, dass sie die Türschlösser austauschen oder ohne Vorwarnung fortgehen.
    »Und wenn ein Pferd liebt, Jeanno … dann verdienen wir diese Liebe genauso wenig, wie wenn eine Frau es tut. Sie sind größere Geschöpfe als wir Männer. Wenn sie lieben, dann ist es eine Gnade, denn wir geben ihnen nur selten Gründe, uns zu lieben. Das habe ich von deiner Mutter gelernt, und da hat sie leider, leider recht.«
    Und deshalb tut es so weh. Wenn Frauen aufhören zu lieben, fallen die Männer in ihr eigenes Nichts.
    »Jeanno, Frauen können so viel klüger lieben als wir Männer! Sie lieben einen Mann niemals wegen seines Körpers. Auch wenn der ihnen sehr gefallen kann, sicher, und wie.« Joaquin seufzte wohlig. »Aber Frauen lieben dich wegen deines Charakters. Deiner Kraft. Deiner Klugheit. Oder weil du ein Kind beschützen kannst. Weil du ein guter Mensch bist, Ehre hast und Würde. Sie lieben dich nie so dumm wie Männer, die Frauen lieben. Nicht weil du besonders schöne Waden hast oder im Anzug so gut aussiehst, dass ihre Geschäftspartnerinnen neidisch gucken, wenn sie dich vorführt. Solche Frauen gibt es zwar auch, aber nur als mahnendes Beispiel für die anderen.«
    Ich mag Catherines Beine. Würde sie mich gern jemandem vorführen? Bin ich dafür … klug genug? Habe ich Ehre? Habe ich irgendetwas, was für Frauen etwas wert ist?
    »Ein Pferd bewundert einfach deine gesamte Persönlichkeit.«
    »Ein Pferd? Wieso denn ein Pferd?«, fragte Perdu, ehrlich irritiert. Er hatte nur mit halbem Ohr zugehört.
    Sie waren um eine Ecke gegangen und standen wieder in der Nähe der Pétanque -Spieler am Ufer des Canal de l’Ourcq.
    Joaquin wurde mit Händeschütteln begrüßt, für Jean hatten die Boulisten ein Nicken übrig.
    Er beobachtete, wie sein Vater in den Abwurfkreis trat. Wie er in der Hocke seinen rechten Arm wie ein Pendel schwang.
    Ein vergnügtes Fass mit Arm. Ich habe Glück gehabt mit diesem Vater, er hat mich immer gemocht, auch wenn er nie perfekt war.
    Eisen traf auf Eisen. Joaquin Perdu hatte eine Boule des gegnerischen Teams gekonnt weggeknallt.
    Beifallsgemurmel.
    Ich könnte hier sitzen und heulen und nie wieder aufhören. Wieso habe ich Idiot keine Freunde mehr? Hatte ich Angst, dass sie eines Tages auch gehen, so, wie mein bester Freund Vijaya damals? Oder Angst, dass sie darüber lachen, dass ich Manon nicht verwunden habe?
    Er sah zu seinem Vater und wollte sagen: »Manon hat dich gemocht, erinnerst du dich an Manon?« Aber da wandte sich sein Vater schon an ihn: »Sag

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