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Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina George
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verschwunden war.
    Er strich über das Papier, faltete es zusammen und steckte es ein.
    »Aber Sie haben geschwiegen. Sie wussten, dass ich Sie im Unklaren gelassen habe. Nein, sagen wir es, wie es ist: angelogen. Aber Sie haben es für sich behalten, dass Sie wussten, dass ich Sie anlüge. Und mich. Bis …«
    Bis ich so weit bin.
    Jordan zuckte leicht mit den Schultern.
    »Natürlich«, sagte er dann leise. »Wie denn sonst.«
    Im Flur tickte die Standuhr.
    »Ich danke … dir, Max «, flüsterte Perdu. »Ich danke dir. Du bist ein guter Freund.«
    Er stand auf, Max ebenso, und sie fielen einander über den Tisch hinweg in die Arme. Umständlich, unbequem, aber als Jean Max umarmte, war er unendlich erleichtert.
    Sie hatten sich wieder.
    Erneut kamen Jean Tränen.
    »Sie ist tot, Max, o Gott!«, flüsterte er erstickt an Max’ Hals, und der junge Mann hielt Perdu noch fester, er stieg mit den Knie auf den Tisch, schob Teller, Gläser und Schüsseln rigoros zur Seite, um Jean zu umarmen, sehr fest, ganz dicht.
    Jean Perdu weinte ein zweites Mal.
    Zelda schloss ihr kleines Schluchzen in ihrem Mund ein.
    Elaia sah Max unendlich zärtlich an, während sie ihre kullernden Tränen fortwischte. Ihr Vater hatte sich zurückgelehnt und verfolgte das Schauspiel, grub mit der einen Hand in seinem Bart herum und drehte die Zigarette zwischen den Fingern der anderen.
    Cuneo hielt den Blick auf seinen Teller gesenkt.
    »Schon gut«, raunte Perdu nach dem heftigen Weinkrampf, »schon gut. Es geht. Wirklich. Ich brauche was zu trinken.«
    Er atmete geräuschvoll aus. Komischerweise war ihm nach Lachen zumute. Danach, Zelda zu küssen, danach, mit Elaia zu tanzen.
    Er hatte sich damals die Trauer verboten, weil … weil es ihn offiziell nicht in Manons Leben gegeben hatte. Weil es niemanden gab, der mit ihm um sie getrauert hätte. Weil er allein war, ganz allein, mit seiner Liebe.
    Bis heute.
    Max stieg vom Tisch, jeder schob einen Teller, ein Glas zurecht, Besteck fiel auf den Kachelboden. Javier sagte: »Na, dann. Ich hab noch einen Wein.«
    Es war eine lebhafte Stimmung, bis …
    »Wartet mal«, bat Cuneo, sehr leise.
    »Was?«
    »Ich sagte, wartet mal bitte.«
    Salvatore sah weiter auf seinen Teller. Etwas tropfte von seinem Kinn in die Salatsoße.
    »Capitano. Mio caro Massimo. Liebe Zelda, Javier, mein Freund. Kleine Elaia, liebe, kleine Elaia.«
    »Und Lupo«, flüsterte die junge Frau.
    »Ich möchte bitte auch etwas … gestehen.«
    Er hielt weiter den Kopf auf die massige Brust gesenkt.
    »Es ist so, … Ecco. Vivette ist das Mädchen, das ich liebte, und ich habe sie gesucht, seit einundzwanzig Jahren, auf allen Flüssen Frankreichs, in jeder Marina, jedem Hafen.«
    Alle nickten.
    »Und?«, fragte Max vorsichtig.
    »Und … sie ist verheiratet mit dem Bürgermeister von Latour. Seit zwanzig Jahren. Sie hat zwei Söhne und einen unglaublichen, dreifaltigen Riesenhintern. Ich habe sie schon vor fünfzehn Jahren gefunden.«
    »Oh«, entwich es Zelda.
    »Sie hat sich an mich erinnert. Aber auch erst, nachdem sie mich mit Mario, Giovanni und Arnaud verwechselt hatte.«
    Javier beugte sich vor. Seine Augen funkelten. Er sog jetzt sehr ruhig an seiner Zigarette.
    Zelda lächelte nervös. »Das ist ein Witz, oder?«
    »Nein, Zelda. Ich habe trotzdem nicht aufgehört, nach der Vivette zu suchen, die ich in einer Sommernacht am Fluss getroffen habe, vor sehr, sehr langer Zeit. Auch als ich die wahre Vivette schon längst gefunden hatte. Weil ich die wahre Vivette gefunden hatte, musste ich weiter nach ihr suchen. Es ist …«
    »Krank«, schnitt Javier ihm scharf das Wort ab.
    »Papa!«, rief Elaia erschreckt.
    »Javier, mein Freund, es tut mir …«
    »Freund? Du hast meine Frau und mich angelogen! Hier, in meinem Haus. Du bist zu uns gekommen, vor sieben Jahren, und hast uns deine … deine Lügengeschichte aufgetischt. Wir haben dir Arbeit gegeben, wir haben dir vertraut, Mann!«
    »Lass mich doch erklären, warum …«
    »Du hast unser Mitleid erschlichen mit deiner kleinen romantischen Komödie. Das ist wirklich widerlich.«
    »Nun schreien Sie doch nicht so«, forderte Jean. »Er hat es sicher nicht getan, um Sie persönlich zu ärgern. Merken Sie denn nicht, wie schwer ihm das hier fällt?«
    »Ich schreie, wie ich will. Und dass Sie das verstehen … Sie scheinen auch nicht ganz dicht zu sein, mit Ihrer Toten da.«
    »Also, das reicht jetzt wirklich, Monsieur«, blaffte Max.
    »Ich gehe jetzt besser.«
    »Nein, Cuneo,

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