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Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina George
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Mund.
    »Es ist so unheimlich, das zu hören, Jean. Es ist das Schönste, was ich je gehört habe.«
    Sie warf die Arme um ihn.
    Sie küsste ihn links und rechts und noch einmal auf die Wange, auf die Stirn, auf die Nase. Zwischen jedem Kuss sprach sie: »Ich sag dir was: Noch mal mache ich das nicht, die Liebe herbeischreiben. Weißt du, wie lange ich gewartet habe? Über zwanzig Jahre, verflucht! Und jetzt entschuldige mich: Ich gehe jetzt meinen Mann küssen, und zwar richtig. Das ist der letzte Teil des Experiments. Wenn das nichts wird, bin ich heute Abend vermutlich nicht richtig gut gelaunt.«
    Sie drückte Jean noch einmal fest an sich.
    »Ui, hab ich Angst! Scheußlich! Und so schön. Ich lebe, du auch? Merkst du es auch, jetzt gerade?«
    Sie verschwand im Schiffsbauch.
    »Duhuu, Salvo …«, vernahm Jean noch.
    Jean Perdu stellte mit Verwunderung fest, dass er es tatsächlich merkte. Es fühlte sich großartig an.

Manons Reisetagebuch

Paris
August 1992
Du schläfst.
Ich sehe dich und schäme mich nicht mehr auf die Art, dass ich mich schier eingraben will in salzigem Sand. Darüber, dass ein Mann für mich nie alles sein wird. Ich habe aufgehört, mir das vorzuwerfen, so wie während der vergangenen fünf kobaltblauen Sommer. Und so viele Tage hatten wir zusammengenommen kaum; wenn ich nachzähle, Jean Rabenfeder, komme ich auf ein halbes Jahr, in dem wir dieselbe Luft atmeten, auf hundertneunundsechzig Tage, das reicht gerade mal für eine doppelreihige Perlenkette an Tagen.
Aber die Tage und Nächte fern von dir, so fern wie der Kondensstreifen in den Wolken, in denen ich an dich dachte und mich auf dich freute, die zählen auch. Doppelt und dreifach, in der Freude und in der Schuld. So gesehen waren es gefühlte fünfzehn Jahre, eigentlich: mehrere Leben. Ich träumte mich in so viele verschiedene Varianten hinein …
Oft habe ich mich gefragt: Habe ich falsch gehandelt, falsch gewählt? Hätte es ein »richtiges« Leben gegeben, mit Luc allein oder mit einem ganz anderen Menschen? Oder hatte ich alle Chancen in der Hand, aber bin es falsch angegangen?
Es gibt aber in Sachen Leben kein falsch, kein richtig.
Und jetzt ist es so oder so nicht mehr nötig, dass ich mir noch länger diese Frage stelle. Warum mir einer nie reichte, ein Mann.
Es gab so viele Antworten.
Sie hießen: Lebenshunger!
Und auch: Lust, solche rotglühende, unruhige, klebrig nasse Lust.
Sie hießen: Lasst mich noch leben, bevor ich faltig und grau werde und ein nur noch halbbewohntes Haus am Ende der Straße bin.
Sie hießen: Paris.
Sie hießen: Du bist mir passiert, so wie eine Insel mit einem Schiff zusammenstößt. (Ha, ha. Das war meine »Ich bin nicht schuld, das Schicksal war’s«-Phase.)
Sie hießen: Liebt mich Luc wirklich genug, um das zu ertragen?
Sie hießen: Ich bin nichts wert, ich bin schlecht, und deswegen ist es sowieso egal, was ich tue.
Ach, und natürlich: Ich kann den einen nur mit dem anderen. Ihr beiden, Luc und Jean, Ehemann und Liebhaber, Süden und Norden, Liebe und Sex, Erde und Himmel, Körper und Geist, Land und Stadt. Ihr seid die zwei Dinge, die mir fehlen, um eins zu sein. Einatmen und ausatmen und dazwischen: endlich existieren.
Dreiteilige Kugeln gibt es also doch.
Aber alle diese Antworten haben sich inzwischen erledigt. Jetzt ist eine ganz andere Frage die wichtigste.
Sie heißt: Wann?
Wann werde ich dir sagen, was mit mir geschieht?
Nie.
Nie, nie, nie und nie. Oder doch gleich, wenn ich dich an der Schulter berühre, die wie immer aus der Decke hervorlugt, in die du dich einrollst. Würde ich dich berühren, du wärest sofort wach, würdest fragen: »Was ist los? Katzkind, was ist denn?«
Ich wünsche, du würdest jetzt erwachen und mich retten.
WACH AUF!
Warum solltest du? Ich habe dich zu gut belogen.
Wann werde ich dich verlassen?
Bald.
Nicht schon heute Nacht, das schaffe ich nicht. Es ist, als müsste ich tausendmal versuchen, von dir loszukommen, mich umzudrehen und nie zurückzuschauen – um es ein einziges Mal wirklich zu schaffen.
Ich gehe in Raten. Ich zähle mit und sage mir: noch tausend Küsse … noch vierhundertachtzehn Küsse … noch zehn … noch vier. Die letzten drei hebe ich mir streng auf.
Wie drei Glücksmandeln zu Weihnachten.
Alles zählt sich herunter. Das Miteinanderschlafen. Das Miteinanderlachen.
Die letzten Tänze brechen an.
Man kann übrigens tatsächlich mit dem Herzen schreien, es schmerzt nur sehr.
Überhaupt, die Schmerzen.
Sie verkleinern die Welt. Ich sehe

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