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Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition)

Titel: Das Lavendelzimmer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina George
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vorbeirumpelte. Als Max hektisch winkte, hielt der Trecker einige Meter weiter an. Max lief zu ihm herüber.
    »Entschuldigen Sie, Monsieur!«, hörte Jean Max über den Lärm hinwegrufen. »Wo finden wir denn das Haus Petit St Jean von Brigitte Bonnet?«
    Der Mann schaltete den Motor ab, nahm seine Baseballkappe und die Sonnenbrille ab und strich sich mit dem Unterarm über die Stirn, während sich langes, schokoladenbraunes Haar auf seine Schultern ergoss.
    »Oh. Pardonnez-moi, verzeihen Sie mir, Mademoiselle, ich dachte, Sie wären ein, eh … Mann«, hörte Jean Max zutiefst verlegen krächzen.
    »Sicher vermuten Sie Frauen eher in einem engen Kleid als auf einem Trecker«, sagte die Fremde kühl und stopfte ihr Haar wieder unter die Kappe.
    »Oder schwanger und barfuß am Herd«, ergänzte Max.
    Die Fremde stutzte – und lachte schallend auf.
    Als sich Jean im Fahrersitz zu den beiden umdrehte, hatte die junge Frau schon wieder die große dunkle Brille aufgesetzt und erklärte Max den Weg. Das Anwesen der Bonnets lag auf der anderen Seite des Weinbergs, sie mussten sich einfach immer nur rechtsherum halten.
    » Merci, Mademoiselle.«
    Der Rest von dem, was Max ihr noch sagte, ging in dem Aufjaulen des Motors unter.
    Perdu sah nur noch den unteren Teil des Gesichts – und dass ein amüsiertes Lächeln über ihre Lippen zuckte.
    Dann trat sie das Gas durch und knatterte an ihnen vorbei, eine kleine Staubwolke hinter sich aufwirbelnd.
    »Echt schöne Gegend hier, finde ich«, sagte Max, als er wieder einstieg. Jean fand, er hatte ein Glühen an sich.
    »War da eben was?«, fragte er.
    »Mit der Frau?« Max lachte auf, ein wenig zu laut und zu hoch. »Ach, kurz gesagt, ganz geradeaus, das ist schon so, also, jedenfalls sah sie unglaublich gut aus.« Max wirkte wie ein glücklicher Plüschhase, fand Jean. »Dreckig, verschwitzt, aber verdammt süß. Wie Schokolade aus dem Kühlschrank. Aber sonst, nein, sonst … war nichts. Schöner Trecker. Wieso?« Max wirkte verwirrt.
    »Nur so«, log Jean.
    Einige Minuten später fanden sie Le Petit St Jean. Ein Bauernhaus aus dem frühen achtzehnten Jahrhundert, wie aus einem Bildband. Wassergrauer Stein, schmale, hohe Fenster, ein Garten wie gemalt, wild und blühend.
    Hier hatte Max einen der letzten freien Schlafplätze gefunden, als er in einem Internetcafé erst die Website Luberon-Web entdeckte und dann Madame Bonnet. In ihrem umgebauten Taubenschlag, einem Pigeonnier, hatte sie Platz, Frühstück inklusive.
    Brigitte Bonnet – eine kleine, kurzhaarige Frau Ende fünfzig – erwartete sie mit einem herzlichen Lächeln und einem Körbchen voll frisch gepflückter Aprikosen. Sie trug ein Männerunterhemd und hellgrüne Bermuda-Shorts, dazu einen Schlapphut. Madame Bonnet war so braungebrannt wie eine Nuss, ihre Augen strahlten wasserblau.
    Ihre Aprikosen hatten einen zarten, süßen Flaum, und ihr umgebauter Taubenschlag entpuppte sich als vier mal vier Meter großes Refugium mit einem kleinen Waschzuber, einem schrankgroßen WC, einigen Haken als Garderobe und einem recht schmalen Bett.
    »Wo ist denn das zweite Bett?«, fragte Jean.
    »Oh, Messieurs, es gibt nur das eine – sind Sie denn kein Paar?«
    »Ich schlaf draußen«, schlug Max rasch vor.
    Der Taubenschlag war klein und wunderschön. Von seinem türhohen Fenster aus reichte der Ausblick bis zum gegenüberliegenden Plateau de Valensole. Das Gebäude war umgeben von einem riesigen Obst- und Lavendelgarten, einer mit Kies ausgelegten Terrasse und einer breiten Natursteinmauer, die wie die Überreste einer Burgmauer erschien. Neben dem Taubenschlag gurgelte ein kleiner, freundlicher Brunnen. Darin konnte man Wein kühlen und daneben auf der Mauer sitzen, die Füße baumeln lassen und über Obstbäume, Gemüsefelder und Reben so weit in das Tal hineinschauen, als gäbe es weder Straßen noch andere Gehöfte. Jemand hatte diesen Platz mit ausgeprägtem Sinn für Perspektive ausgesucht.
    Max sprang auf die breite Mauer und sah, die Augen mit einer Hand vor der Sonne abschirmend, über die Ebene. Wenn man sich konzentrierte, hörte man einen Treckermotor und sah eine kleine Staubwolke, die sich in der Ferne stetig von links nach rechts und von rechts nach links bewegte.
    Auch um die Terrasse des Taubenschlags waren Lavendelbüsche, Rosen und Obstbäume gepflanzt, zudem standen unter einem üppigen Sonnenschirm zwei Sessel mit gemütlichen hellen Kissen und ein Mosaiktisch.
    Dorthin brachte Madame Bonnet den Männern

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