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Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bergner
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seinem Sessel herum. Ob es ernsthafte Arbeit oder nur affektierter Schein war, konnte sie unmöglich sagen. Seine Augen waren jedenfalls die eines Greifvogels – dunkel und fixiert – seine riesigen Hände taten ihre Arbeit mit filigraner Präzision, die so gar nicht dazu passen wollte. Seine Uniform sah geringfügig derangiert aus, als hatte er sie mit geschlossenen Augen angelegt. Er hatte sie falsch geknöpft. Widerspenstige Falten im Stoff sträubten sich gegen jede seiner Bewegungen.
    Erst als Stein nähergetreten und beinahe an ihrem Platz angelangt war, blickte er sie ohne Überraschung an. Seine Augen loderten leicht.
    „Ihr Dienst beginnt erst in einer Stunde“, sagte er stumpf.
    Die Bitterkeit in seiner Stimme und dieser Blick ließen ihr Blut gefrieren, doch sie versuchte es sich nicht anmerken zu lassen.
    „Ich dachte, wir sollten uns unterhalten“, sagte sie, während sie vor ihm stand.
    „ Sollten wie nicht. Kein Interesse!“ Er klang wie jemand, der eine Entscheidung getroffen hatte, die für die Ewigkeit war. Wie ein Richter, der jemanden zum Tode verurteilte.
    Dann widmete sich Jason wieder der Konsole , seine Augen hörten dabei aber nicht auf zu lodern. Stein setzte sich trotzdem neben ihn auf ihren Platz.
    „Domenic“, setzte sie an und legte unbewusst eine Hand auf seinen Arm. „wie stellst du dir das vor? Ich bin immer noch…“
    Er hob die Hand, wobei er Steins von seinem Arm abschüttelte und ihr gleichzeitig den Mund verbot.
    „Sie sollten erst wiederkommen, wenn ihr Dienst beginnt.“
    „Aber…“
    Er wirbelte herum.
    „Verschwinde!“, brüllte er ihr ins Gesicht und der mordlüsterne Ausdruck, den er ihr dabei entgegenschleuderte, sagte ihr, dass sie besser auf ihn hören sollte. Die Brückenbesatzung sah beide nicht einmal an.
    Heute ist einfach nicht mein Tag , dachte sie, als sie sich mit gedemütigt hängenden Schultern von ihm abwendete und ein paar Schritte machte.
    „Lisa?“, hörte sie jedoch plötzlich hinter sich.
    War das Jasons Stimme gewesen? Als sie sich umdrehte, blickte er aber noch immer auf seine Konsole und schien in seiner wie auch immer gearteten Tätigkeit versunken zu sein. Vielleicht hatte sie es sich nur eingebildet.
    „Ja?“, fragte sie leise hinter sich.
    „Können Sie nochmal herkommen?“
    Diesmal sah sie, dass es wirklich der Käpt’n war, der mit ihr sprach. Trotzdem blickte er nicht zu ihr auf. Sie fühlte sich unwohl bei dem Gedanken daran, was er ihr noch zu sagen hatte, doch ihre Neugierde war größer, und so ging sie widerstrebend ihren Weg zu ihm zurück.
    „Ich habe hier etwas, das Sie sich ansehen sollten.“ Seine erstaunte, dunkle Stimme war ein extremer Gegensatz zu dem aufgebrachten, hellen Kreischen vorher. Sie klang, als käme sie nicht einmal von ein und derselben Person. „Wenn es Ihre Zeit erlaubt, natürlich.“
    Will er mich veralbern , fragte sie sich. Erst soll ich ums Verrecken nicht hier sein und jetzt…?
    „Was denn?“ , fragte Stein.
    Er antwortete nicht, sondern deutete nur auf die Konsole. Ein Gitternetz schwebte darüber. Sie entnahm der Beschriftung, dass es sich um ihre aktuellen Subraumkoordinaten handelte. Und dann sah sie, was er meinte: Ein purpurfarbener Punkt schwebte außerhalb des dargestellten Zentrums zwischen den Quadranten. Ein Label beschrieb den Punkt folgendermaßen:
     
    Interplanetares Schiff
    (Kein Kennungssignal gefunden)
    Position: 2A26 – 9f91 – 699
    Kurs: Nicht verfügbar
     
    „Woher komm st du denn?“, fragte Stein tonlos auf die Anzeige starrend.
    „War plötzlich da.“
    Der Käpt’n blickte sie eindringlich an – professionell eindringlich. Der wütende Donner hatte sich aufgelöst, war Neugierde gewichen.
    „Finden Sie raus, was das ist und wo es herkommt!“
    „Jawohl, Käpt’n .“
    „Gut“, sagte der Käpt’n und als sie erneut gehen wollte, fügte er hinzu:
    „Vielleicht können wir danach reden.“

Kapitel VI - Reinigung
    “Ein weiteres Mal haben wir dem Feind gegenüber gestanden: Wir sind es selbst.”
    Helen Fein ( Genozidforscherin)

Umstände
     
    Irgendjemand , der vom dauernden, schönen Wetter wohl die Nase gestrichen voll hatte, hatte einen böigen, gleichmütigen Wind in der Simulation eingestellt, der nun bereitwillig an Claras Haarschopf zog und gleichzeitig mit uraltem Rauschen an den Blättern der Bäume entlangstrich. Es wirkte auf Clara wie ein Spiel. Der Wind war wie ein Kind, das dauernd neben ihr auftauchte, an ihren Haaren zog und

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