Das Leben dahinter (German Edition)
mittlerweile bis tief in sein Unterhautgewebe reichten und genau betrachtet, konnte Johannson sogar bereits etwas weißen Knochen in einer Öffnung an seiner oberen Wange erkennen. Es war sein freigelegter Os Zygomaticum , wusste Johannson. Blut tropfte an den Rändern entlang. Nicht genug, um wirklich gefährlich zu sein, doch Johannson dachte plötzlich daran, dass der Exitus wesentlich früher eintreten könnte, wenn der Schwarm die Karotis oder eine andere vitale Arterie punktieren würde.
Sie mussten sich unbedingt beeilen und glücklicherweise fiel ihm auch endlich wieder ein, was zu tun war …
„Wir müssen wieder zu L12, Doktor!“ , sagte Johannson hastig.
„Wozu?“ Korhonen lächelte noch immer. Es war das weise Lächeln eines Mannes, der Frieden mit seiner Sterblichkeit gemacht hatte.
„Wir können dort diese Krankheit vielleicht doch noch heilen. Kommen Sie!“
Johannson hatte fordernd in den Raum gebrüllt, doch die Gruppe bewegte sich nicht. Wie töricht von ihm; warum sollten sie auch noch auf ihn hören? Dieser verrückte alte Mann hatte ja bisher nur Ärger gebracht und trotzdem so getan, als hätte er genau gewusst, was richtig war.
„Bitte vertrauen Sie mir! “, flehte er dann. „Wir können den Doktor noch retten, wenn wir uns beeilen. Wir haben doch nichts zu verlieren.“
Und j etzt regten sie sich endlich. Klaus allen voran, dessen Blick durch die Hornbrille noch immer tiefsten Argwohn und klarstes Misstrauen verriet. Trotzdem hob er Korhonen von seinem Bett in einen Rollstuhl. So leicht, als wog der Doktor nicht mehr als der Rollstuhl selbst und vermutlich stimmte das sogar.
Er war das größte Kleinkind aller Zeiten, als sich Klaus kurz seinen Kopf an die Schulter drückte. Johannson sah in ihm jetzt einen Mann, der nicht nur wegen der Verletzungen ungesund aussah, sondern auch wegen seiner unnatürlich schmalen Statur. Erst im Krankengewand zeichneten sich seine Konturen klar ab und Johannson wusste, warum seine Zersetzung so schnell ablaufen konnte; er war wesentlich abgemagerter als es in der Uniform auch nur ansatzweise den Eindruck gemacht hatte.
Wirklich gesund war der arme Kerl schon vorher nicht , dachte Johannson mitfühlend. Aber was jetzt kommt, wird leider richtig schmerzhaft!
„Was haben Sie denn mit mir vor?“, fragte Korhonen , diesmal etwas besorgter. Seine Augen waren so groß wie die eines Kindes, als er aus seinem Rollstuhl nach oben blickte.
„Wir werden genau dasselbe tun, was wir beim letzten Mal gemacht haben. Nur diesmal ohne Anzug“, antwortete Johannson und schob Korhonen aus dem Krankenbereich eins.
Vielleicht glauben diese Biester ja nicht daran, dass der Blitz zweimal einschlägt…
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Stein wusste nicht genau, warum ihre Beine sie zurück zur Brücke getragen hatten, doch nun war sie hier. Sie zögerte letztlich jedoch vor der Tür. Wollte sie denn den Käpt’n wirklich so bald wiedersehen? Wie würde er denn auf sie reagieren? Würde er sie nicht sofort wieder rauswerfen?
Sie wollte die Brücke eigentlich nicht betreten, d och die einzige Alternative erschien ihr als größere Qual. Nämlich dass sie weiter allein in ihrem Quartier sitzen und dort mit ihrem Verstand darüber debattieren musste, was sie alles falsch gemacht hatte.
Ein guter Freund wäre jetzt eine große Hilfe gewesen, doch außer Johannson hatte sie eigentlich niemanden zum Reden. Und der war gerade wirklich keine Alternative…
Also blieb ihr gerade nur noch übrig herauszufinden, ob sie mit Jason zumindest auf professioneller Ebene wieder zusammenfinden konnte. Eine Beziehung mit ihm war unmöglich, dessen war sie sich sicher. Sie würde als Frau nicht vor ihm zu Kreuze kriechen, doch vielleicht konnte sie an den Käpt’n in ihm appellieren, argumentieren, dass sie noch immer ein wertvolles Mitglied seines Stabes war.
Sie nahm allen Mut zusammen, a tmete ihn tief in ihre Lungen, dann schritt sie auf die Brücke. Ihr eigentliches Selbstbewusstsein schien in ihrem Quartier geblieben zu sein.
Da saß Jason – sehr präsent wie immer thronte er in der Mitte des Raumes und wie immer auf dem Platz des Käpt’n. Egal in welcher Ecke der Brücke man sich befand, es war unmöglich ihn zu übersehen und das war natürlich innenarchitektonisch genau so gewollt. Neben ihm befand sich Steins eigener Sessel, der im Moment logischerweise verwaist war.
Jason bemerkte sie zunächst nicht oder wollte sie nicht bemerkten. Er spielte stattdessen auf der Konsole neben
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