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Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bergner
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sofort wieder wegrannte. „Ätsch, fang mich doch!“, sagte es zu ihr und Clara nahm es mit der Gleichmütigkeit eines Zen-Meisters hin.
    Sie mochte diesen Ort, auch wenn sie ihn ständig mit allen anderen teilen musste. Überall flanierten hier Menschen und es kam ihr vor, als waren es stets neue Gesichter, die sie sah. Nie kam ihr irgendjemand bekannt vor, wenn sie hier war.
    Diese Oase war trotzdem allemal besser als ihr Gemeinschaftsquartier, in das sie sich nur noch zum Schlafen begab und in dem sich in letzter Zeit immer mehr Leute turnusmäßig versammelten, um über die Meuterei zu diskutieren. Lange würden sie jedoch nicht mehr warten können, um ihr Vorhaben durchzuführen, denn die Argo war nun nur noch wenige Tage von ihrer neuen Heimat entfernt. Doch diese Treffen waren ja sowieso nur die Spitze des Eisbergs; Clara hatte erfahren, dass fast die Hälfte der Schiffsbevölkerung inzwischen hinter Janine und ihresgleichen stand und dass Janine ihnen gezeigt hatte, wie sie ihre Quartiere vom Bordnetz abkoppeln konnten.
    Clara wollte nichts mehr davon wissen, sollten sie doch tun, was sie mussten. Sie wollte nur dem simulierten Wind lauschen und die gezüchteten Bäume betrachten.
    Sie saß auf einer Holzbank, die hinter einer steinernen Mauer stand, und blickte an sich hinab. Sie konnte noch immer kaum glauben, was sie sah… Kummer in seiner Ruhelosigkeit hatte auch gewisse Vorteile, denn sie hatte seinetwegen in der letzten Zeit sehr wenig gegessen und war viel in Bewegung gewesen. Deshalb waren ihr Bauch, ihre Schenkel und ihre Brüste um einige Nummern geschrumpft. Letzteres zwar zu ihrem Leitwesen, aber insgesamt fand sie, dass sie wesentlich besser aussah als noch vor ein paar Wochen. Das Pummelchen , wie ihr Vater sie mit Vorliebe vor gefühlten hundert Jahren gerne genannt hatte, war verschwunden, war geschmolzen wie die böse Hexe des Westens und eine durchaus ansehnliche, junge Frau war ihr entsprungen, die Clara gern diesem Gockel Nick Carver vorgeführt hätte. Vermutlich hätte sie ihm gefallen und er hätte sogar mit ihr geflirtet. Aus irgendeinem Grund dachte sie in letzter Zeit immer öfter an ihn…
    Caitlin und Janine waren nun seit über einer Woche ein Paar und unternahmen nichts mehr ohne einander. Normalerweise war Clara eine solch romantische Nähe, die die Beiden nun miteinander verklebt hatte, irgendwie unangenehm, aber bei denen war sie hauptsächlich neidisch, wenn Clara sie zusammen sah. Sie waren doch schließlich das perfekte Paar!
    Auch wenn das geflügelte Wort sagte, dass Gegensätze sich anzögen, hatte es doch nur für die erste Phase der Paarbindung tatsächlich Gültigkeit. Gegensätzliche zogen sich vielleicht an, doch blieben dann selten miteinander verbunden. Auf Dauer war es wohl besser, wenn Partner möglichst viele Eigenschaften und Interessen miteinander teilten, und dies war bei Jan und Caity eindeutig der Fall. Wenn man mit einer der Beiden sprach, nicht auf die Stimme achtete und dabei die Augen schloss, hätte man nicht mehr sagen können, mit wem man sich nun unterhielt.
    Eine unbestimmte Traur igkeit durchfuhr Clara.
    Traurigkeit schien ohnehin das vorherrschende Gefühl der letzten Zeit zu sein, doch diesmal hatte es nichts mit Verlust oder Einsamkeit zu tun. Oder doch? Das Gefühl war jedenfalls einer Müdigkeit nicht unähnlich. Also vergaß sie die Menschen um sich herum und ließ sich zur Seite fallen und schloss die Augen. Die Oberfläche der Bank war kalt und hart.
    Jan und Caity hatten übrigens zusammen geschafft, was niemand erwartet hatte: Sie hatten einen Zugang zum Uthrii-Netz erhalten, ob nun mit Erfolg beschieden, wusste Clara allerdings nicht. Wie die Meuterei, war es ein subversiver Vorgang gewesen, der von den Mädchen ausgegangen war. Sie sagten, wenn sie mit den Uthrii Erfolge erzielen würden, würden sie es natürlich öffentlich machen und nicht mehr meutern.
    Clara glaubte ihnen . Sie wirkten äußerst überzeugend auf sie, wenn sie die Stärke in ihrer Verbindung sah. Seite an Seite stritten sie gemeinsam…
    Natürlich war Claras Traurigkeit das Gefühl aller Menschen, die ihr Leben allein durchschreiten mussten. Das war ihr von Vornherein bewusst gewesen, doch ließ sie es erst jetzt, da sie wie ein Obdachloser auf einer Parkbank der Argo lag, in ihren Kopf eindringen. Und sie ließ es zu, dass ihre Gedanken nun von einer dunklen Strömung mitgezogen wurden, die sie in die Tiefe zog, und Clara schlief ein.
     
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    „Wie

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