Das Leben dahinter (German Edition)
In ein paar Stunden wissen wir mehr.“
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Über eine Woche war Frank Pauli inzwischen bereits unterwegs gewesen, doch nun konnte er der Anzeige endlich entnehmen, dass er nur noch Minuten von Wad’Akh’Wian entfernt war. Und seine Vorfreude wuchs mit jeder Sekunde…
Endlich daheim!
Gelebt hatte er in dieser Woche eigentlich nur in Trance.
S eine Müdigkeit war noch immer nicht verschwunden. Aber bislang hatten sich wenigstens sonst keine weiteren Symptome eingestellt. Auch ein Check durch die automatischen, medizinischen Untersuchungen ergab keine Krankheit oder Vergiftung, die den Datenbanken des Shuttles bekannt waren.
A ber das hatte auch nichts zu bedeuten. Johannson konnte ihn schließlich mit irgendeinem neuen, unbekannten Erreger angesteckt haben, um ihn in den Wahnsinn zu treiben.
U nd tatsächlich hatte er sich schon oft wie ein Irrer gefühlt, seit er unterwegs war. Hatte mit sich selbst, dem Hologramm seiner Familie und sogar nur mit seinen Händen gesprochen, war orientierungslos zwischen den Räumen im Shuttle hin und her gelaufen, hatte nicht mehr gewusst, wann er träumte und wann er wach war. Und manchmal hatte er leise Stimmen zu sich sprechen gehört, die nicht aus seinem Kopf zu stammen schienen.
Die wollen mich verrückt machen , dachte er. Die wollen, dass ich einen Fehler mache und mich selbst umbringe oder so… Aber daraus wird nichts, Freunde!
Noch war er – Frank Pauli – voll auf der Höhe, wenn auch etwas matt, und gleich war er wieder daheim.
Nur noch ein paar Sekunden!
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Stein hatte inzwischen herausgefunden, um wen es sich bei dem anderen Schiff im Subraum gehandelt hatte. Es war die Hermes .
N iemand war mehr an Bord gewesen. Alle waren sie gestorben! Das Schiff war wie leergefegt, war herrenlos zwischen der Raumstruktur umhergetrieben. Selbst ihre Position im Subraum hatte sie offensichtlich nicht davor geschützt, überfallen zu werden. Und das konnte Stein einfach nicht verstehen. Wieso war diese Mannschaft vernichtet worden, aber die auf der Argo noch gesund und munter? Was war denn anders an ihnen?
Doch diese Toten waren nicht alle gewesen; weil die Sensoren im Subraum nur sehr begrenzt arbeiten konnten, hatte Stein ein Shuttle zur Hermes geschickt, um nach Überlebenden zu suchen.
Beinahe wäre sie es selbst gewesen, die es geflogen hätte, doch eine simple Magenverstimmung hatte sie dazu gezwungen, ein junges Crewmitglied für den Flug zu verpflichten. Auch er war gestorben – Insektenvergiftung! Dreiundzwanzig Jahre alt, sein Name war Nathan Kirkland und er war erst seit ein paar Monaten Teil der Crew gewesen. Kurz nachdem er die Nahabtastung der Hermes beendet hatte und wieder in die Nähe der Argo zurückgekehrt war, war das Shuttle dann plötzlich von den Uthrii-Insekten überfallen worden. Stein hatte den Jungen kaum gekannt, trotzdem war er an ihrer statt gestorben. Sie hatte sich schrecklich gefühlt, doch letztlich konnte sie sich darauf besinnen, dass dies nun einmal unter die Kategorie Berufsrisiko fiel.
Jetzt saß Stein wieder auf ihrem Platz links neben Käpt‘n Jason auf der Brücke.
Jason hatte sich offenbar in den letzten Tagen wieder beruhigt, nachdem Stein ihm nahegelegt hatte, sie beide sollten sich doch besser auf ihre Aufgabe konzentrieren, als private Ressentiments zu priorisieren oder gar auszutragen, und irgendwie hatte das bislang gut funktioniert. Seit ihrem Zwist, hatten sie keine Freizeit mehr miteinander verbracht. Jetzt waren sie nur noch Kollegen.
Überhaupt war Stein in letzter Zeit sehr oft allein geblieben, wenn sie keinen Dienst hatte, denn auch Mikael hatte bisher keine freie Minute für sie übriggehabt. Er schien sie zu ignorieren, sie zu meiden, und sie vermisste ihn sehr.
W enn sie tatsächlich ihren momentanen emotionalen Zustand näher hätte beschreiben müssen, wäre wohl Liebeskummer das Wort ihrer Wahl gewesen. Aber das Leben ging wie immer weiter.
Sie blickte sich auf der Brücke um.
Momentan war alles ruhig und es schien auch irgendwie immer ruhiger zu werden. Die Brückenbesatzung verließ offenbar nach und nach den Raum. Anscheinend grundlos, anscheinend mit Aufträgen oder Schichtwechseln. Die Anzahl der Menschen hier hatte merklich abgenommen, doch sie dachte sich nichts dabei. Nur kurz fühlte sich Stein an das Meer erinnert, das sich kurz vor einer Flutwelle vom Strand zurückzog, sie vertiefte diesen Gedanken jedoch nicht weiter.
Sie wusste nicht, wie Recht sie aber mit dieser
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