Das Leben dahinter (German Edition)
dass Jason etwa einen Kopf größer war als er.
„Sie können mich mal“, entfuhr es ihm. Er sprach nur durch die Zähne, sein Mund war dabei kaum geöffnet, wodurch er für sich selbst wie eine Schlange klang. Er bemerkte aus den Augenwinkeln, wie die Leute vorsichtig und pikiert den Raum verließen.
„Wir werden uns weder miteinander arrangieren noch Freunde werden, Käpt‘n.“ Johannson riss seinen Arm mit einem Ruck aus dem Griff. Er spürte dabei, dass die Hand des Käpt’n leicht zu zittern schien. „Und diese kleine Farce hier wird hoffentlich keine Früchte tragen.“
Der Käpt’n griff noch einmal nach und zog ihn dicht an sich. Johannson konnte dabei sein Aftershave riechen – irgendetwas mit Moschus – und er fragte sich, wie der Duft an ihn gelangt war, denn der Käpt’n rasierte sich ja offensichtlich nicht.
„Sie sollten sich besser nicht mit mir anlegen“, flüsterte Jason in sein Ohr. „Sie haben keine Ahnung, mit wem Sie es zu tun haben.“
„ Sie können mir drohen, soviel Sie wollen, mein Herzblatt“, sagte Johannson so nonchalant es ihm möglich war und versuchte sich erneut aus den schraubzwingenartigen Pranken des Käpt’n zu befreien. Diesmal gelang es ihm jedoch nicht und der Schmerz wurde langsam unerträglich. Und das Zittern des Käpt’n war diesmal deutlicher zu spüren.
„Jetzt reicht’s!“ Lisa fuhr zwischen die beiden. „Hört ihr vielleicht mal mit eurem vorsintflutlichen Geplänkel auf?“ Ihre Augen hasteten zwischen Johannson und Jason hin und her. „Das ist ja nicht zu ertragen. Domenic…“ Sie blieb beim Käpt’n hängen. „Ich hab dir gesagt, dass das zwischen uns, was auch immer es war, vorbei ist und ich mit Mikael zusammen bin.“
Sie hat es ihm gesagt?
„Ich dachte, das hätten wir schon lange geklärt. Also hör damit auf, ihn deswegen als deinen privaten Feind zu behandeln! Wie du schon sagtest, wir haben keine Chance, wenn wir uns gegenseitig zerfleischen.“
Johannson musste unwillkürlich grinsen, weil diese kleine Frau den Käpt’n derartig angegangen hatte. Für diesen Augenblick war die alte Lisa zurück mit der geballten Macht all ihrer Wut. Und offenbar waren seine Bedenken ihr gegenüber unnötig gewesen. Sie interessierte sich nicht mehr für den Käpt’n. Alles war gut.
Plötzlich drehte sie sich jedoch auch zu Johannson um.
„Und du“, zischte sie. „ hör auf so dämlich zu grinsen, du bist nicht besser!“
Er schreckte zurück, als sie auf ihn losging. Der Käpt’n hatte ihn inzwischen endgültig losgelassen.
„Du lässt dich darauf ein. Ihr beide seid wie zwei Fünfjährige.“ Sie schüttelte den Kopf und warf die Hände hoch. „Ihr macht mich krank!“
Darauf stapfte sie wütend aus der Versammlungshalle.
Johannson blieb mit dem Käpt’n allein zurück. Nach einigen Sekunden voller verdutzter Blicke, drehte sich auch der Käpt’n um, ging einige Schritte und ließ sich dann auf einen Stuhl fallen, den Rücken zu Johannson gewandt.
„Sie hat recht“, meinte Jason dann mit ruhiger Stimme. „Wir sollten uns einkriegen.“
Johannson nickte.
„Wir sollten versuchen, unser Problem miteinander zu lösen.“
Johannson nickte erneut.
„Und das werden wir.“ Der letzte Satz des Käpt‘n hatte wie eine Drohung geklungen, doch Johannson hatte nicht darauf geachtet. Er war zu sehr in seinen Gedanken versunken und bereits dabei, Lisa nachzulaufen.
Gespräche
Alles, was Miles in der letzten halben Stunde zu Clara gesagt hatte, schien von ihr abgeprallt zu sein wie Wasser von einer Lotusoberfläche. Sie lag nur auf ihrem Bett und schien auf etwas zu warten.
Die se merkwürdige Abstimmung über die Führung ihrer Kolonie hatten sie vorhin nur ganz nebenbei unterzeichnet, als zwei Drohnen unverhofft in das Zimmer geschlichen waren. Natürlich würde es der Käpt’n werden, glaubte Miles. Trotz ihrer früheren Ressentiments und Miles‘ persönlicher Abneigung gegen ihn, war er wohl ein geeigneter Mann für diese Position, und das würde das Gros der Kolonisten ebenfalls so sehen.
Und nun saß Miles neben Clara auf einem Stuhl und wusste nicht mehr weiter. Er war hergekommen, um herauszufinden, was mit ihr nicht stimmte. Jedes Mal, wenn er sie in den letzten Tagen gesehen hatte, war sie wie ein Gespenst erschienen, nie wirklich präsent gewesen und hatte praktisch nichts ihre Aufmerksamkeit gewidmet. Aber meist war sie ohnehin nicht in der Öffentlichkeit zu finden, verkroch sich hier und schien sich
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