Das Leben dahinter (German Edition)
erschien das Schriftstück. Johannson stellte sich vor, wie die anderen in ihren Häusern, die die Ansprache verfolgt hatten, jetzt verdutzt ebenso hinter einer solchen Drohne saßen, die bis eben noch an ihrem Haus gearbeitet hatte.
„Ich möchte niemanden drängen“, unterstrich der Käpt’n und ging zurück zur Stirnseite des Versammlungsraums. „Die Abstimmung wird erst gültig, wenn wirklich jeder eine Stimme abgegeben hat. Lassen Sie sich Zeit.“
Mit einer Waffe an der Brust wird natürlich niemand gedrängt , dachte Johannson, sagte es aber diesmal nicht.
Die Leute saßen da und lasen langsam und sichtlich überfahren die Vorlage. Auch Johannson begann zu lesen. Es handelte sich im Prinzip um das, was der Käpt’n ihnen gerade erläutert hatte; Etablierung einer Regierungsinstanz zur Regelung des täglichen Lebens und des weiteren Vorgehens durch legislative Maßnahmen, die natürlich stets in demokratischer Abstimmung mit der Bevölkerung getroffen werden sollten. Dann folgten wenige Schwerpunkte, auf die sich die ersten Gesetze beziehen sollten, wie die Schaffung einer medialen Infrastruktur, einige Verstoßszenarien, deren Sanktionierungen, die Schaffung eines ökonomischen Modells und so weiter. Grundsätzlich waren die angestrebten Gesetze eine ziemlich genaue Wiedergabe des Manifestes, das seinerzeit für das Leben auf Wad’Akh’Wian aufgesetzt worden war.
A lles wird besser, aber nichts ändert sich , dachte Johannson und überlegte, dass er diesen Gedanken schon einmal gehabt hatte. Ihm fiel nur nicht mehr ein, bei welcher Gelegenheit.
Als Wahlmöglichkeiten waren unter dem Schriftstück nur „Domenic Jason“ , „Weiterer Vorschlag“ oder „Stimmenthaltung“ angezeigt.
Ohne weiter darüber Nachzudenken wählte Johannson automatisch „Weiterer Vorschlag“ aus und wurde dazu angehalten, jemanden zu nominieren.
Natürlich war das Hologramm genau auf seine Augen ausgerichtet, sodass niemand erkennen konnte, wofür er sich entschied. Die Steuerung geschah durch seine Augenbewegungen, um beobachtbare Rückschlüsse über die Wahl auszuschließen. Angeblich war dieses Wahlverfahren sehr anonym, doch Johannson wusste natürlich, dass Wahl und Wähler dauerhaft im Netz miteinander verknüpft blieben, auch wenn ihm stets das Gegenteil eingeimpft worden war. Anonym war daran nichts. Doch Johannson war es egal, der Käpt’n wusste ohnehin bereits, dass er sich gegen ihn entscheiden würde.
Mangels besserer Ideen wählte er statt Jason einfach den erstbesten, den er unter den Kolonisten kannte: Miles Finley. Er war natürlich kaum dafür geeignet, sie anzuführen, doch für Johannsons Statement genügte er.
Als er fertig war, schienen auch die anderen soweit zu sein, die Hologramme war en beinahe überall verschwunden und Gemurmel hatte eingesetzt.
„ Musstest du Domenic derartig brüskieren?“, fragte Lisa leise flüsternd.
„Wir können uns eben nicht besonders leiden. Ist doch nichts dabei, wenn wir uns das auch zeigen, oder?“
„Im Grunde schon… Nur denke ich nicht, dass das weise ist. Wie gesagt, dieser Mann ist zu allem fähig.“
„Mag sein … Dafür denke ich wiederum nicht, dass es ist eine gute Idee ist, wenn gerade er die Führung übernimmt.“
„Ehrlich gesagt“, versetzte Lisa. „ich wüsste nicht, wer dafür besser geeignet sein sollte.“
„Du hast also für ihn gestimmt?“ Johannson versuchte seine Stimme im Zaum zu halten.
„Nun…“
Das war nicht zu glauben! Wie konnte sie nur Jason eine Führerschaft zugestehen, wenn sie doch wusste, dass er ein derartig unberechenbarer Zeitgenosse war?
Hatte sie vielleicht doch noch Gefühle für ihn?
Doch Johannson besann sich zur Gelassenheit, hob sich seine Wut für später auf. Er wollte schließlich nicht vor dem Käpt’n explodieren.
„Das werden wir bereuen“, meinte er stattdessen flüsternd und erhob sich, um zu gehen. Doch der Käpt’n war wieder bei ihm und hielt Johannson am Arm fest. Ein Schmerz durchzuckte ihn, als die Impulse des Klammergriffes sein Gehirn erreichten.
„Ich will Ihnen nur noch sagen“, funkelte der Käpt’n ihn mit einem wahnsinnigen Grinsen an. „dass wir uns besser arrangieren sollten.“ Sein Blick streifte Lisa. „Zum Wohle unserer Gemeinde.“
Statt sich einschüchtern zu lassen, baute sich Johannson vor dem Käpt‘n auf. Er probierte es jedenfalls. Den ziehenden Schmerz in seinem Arm versuchte er dabei so gut wie möglich zu ignorieren. Und auch die Tatsache,
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