Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bergner
Vom Netzwerk:
fast komplett ausfüllte, stand plötzlich da; ein Kerl, dessen geschorener Kopf die Form eines Rammbocks hatte und dessen Nacken jede Guillotine zu Zeiten der französischen Revolution zur Aufgabe gezwungen hätte. Jemand, der einem den Fluchtinstinkt eines kleinen Säugetieres gegenüber seinem Fressfeind bewusst machte. Ansätze von dunklen Haaren waren noch auf der Beule, die seinen Kopf ausmachte, zu erahnen.
    „Smith?“, flüsterte Johannson erschrocken zu Pauli herüber.
    „Nein“, antwortete er leise, den unbekannten Hünen fixierend. „Der hier ist neu. Aber genauso groß. Wo kriegen die eigentlich immer diese evolutionären Meisterwerke her?“
    „Meine werten Herren“, dröhnte der Riese, „der Käpt‘n ist an Ihrer Geschichte interessiert und ich bin hier, um sie zu hören.“
    Kurze , geschockte Stille setzte ein, bevor Johannson das Wort ergriff:
    „Stellt man sich höflicherweise nicht erst einmal vor, bevor man jemanden ausquetscht?“
    Pauli schmunzelte still in sich hinein, die Wut war für den Moment verflogen, war Staunen und Ehrfurcht vor Johannsons Kühnheit im Angesicht des Riesen gewichen. Er beobachtete nun sein kolossales Gegenüber genau und war auf dessen Reaktion gespannt.
    Der Hüne verhielt sich zunächst erwartungsgemäß zu seiner Statur und der primatenhaften Schädelform; er lief als Erstes rötlich an. Die Vene an seiner Schläfe pulsierte, sein Blick verfinsterte sich und schuf eine mordlüsterne Grimasse, deren Aufmerksamkeit zwischen beiden Männern hin und her sprang. Nun bekam Pauli Angst!
    Zu seiner Überraschung lachte Stiernacken jedoch nur urplötzlich schallend auf, fing sich ein paar Sekunden später wieder und setzte dann ein dermaßen unechtes Lächeln auf, wie es Pauli noch nie gesehen hatte. Es war fast unheimlicher als die finstere Mine zuvor.
    „Aber ja“, sprach er dann beinah zuckersüß. „Wo sind nur meine Manieren? Mein Name ist John Cameron.“
    Das Lächeln verschwand wieder und Pauli war beinah froh darüber. Der Riese trat einen Schritt auf beide Männer zu. Beide Männer traten einen Schritt zurück. Dann sprach er mit tiefer Stimme weiter: „Ich bin Leiter des Sicherheitsteams hier auf der Argo.“
    Cameron schnaubte die Beiden wie ein wilder Stier an.
    „ Käpt‘n Jason und ich wollen wissen, was genau auf der Erde passiert ist. Von Anfang an! Und geben Sie sich keine Mühe, mich zu belügen. Ich würde es merken, glauben Sie mir.“
     
    ---
     
    „Aber aber…“, mischte sich plötzlich beschwichtigend eine weibliche Stimme hinter Cameron ein. Es war Johannson nicht möglich zu sehen, zu wem diese Stimme gehörte, weil noch immer dieser Schrank von einem Kerl zwischen ihm und der Tür stand, doch plötzlich sprang eine großgewachsene, dunkelhaarige Frau hinter Cameron hervor, die neben dem Koloss noch immer ziemlich klein aussah.
    „John“, sagte sie zu ihm mit einer Hand an seinem Arm. „jetzt schüchtern Sie unsere Gäste bitte nicht ein. Das hat noch nie gut funktioniert. Wir sind doch alle Freunde hier.“
    Johannson stieß dieser letzte Satz sauer auf, er war jedoch innerlich über die offensichtliche ‚Guter Bulle, böser Bulle‘-Nummer, die die beiden nebeneinander grotesk wirkenden Gestalten hier zu starten schienen, amüsiert. Die neue Teilnehmerin in ihrem Stelldichein wandte sich ihm zu. Sie hatte blitzende, blaue Augen, war etwa Mitte dreißig und ihre Haare waren zu einem Bubikopf geschnitten. Sie streckte Johannson ihre Hand entgegen.
    „Hallo! Ich bin Lisa Stein“, grinste sie ihn fast überschwänglich an.
    Aus den Augenwinkeln nahm er die ungehaltene Mine von Cameron wahr, der seine Hände in die Hosentaschen stopfte.
    „Entschuldigen Sie bitte den Ton meines Kollegen. Und dass wir Sie auf so unerfreuliche Weise auf die Argo bringen mussten. Ich hoffe, Ihrem Kopf geht es wieder einigermaßen…“
    Johannson nickte nur reserviert. Er wusste um die Macht des Schweigens und würde auch nicht verbal reagieren, bevor die Stein und Cameron nicht mit dem Verhör beginnen mochten.
    Seine Haltung schi en ihr nicht entgangen zu sein.
    „Bitte begleiten Sie uns“, fügte sie ein wenig trotzig nach.
    Cameron quetschte sich sofort wieder durch die Tür, Stein folgte ihm, nachdem sie mit einem unheimlichen Lächeln noch ein paar Sekunden in den Raum gestarrt hatte. Johannson sah noch einmal zu Pauli herüber, der mit einem Achselzucken antwortete. Dann verließen auch sie den Raum, dem Untier und dessen Dompteuse

Weitere Kostenlose Bücher