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Das Leben dahinter (German Edition)

Das Leben dahinter (German Edition)

Titel: Das Leben dahinter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Bergner
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auftauchte.
    Nun war es soweit und Pauli stockte der Atem, als er seine eigentliche Heimat erblickte. Gemächlich schob sich Wad’Akh‘Wian ins Bild als wäre er ein gewaltiger, freundlicher Begleiter – als war er ein alter Freund, den Pauli viel zu selten besucht hatte.
    Die Fenster d es Raumes waren zur Hälfte im Boden zu seinen Füßen eingelassen und boten damit ein ausgedehntes Panorama auf das Land und das Meer unter ihm. Der Planet war praktisch genauso zum Greifen nah wie der Teppich unter Paulis Füßen. Die riesige Kugel war grün und blau und glitzernd und mit weißen Streifen überzogen. Der Terminator zog sich diagonal über die Oberfläche des Superkontinents Agenor und brachte dabei dunkelblaue Nacht und Myriaden kleiner Lichter mit sich. So als hatte der Planet zwei Gesichter; links lichte Ordnung und rechts düsteres Chaos.
    Auf der dunklen Seite und über den schimmernden Rand hinaus erkannte Pauli noch weitere Punkte, sie blinkten und bewegten sich. Es waren die künstlichen Satelliten, die Wad’Akh’Wian in niedriger Höhe umkreisten. Kommunikationssatelliten, Forschungssatelliten, Abhörsatelliten und wer weiß, was sonst noch alles. Pauli konnte aus seiner Position sogar den Mond sehen. In Akham hatte er Bashkum geheißen, doch jetzt hieß er Aurora , nach der Schwester der Göttin Luna benannt. Aurora hing majestätisch und silbern neben Wad’Akh’Wian auf der linken Seite von Paulis Blickfeld. Er fragte sich kurz, warum die Pioniere dem Planeten nicht auch eine Bezeichnung wie Gaia oder Tellus oder einen anderen Namen der menschlichen Geschichte gegeben, sondern irgendwann den alten Namen aus Akham übernommen hatten. Vermutlich war aber deren Ehrfurcht vor der Existenz einer extraterrestrischen, intelligenten Rasse damals zu groß gewesen.
    Es war erstaunlich, wie viele Details aus dieser Höhe noch erkennbar waren. Wenn er genau hinsah, konnte er sogar Flüsse und Berge auf der Landmasse ausmachen, ebenso winzig anmutende Wolkenbänder und sogar deren Schatten. Hier und da sah er runde Gebilde wie Sommersprossen auf der grünen Oberfläche. Es waren großzügig angelegte, automatisch erschaffene Standardstädte mit einer Fläche von je zweihundert Quadratkilometern und einer Kapazität für etwa eine Million Menschen. Und irgendwo da unten war seine Familie.
    Plötzlich war er wieder daheim bei seinen Eltern , in einem kleinen Haus am Rande einer solchen Metropole.
     
    Er ist acht, es ist Sommer und es hat gestern Abend geregnet.
    Der Rasen ist noch klamm und duftend und er spielt draußen im Garten mit einem Modellraumschiff – vielleicht ist es sogar die Argo – und sein älterer Bruder Daniel taucht auf. Er fragt Frank, ob er mitspielen könnte. Und weil Frank Angst vor ihm hat, lässt er ihn gewähren.
    Sie reich en sich eine Weile abwechselnd gegenseitig das Raumschiff und lassen es durch einen imaginierten Kosmos fliegen, immer auf der Suche nach Abenteuern.
    Daniel nimmt es irgendwann wieder an sich und ruft:
    „Mayday! Mayday! Unsere Steuerung ist kaputt!“
    Er fuchtelt wild mit dem Raumschiff herum.
    „Mayday! Wir müssen im Wasser landen!“
    Dann wirft sein gemeiner, großer Bruder Franks Raumschiff einfach in den Fischteich der Nachbarn.
    „Warum machst du das?“, wimmert Frank.
    „Mir ist langweilig“, antwortet Daniel.
    Vor Wut rennt Frank ihn über den Haufen und schlägt so hart er kann zu. Aber Daniel lacht nur spöttisch und sagt:
    „Aua ! Das hat mir jetzt aber mal so richtig doll wehgetan…“
    Dann schl ägt Daniel zurück und dieses Mal tut es weh. Und zwar richtig doll!
    Später hat Frank dann weinend zu seinem Vater gesagt, dass er selbst das Raumschiff in den Teich geworfen hat. Ohne besonderen Grund. Weil ihm langweilig war. Von dem blauen Fleck an seinem Arm hat er nichts gesagt.
    Sein Vater fragt ihn, ob er denn keine Ahnung vom Wert der Dinge habe. Er bekommt eine Woche Hausarrest.
     
    Inzwischen hatte Pauli seinem älteren Bruder irgendwie verziehen. Er wusste mittlerweile, dass dieser selbst an einem Minderwertigkeitskomplex zu leiden hatte, den er an Pauli auslassen musste. Er hatte ihm und seinen Eltern irgendwie verziehen…
    Er spürte plötzlich eine Hand auf seiner Schulter. Er erschrak und fuhr herum.
    Johannson stand neben ihm und lächelte ihn an.
    „Überwältigend, nicht?“, sagte er schwelgend und blickte hinaus.
    „Ja“, antwortete Pauli und kaute auf seiner Unterlippe herum. „Aber mir ist gerade wieder eingefallen,

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