Das Leben dahinter (German Edition)
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Gestern Abend hatten sie mit einem Grill und Wein einen simulierten Sonnenuntergang genossen , geredet und gegessen. Onkel Martin hatte hinter dem Grill gestanden und – nach eigener Aussage – die besten Hamburger der Galaxie gemacht. Miles hatte sich nur die ganze Zeit gefragt, ob die atmosphärische Wiederaufbereitungsanlage wohl mit den Unmengen an Rauchschwaden fertig werden würde, die er dabei mitproduziert hatte. Als er dann auch noch seine Gitarre hervorholte und eine unmelodische Waise erklingen ließ, musste Onkel Martin einige spöttische Nettigkeiten zu seiner Koch- und Sangeskunst über sich ergehen lassen. Es war ein witziger Abend. Ja, man konnte hier eine durchaus unbeschwerte Zeit verleben.
Der Port für ankommende Lieferungen war hinter dem Haus, also lief Miles darauf zu. Doch als er beinahe angekommen war und sich erneut den Sternenhimmel ansehen wollte, blieb er plötzlich wie angewurzelt stehen.
Seine Kinnlade klappte ungläubig herunter.
Oh nein!
Cheung kam hinter ihm angelaufen.
„Hey“, rief er. „mal nicht so schnell. Wir hab– Was ist denn mit dir?“
Miles wies nach oben, auf den Punkt, den er mit den Augen fixiert hatte.
„Heilige r Strohsack!“, stieß Cheung aus und machte einen Satz nach hinten.
S chräg über ihnen hing ein riesiges Schiff außerhalb der Kuppel. Ein gewaltiger, weißer Vogel, der mitten in der Bewegung erstarrt war, starrte sie argwöhnisch an.
„D as ist die Argo“, erklärte Cheung mit gedämpfter Stimme.
„ Scheiße!“, rief Miles aus. „Die haben uns doch gefunden!“ Nachdem er nun endlich begriffen hatte, was er sah, löste er sich aus seiner Starrte und machte sofort kehrt. Cheung blieb zurück.
Er musste mit denen reden! Wenn die sie vernichten wollten, sollte diese kleine Oase wenigstens erhalten bleiben. Er würde sich niemals verzeihen, wenn dem alten Onkel Martin etwas geschehen würde!
Ohne auf Cheung zu warten hastete Miles zurück zum Haus, in dessen Eingang noch immer Martin stand.
Er besaß in seinem eremitischen Umfeld zumindest noch eine Kommunikationsanlage für kurze Reichweiten, um mit seinen Lieferanten sprechen zu können.
„Hast du irgendeinen Ruf bekommen?“, rief er ihm entgegen.
„Was?“
Miles spurtete an ihm vorbei. Die Anlage befand sich im Keller. Martin blieb verwirrt stehen.
„ Hol die Mädchen! Die PRO ist hier!“, rief Miles, während er die Kellertür öffnete.
„WAS?!“
„Es tut mir wirklich leid, Onkel Martin! Ich dachte, die finden uns hier nicht. Aber ich werde mit denen reden… Mach dir keine Sorgen.“ Er rannte die Treppe hinab.
„Alles wird gut!“
Das selten genutzte Kommunikationsgerät in der hinteren Ecke des Kellers war bereits aktiv geworden, nachdem es die Argo erfasst hatte. Die Anzeigen leuchteten in die Dunkelheit hinein. Ein Kennungsmodell der Argo hing klein über dem Terminal. Ein rot leuchtender Schriftzug zeigte Miles an, dass bereits ein Ruf von dem Schiff einging.
„Verdammt!“, entfuhr es ihm, als er vor dem Terminal platznahm. Er fuhr sich noch zweimal unbewusst durchs Haar, bevor er den Ruf annahm. Ein älterer, gedrungener Mann erschien in dem Hologramm. Er war ungefähr so alt wie Onkel Martin.
„Endlich“, sagte der Mann sichtlich aufgebracht. „Wir versuchen es schon eine Weile!“
Dann blickte er Miles erstaunt an.
„Wer sind Sie?“
Mit dieser Frage hatte Miles nicht gerechnet. Waren Sie nicht seinetwegen hier?
„Äh… ich grüße Sie, ich–“
„ Ach auch egal, wer Sie sind“, antwortete der Mann jedoch hastig. „Sie müssen sofort mitkommen! Jeder auf diesem Planetoiden. Wir haben keine Zeit mehr!“ Ihm war beim Sprechen die Puste ausgegangen, so eilig waren die Worte über seine Lippen gekommen. Der Mann holte tief Luft. Miles öffnete den Mund, um eine Frage zu stellen, doch der Alte rede sofort weiter:
„Keine Zeit für Erklärungen! Ein Shuttle ist unterwegs zum Port. Egal, wer alles bei Ihnen ist, kommen Sie alle sofort dorthin! Es geht um Leben und Tod!“
„Was ist los?“ , fragte eine Stimme hinter Miles.
Martin, Cheung und der Rest der Gruppe standen plötzlich in der Kellertür. Martin kam angelaufen.
„Robert, bist d u das?“
„Hallo Martin. Ja , ich bin auf der Argo“, antwortete der Alte. „Und jetzt los. Geht zum Port oder es erwischt euch auch!“
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Robert Tornow war Martins Lebensmittellieferant und ein langjähriger Freund. Martin konnte sich beim besten Willen keinen Reim
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