Das Leben dahinter (German Edition)
geschah. Sein Gehirn schien ausgesetzt zu haben.
Er fühlte nur noch. Er fühlte Trauer und Kraftlosigkeit. Er wollte sich einfach neben Johannson legen und warten, bis dieser seltsame Traum vorüber wäre. Doch es ging nicht, denn jemand packte ihn am Arm und zog heftig daran.
„Raus mit Ihnen!“, dröhnte es plötzlich neben seinem Ohr.
Er ließ sich von der Brücke ziehen. Wie eine Karawane ging es Richtung Ausgang. Mitglied des Sicherheitsteams trug Pauli wie eine Statue – Mitglied des Sicherheitsteams zog Johannson wie einen Mehlsack…
In ihm manifestierte sich auf dem Weg durch ein en Tunnel ein einziger Gedanke:
Das ist alles deren schuld!
Taxi
Miles Finley ahnte nicht, dass sich ihr aller Problem in den nächsten Tagen mit einem Schlag – quasi mit winzigen Flügelschlägen – vollständig erledigen würde und dass noch viel größere Schwierigkeiten auf sie zukommen würden. Eine Verbindung zum Netz war hier nicht existent, sodass sie von der Apokalypse auf Wad’Akh’Wian nichts mitbekommen hatten.
Noch immer überlegte er wie es jetzt weitergehen sollte, nachdem sie von Claras Onkel Martin aufgenommen worden waren. Sollten sie sich für immer hier verschanzen und vor der PRO verstecken?
Er saß in seinem Zimmer. Eigentlich hatte er etwas schlafen wollen, doch sein Geist arbeitete unaufhörlich, trotz der Müdigkeit. Er konnte sich aber nicht auf irgendetwas konzentrieren und seine Gedanken schweiften ständig ab, obschon das bei Miles ohnehin ein Dauerzustand war. Nicht umsonst wurde er Der wirre Finley genannt. Dieses Problem hatte er allerdings schon, solange er denken konnte, und es war nicht seinem Alter geschuldet. Caitlin war da ganz anders, sehr zielstrebig und fokussiert. Sie mochte es nicht, wenn ihr Vater keinen Durchblick hatte. Aber er konnte doch nichts dafür.
Sein Zimmer war nett eingerichtet, gemütlich, mit Holzverkleidungen an den Wänden. Die technischen Errungenschaften der letzten Jahrhunderte schienen hier keinen Platz zu haben. Vielleicht einmal davon abgesehen, dass sich dieses Haus auf einem fernen Planetoiden unter einer Kuppel mit künstlicher Atmosphäre befand und dass Gravitationsgeneratoren unter ihren Füßen für eine G-Umgebung sorgten. Aber sein näheres Blickfeld war mehr als rustikal. Neben seinem Bett stand ein Beistelltisch aus Holz mit Häkeldeckchen und einem Wasserkrug darauf. Das Essen kam nicht aus einem FoodJet, sondern aus Onkel Martins Vorratskeller. So viel echtes Fleisch, wie in den letzten zwei Tagen, hatte er im gesamten vorigen Jahr nicht gegessen.
Martin hatte sich vollständig von der PRO abgewandt. Er war eigentlich einer der Rohstofftechniker gewesen, die in diesem Asteroidenfeld mit dem Abbau begonnen hatten. Doch nachdem sich ihm die erste Gelegenheit geboten hatte, kappte er alle Verbindungen zur Organisation und installierte eine kleine Biosphäre auf diesem Himmelskörper, den er etwas blasphemisch Kanaan – nach dem gelobten Land in der Tora – benannt hatte. Lediglich verdeckte Nahrungsmittellieferungen verbanden ihn noch mit dem Rest der Menschheit. Der alte Martin wusste nicht, ob sie je nach ihm gesucht hatten, aber es war ihm auch egal. Anfangs hatte es ihm gar nicht gepasst, dass die Nautilus auf seinen Planetoiden zusteuerte. Doch Clara konnte ihn schnell davon überzeugen, dass sie keine Verbindung zur Organisation hatten und damit für ihn ungefährlich waren. Sie hatte ihm die ganze Geschichte in Kurzform erzählt und Martin war sich letztlich sicher, dass sie bei ihm niemand finden würde. Also hatte er dem Besuch zugestimmt.
Welches Problem ihn mit der PRO verband und warum er dieses einsame Leben gewählt hatte, wusste Miles nicht. Er wollte ihn aber auch nicht danach fragen. Auch woher er die finanziellen Mittel für das einsame Leben nahm, blieb eine nicht gestellte Frage. Hier konnte er kaum selbst für seinen Unterhalt sorgen, der Boden bestand hauptsächlich aus Silikaten und war damit nicht für Anbau zu gebrauchen. Die Mildtätigkeiten anderer und Freundschaft zu den Arbeitern schienen jedoch einen großen Teil seines Einkommens auszumachen. Er hatte sich auch von seiner Familie komplett isoliert und es war nur über geschmuggelte Botschaften möglich, einige wenige Zeilen zu übermitteln.
Miles erhob sich aus seinem Bett, es hatte ja ohnehin keinen Zweck. Und wenn er schon nicht schlafen konnte, konnte er das genauso gut im Gemeinschaftsraum tun. Vielleicht würde er auf einem der alten Geräte
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