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Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Das Leben, das uns bleibt (German Edition)

Titel: Das Leben, das uns bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Beth Pfeffer
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im mindesten interessierte, stellte fest, dass dem nicht so war, und griff nach dem nächsten.
    In dem dritten Buch, das ich mir ansah, steckte ein schmaler Papierstreifen. Ich zog ihn heraus. Es war eine Einkaufsliste, die Mom offenbar als Lesezeichen verwendet hatte.
    Milch
    Römersalat
    O-Saft
    VKB
    Butter
    Eier
    Himbeermarmelade
    Mehr nicht. Nur sieben Sachen auf der ganzen Liste. Es dauerte einen Moment, bis ich begriff, dass
›VKB‹ Vollkornbrot heißen sollte. Ich habe schon so lange kein Brot mehr gegessen, erst recht kein Vollkornbrot.
    Auch die anderen Sachen – es muss ewig her sein, dass ich an Butter oder Himbeermarmelade auch nur gedacht habe.
    Ich kann nicht behaupten, dass mich der Anblick dieser Liste (denn ich konnte die Augen nicht von ihr abwenden) hungrig gemacht hätte. Ich habe sowieso immer Hunger. Die Lebensmittel, die wir jede Woche bekommen, halten uns zwar am Leben, aber satt wird man nicht. Auch nostalgisch wurde ich bei dieser Liste nicht – ach, die gute alte Zeit, als man die Luft noch atmen und sich ein bisschen Himbeermarmelade auf den Vollkorntoast streichen konnte! Mag sein, dass Maria Stuart ihren Vollkorntoast, falls es das überhaupt schon gab, vermisst hat, aber ich nicht. Darüber bin ich längst hinaus.
    Nein, es war der Römersalat, der mir keine Ruhe ließ. Dieses Wort ›Römersalat‹ in Moms Handschrift, das sie wer weiß wann geschrieben hatte, rief mir in Erinnerung, wer wir waren, wer wir einmal gewesen sind: eine Familie, die Römersalat aß. Bei anderen Familien gab es Eisbergsalat, Feldsalat oder Kopfsalat. Bei uns Römersalat. Die Familie Evans in Howell, Pennsylvania, aß am liebsten Römersalat.
    Was ist mit den anderen Familien, bei denen es Römersalat und Himbeermarmelade gab? Oder sind wir die letzten Menschen auf der Welt, die so was gegessen haben?
    Irgendwo muss es doch noch Leute geben, die Eier essen und Milch trinken. Keine Ahnung, wo das sein könnte und wie sie an diese Sachen herankommen. Aber ich wette, irgendwo in dem, was von Amerika noch übrig ist, gibt es Menschen, die noch genug zu essen, Strom und jede Menge Bücher haben.
    Der Präsident hatte Kinder. Der Vizepräsident Enkelkinder. Millionäre, Senatoren, Filmstars – alle hatten eine Familie. Solche Leute müssen nicht mit zwei Dosen Gemüse am Tag auskommen.
    Ob sie wohl noch Einkaufslisten schreiben? Und ob ein paar von ihnen am liebsten Römersalat essen?
    30. April
    Ich hasse Sonntage. Und diesen hier finde ich besonders schrecklich, weil es der letzte im Monat ist.
    Jeden Montag kommt Mr Danworth und bringt uns unsere Tüten mit Lebensmitteln – zusammen mit ein paar Neuigkeiten und dem Gefühl, nicht die einzigen Menschen in Howell zu sein. Und jeden Sonntag, auch wenn keiner von uns es sagt, haben wir Angst, dass er vielleicht nicht mehr kommt, dass die Lieferungen eingestellt werden, und dass dann alles wieder so wird wie im Winter, als wir ganz allein waren und fast verhungert wären.
    Nur dass es jetzt noch schlimmer wäre, weil wir eine Zeit lang wieder Nahrung hatten und neue Hoffnung geschöpft haben.
    Hätte ich nicht wieder angefangen, Tagebuch zu schreiben, wäre mir gar nicht aufgefallen, dass heute der letzte Sonntag im April ist. Es gibt überhaupt keinen Grund anzunehmen, dass sich irgendetwas ändert, nur weil ein neuer Monat beginnt. Aber es ist wieder eine Sache mehr, vor der man Angst haben kann. Vielleicht waren die Lebensmittellieferungen ja nur bis Ende April vorgesehen?
    Ich hasse Sonntage.



1. Mai
    Heute kam keine Lebensmittellieferung.
    Wir haben den ganzen Tag gewartet. Bei jedem Geräusch ist einer von uns zusammengezuckt. Nach einer Weile hat Mom dann aufgegeben, so zu tun, als würde sie Jon und mir was beibringen.
    Es wird nie richtig hell, aber jetzt, im Frühling, ist es etwas länger weniger dunkel. Irgendwann mussten wir uns trotzdem eingestehen, dass es Abend war und Mr Danworth nicht mehr kommen würde.
    »Ein paar Tage kommen wir zurecht«, sagte Mom. »Wir haben noch einige Vorräte in der Speisekammer. Ungefähr für eine Woche, wenn wir vorsichtig sind.«
    Es muss ja nicht sein, dass wir nur noch eine Mahlzeit am Tag essen und Mom gar nichts mehr.
    »Dass die Lieferung ausbleibt, muss nicht heißen, dass es keine Lebensmittel mehr gibt«, sagte Matt. »Vielleicht kann Mr Danworth den Motorschlitten nicht mehr benutzen. Oder das Benzin ist ausgegangen. Ich fahr morgen in die Stadt und frage nach.«
    »Aber du gehst nicht allein«, sagte

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